Millionär Interview 39 – Reblaus 25 Jahre Trading

Veröffentlicht am

Millionär Interview Reblaus Österreich Heimat WeinbergeDas mittlerweile geschlossene MasterTraders Forum war über viele Jahre eine der Anlaufstellen für aktive Börsenspekulanten und Trader im deutschsprachigen Raum.

Im Jahr 2006 hatte ich mich dort gerade angemeldet und versuchte die Trends des damaligen Bullenmarktes zu reiten.

Dabei fiel mir neben einigen guten aktiven Börsenspielern bald auch ein weiterer Teilnehmer auf. Er folgte nicht einfach blind jeder Idee, sondern versuchte selbst zu lernen. Er gab im Gegensatz zu den meisten anderen eigene Fehler schonungslos zu.

Und man merkte, dass er es ehrlich meinte, die Börse und damit das Spiel der Spiele wirklich zu verstehen.

Während meiner Zeit in den USA verlor ich das Börsenforum aus den Augen und war nach meiner Rückkehr überrascht, wie stark es sich geändert hatte.

Viele hatten es schon verlassen, andere liebäugelten damit.

In der akuten Auflösungsphase von Mastertraders entschieden sich dann viele ehemalige Teilnehmer zum Glück dazu, das Freiheitsforum der Freiheitsmaschine zu Ihrer neuen Heimat für das aktive Trading zu machen und dabei war zum Glück auch der heutige Millionär Interviewgast.

 

Millionär Interview Teilnehmer „Reblaus“

Er bringt einen sehr großen Mehrwert in den aktiven Tradingbereich der Freiheitsmaschine und ich bin sehr froh, dass er seine umfangreiche Erfahrung mit uns teilt.

Wie damals auch, merkt man beim Lesen seines Trading-Tagebuchs, dass er für das Thema Börse brennt und dabei auch schonungslos eigene Fehler und Schwächen anspricht.

Das ist nach meiner Meinung eine der Grundvoraussetzungen um beim aktiven Handeln an der Börse erfolgreich zu werden. Und weil das oft schmerzhaft ist, auch einer der Gründe warum viele Menschen den Schritt in die Profitablität beim Traden oft nicht schaffen.

 

Und damit Bühne frei für den aktiven Trader und Freiheitskämpfer Reblaus

 

  • Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?
Meine Partnerin (38) und ich (43) leben seit über 20 Jahren in wilder Ehe zusammen.

 

  • Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?
Eine 17 jährige Tochter (aber bald volljährig); derzeit in einer berufsbildenden höheren Schule für Tourismus- Event- und Hotelmanagement (Matura in 2 Jahren)

 

  • Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?
Wir leben zentrumsnah in der größten Stadt Österreichs mit ca. 1,9 Mio. Einwohnern. Es gibt aber die Möglichkeit zur Landflucht an Wochenenden, Ferien, Urlaubszeit (eigener voll ausgestatteter Wohnbereich in meinem Elternhaus und auch bei den „Schwiegereltern“ (beide Standorte sind kleine Dörfer mit bäuerlichem Flair).

 

  • Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?
Mein jährliches Nettoeinkommen beläuft sich bei einem 80%igen Angestelltenverhältnis auf 76k EUR inkl. fixer Zulagen, aber abzüglich einer Betriebsrente (Vorsorgekassa) i.H.v. ca. 300 EUR monatlich (freiwilliger Arbeitnehmeranteil).
Exkl. variable Zulagen, Bonuszahlungen und Projektprämien (nicht planbar, aber jährlich im worst case ca. 2k netto bis best case 7k netto im 10-Jahres-Vergleich); exkl. etwaiger Überstunden.
Bisher jährlicher kleiner bis mittlerer Gehaltssprung aufgrund Tarifschema. Ab 2022/23 nur mehr Gehaltssprünge tarifbedingt im 2-Jahres-Rhythmus.
Kindergeld (heißt bei uns Familienbeihilfe) ca. 2,4k Euro / Jahr.
Passives Einkommen aus Dividenden, Fondsausschüttungen, Veräußerungen von Aktien/Fondsanteilen, etc… habe ich hier nicht berücksichtigt, denn das Geld bleibt am zugehörigen Verrechnungskonto bis es wiederveranlagt wird.
Meine Lebensgefährtin verfügt aktuell über kein eigenes Einkommen. Seit der Geburt unserer Tochter war ich in diesen 17 Jahren etwa 10 Jahre Alleinverdiener.

 

 

  • Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?
Die jährlichen Ausgaben (für 3 Personen) belaufen sich, mit Betrachtung auf den Zeitraum 1/2018 bis 3/2021 als Basis für eine Mischkalkulation; auf etwa 41k Euro jährlich (monatlich knapp 3,5k/Schnitt).
Ich hatte so eine Aufstellung vor etwa 15 Jahren auch schon gemacht. Damals hatte waren es etwa 24k Euro pro Jahr.
Auf Monatsebene runtergebrochen sind die größten Posten:
  • Miete/Wohnen (inkl. BK, Strom und Heizung) etwa 890 €; Innenstadt-Nähe; zahle nur halben Mietzins 😉
  • Grundbedürfnisse des täglichen Lebens für 3 Personen: Lebensmittel (viel Bio), Hygiene / Kleidung / Rund um den Haushalt etc., etwa 950 €;
  • Privatschule inkl. Schulkleidung: 320 €;
  • Diverse Versicherungen: LV/Haushalt / Auto / Rechtsschutz inkl. Arbeitsrecht / Krankenzusatz; etwa 330 €
  • Freizeitgestaltung / Fitness / Tennis-Clubmitglied / Essen gehen / Veranstaltungen / Konzerte / Fussball-Dauerkarte etc.; etwa 400-700€ (schwer zu sagen, da stark schwankend);
  • Urlaubsbudget (Schätzung 3.600 € jährlich): theoretisch etwa 300 € monatlich; wir (Fern-) Reisen nicht so viel (Lebensgefährtin hat Flugangst; mir gefällts in Österreich auch sehr gut); aber wenn, dann bin ich sicher kein Sparefroh
  • Rest: ca. 300-400 € (Handytarife, TV + Internet + Streamingdienste, lfd. Autokosten ohne Versicherung, Taschengeld Kind; div. Abos verschiedener Börsendienste, etc.)
  • Allfällige größere Anschaffungen (ab 5k) werden vom Trading-Konto finanziert

 

  • Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?
Das Vermögen beläuft sich auf 2 Mio. Euro.
Diese Summe beinhaltet keine gesetzlichen oder betrieblichen Pensionsansprüche.
Nach aktueller Hochrechnung würde ich daraus aber wohl zwischen 6.000 und 8.000 Euro netto bekommen ab dem Stichtag (keine Ahnung wie viel genau; hängt davon ab, ob und wie viele Wochenstunden ich künftig arbeite).
Außerdem beinhaltet diese Summe keine Erbschaft.
Die Pacht aus den Weingärten bekommen meine Eltern. Unser Weinbaubetrieb ist seit 2019 aufgelassen.

 

 

  • Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (z.B. Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbstgenutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)

 

  • Tradingdepot: ca. 1,45 Mio. €
  • Langfristdepot ca. 450k € bestehend aus einigen ETFs (die üblichen Verdächtigen (All World, EM, Digital Leaders)) rund ein Dutzend Einzel-Aktien nach meinem Geschmack

 

Brokervergleich Depotvergleich Der beste Broker

 

  • Depot für Kind: ca. 15k € und wird monatlich bespart
  • Fondsgebundene Lebensversicherung: ca. 37k € wird monatlich bespart und läuft noch lange. Einfach nur, falls mir etwas passiert, so dass die Familie eine Absicherung hat (eine Art Notgroschen für eine Witwen / Waisenpension)
  • Goldbarren noch 400 g; aktueller Verkehrswert um die 20k €
  • Goldmünzen + Silbermünzen + Sammlermünzen (Wert unbekannt; vielleicht 15-20k)
  • Schmuck (keine Ahnung wieviel Wert das Zeug hat)
  • Bausparer etwa 7k € (Dez 21 fällig) + Bausparer fürs Kind 5k €
  • Ein paar Tausender auf täglich fälligen Konten und in Bar

 

  • Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren?

 

Jetzt wird’s spannend.
Wer möchte, soll sich die 10 Minuten Zeit nehmen, da mir dieser Teil bei anderen Interviews zu kurz kam….

 

Erste Gehversuche am glatten Börsenparkett
Während meiner Schulzeit (ich war damals im 3. Jahrgang einer Handelsakademie) nahm meine Klasse an einem Börsenspiel der teil, dass die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ und die Börsenzeitschrift „Gewinn“ gemeinsam veranstalteten. Unsere Schulklasse vertrat dabei die ganze Schule. Insgesamt waren Österreichweit über 80 Schulen vertreten. Wir belegten damals den dritten Platz und bekamen dafür umgerechnet rund 750 Euro als Preis. Das war im Schuljahr 1995/96.
Aufgrund dieses – für uns sehr aufregenden – Erfolges hatten wir Lunte gerochen und so kam es, dass sich 6 Schüler (einer davon war ich) zusammentaten und ein reales Wertpapierdepot bei einer regionalen Bank aufmachten. Jeder zahlte so viel ein, wie er zur Verfügung stellen wollte. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir
ca. 30.000,- ATS (knapp 2200 Euro) als Startkapital zusammenbrachten.
Irgendwann ging die Schulzeit zu Ende und wir standen vor der Frage, was mit dem Gemeinschaftsdepot geschehen sollte. Da ich rund 5 Monate vor der Matura schon einen Job bei einer Bank (im Wertpapierbereich) in der Tasche hatte, wurde beschlossen, dass ich dieses Depot weiterführe, da ich ja sowieso bald an der Quelle saß.
Ich führte das Depot noch einige Zeit weiter als ‚Manager‘, machte aber natürlich rasch mein eigenes Depot auf (1997)! Für alle Teilnehmer des Gemeinschaftsdepot blieb bei Beendigung im Spätsommer ’98 ein netter Gewinn übrig.

 

Erste eigenständiges Depot, frühe Erfolge und neue Lebensabschnitte
Das eigene Depot wurde mit dem Geld, das mir mein Vater bei meiner Volljährigkeit übergab, bestückt. Ein Bausparer floss hinein, ein bisschen was von den Sparbüchern, mein eigenes Angespartes. So ging es dann mit meinen eigenen 8 – 10k € los. Erste Erfolge stellten sich bald ein und mein Vater und Verwandte gaben mir auch noch etwas Geld, damit ich es vermehren sollte.
Ich hatte damals ein glückliches Händchen und investierte mit etwas familiärer ‚Fremdkapital‘-Unterstützung u.a. in Firmen wie Sun Microsystems, Yahoo, Excite (später von Yahoo übernommen), Lucent Technologies, Catalytica, Takeda Chemicals, Computerlinks und in ein paar österreichischen Werte wie Voest, VA Tech, Verbund. Da waren natürlich noch viele andere Titel im Depot, aber an diese erinnere ich mich besonders, vermutlich weil ich mit diesen Aktien in Summe sehr gewinnträchtig unterwegs war.
Im Internet sah ich die Zukunft, da ich selbst bereits recht früh online war (erste Berührungspunkte mit dem Internet stammen aus dem Jahr 1993).
Es wurde ein Erfolg, denn zwischen 1997 bis Herbst 99 konnte ich für damalige Verhältnisse recht einfache und schnelle Gewinne erzielen. In der Spitze lag das Depot bei weit über 800.000 ATS (ca. 65.000,- Euro). Ich fühlte mich mit meinen 21, 22 Jahren großartig und dachte, den Dreh raus zu haben und war blauäugig der Meinung, es würde immer so weitergehen…
Der Grundstein wäre nun gelegt gewesen – sollte man meinen.
Es kam aber alles ein bisschen anders und damit meine ich nur bedingt das Platzen der Dotcom-Blase.
Dadurch das ich einiges vom ‚Fremdkapital‘ auszahlte bzw. vom eigenen Geld in meine erste Wohnung steckte (Herbst 99), zuvor mir ein neuwertiges Auto kaufte (Frühling 99), job-mäßig etwas änderte (interner Jobwechsel) und dann nicht mehr direkt an der Quelle saß (und somit u.a. keine real-time Datenversorgung mehr hatte), blieb nicht mehr viel übrig.
Das Geld, das noch da war, habe ich leider Gottes in verschiedene Fonds gesteckt, die fast durch die Bank in den Folgejahren schlecht performten. Einen Teil des Geldes habe ich auch ein einfach verprasst, so ehrlich muss ich sein. Die Details erspare ich euch, aber es war sehr ausschweifend und viel Alkohol im Spiel.
Per Ende 2000 hielt ich somit noch ein paar Fonds und kaum mehr Aktien. Aber der Vermögensaufbau litt trotzdem. Aus Trading-Gesichtspunkten nahm ich in den Jahren 2001 und 2002 nicht am Börsencrash teil. Erst im Herbst 2003 begann ich mich wieder für Aktien zu interessieren, fuhr aber meist die Buy & Hold-Schiene bis Anfang 2006. Dann begann ich vermehrt zu traden (viel intensiver als 9 Jahre zuvor) und nahm dann ab 2006/7 wieder das familiäre „Fremdkapital“ in Anspruch, das ich jahrelang in Fonds umgeschichtet hatte.
Der Weg war plötzlich steiniger und ich musste erst lernen, was S/L oder Risk- und Moneymanagement wirklich bedeutete; Lehman-Krise änderte meinen Blick und meine Denkweise nachhaltig, aber dazu später mehr.
Im Nachgang muss ich sagen, dass ich gerade zwischen den Jahren von 2000 bis 2006 sehr wenig um meine Finanzen aktiv gekümmert habe. Mit der Geburt unseres Kindes (2003), sowie Umzug in die neue Miet-Wohnung (Erstbezug; Top-Lage); Anschaffung PKW, Jobwechsel (inkl. kurzfr. Arbeitslosigkeit) etc. war keine Zeit für Börse. Es hat mich in den Jahren 2001 bis Mitte 2004 auch nicht sonderlich interessiert, weil das private Glück und die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten es auch nicht hergaben – für mein Verständnis. Im Nachgang wäre es sicher besser gewesen, bereits hier den Hebel anzusetzen und mich mit meinen wieder näher zu beschäftigen und in die damals auch in unseren Gefilden aufkommenden (passiven) ETFs zu besparen.

 

Comeback als Trader-„Lehrling“ und große Fortschritte
Wie gesagt, begann ich ab Ende 2003 wieder rudimentär mit dem Trading und eröffnete neben dem Online-Depot meiner Hausbank nun auch bei einem wesentlich günstigeren österreichischen Onlinebroker ein Depot. Dazu schichtete ich immer öfter Kapital aus der buy & hold Schiene in das Tradingdepot.
Durch den Jobwechsel in 2002 verdiente ich nun auch einiges mehr, wodurch mein Kapitalstock fürs traden schnell anwuchs und sich wieder erste Erfolge einstellten, mittlerweile war die mobile Handytechnik auch schon so weit, dass man nicht mehr ständig auf den Desktop PC angewiesen war, und ich von unterwegs das Depot überwachen konnte und auch ab und an von unterwegs getradet habe. Natürlich nicht zu Vergleichen mit unserem heutigen Smartphone-Standard. Diese Technik war da noch gut 3 bis 4 Jahre entfernt.
Um 2005/06 herum hatte ich endlich wieder einen Kapitalstock von um die 50-60k für Trading (wobei davon noch etwa 12k familiäres „Fremdkapital“ waren). Die Fondsdepots umfassten etwa 25 bis 30k.
Die Jahre 2005 bis teilw. 2007 empfand ich damals im Vergleich zu den späten 90er-Jahre als etwas mühsamer und zäher, mit dem Blick von heute waren es aber angenehme Jahre und man konnte trotzdem schöne Swings mitnehmen und viele neue Stories spielen (Solar und Windenergie waren damals absolute Boom-Themen, auch die sich beschleunigende IT-Infrastruktur, Bankensektor und der zugehörige Immobilienboom (das uns ja später recht schnell Richtung Abgrund reißen sollte)) und gutes Geld verdienen.
Auch typisch für eine späte Boomphase waren zahlreche Übernahmen und Firmenzusammenschlüsse mit entsprechenden Aufschlägen, wenn man da die richtigen Aktien im Depot hatte, konnte man schnelle, hohe Gewinne einfahren. 3-4 solcher Trades hatte ich auch. Aber auch sonst lief es ganz passabel. Ich war auf dem richtigen Weg, finanziell erstmals gefühlt richtig unabhängig zu sein. Gut Schulden hatte ich nie im großen Stil. Aber ich war endlich „gesettelt“ im Leben (privat, beruflich, finanziell ging es gut aufwärts).
Das Tradingdepot wuchs recht schnell an und Ende 2007 betrug der Kapitalstock um die 125k.
In Fondsdepots machte ich nichts mehr und schichtete immer weiter zum Tradingdepot um und ließ die Dinge einfach laufen. Erst später als ich mich ab 2010/11 um den langfristigen Vermögensaufbau zu kümmern begann, verkaufte ich die letzten aktiv gemanagten Fonds und baute mir langsam ein langfristiges Depot mit eher passiven Fonds und Einzelaktien auf, dass ich immer wieder mit dem erwirtschafteten Geld aus meinem Angestelltenverhältnis speiste.
Der eigentliche Vermögensaufbau sollte aber neben meinem fixen Einkommen auch durch Tradinggewinne erwirtschaftet werden. So war zumindest mein Plan um den Jahreswechsel 2007/08.
Ich dachte auch, dass ich mit dem bisherigen Börsenwisse und meine Art zu traden, auch durch potenzielle Crashs und Krisen durchkommen würde. Wie naiv ich damals war!
Die leicht aufkommende Subprime-Krise und Probleme von ein paar US-Banken und so manchen Hedge-Fonds erschien mir so weit weg, und wenn es ernsthafte Probleme geben sollte, saß ich ja, dadurch dass ich in einer Bank arbeitete, sowieso mittendrin und würde frühzeitig reagieren können. Aber ich war gedanklich, emotional und von meinen rudimentären Risk und Money-Management einfach nur blauäugig.

 

Der 2008er Crash und die Erkenntnis, keine Ahnung zu haben
Leider begann aber das geschichtsträchtige Jahr 2008 dann auch fulminant schlecht, bereits im Jänner gab es eine Schockwelle durch einen Händler der Sociétè General, der die Bank mit Fehlspekulationen von 5 Mrd. bei einem geschätzten Risikovolumen von 50 Mrd. (was waren das damals noch für lächerliche Summen 😉) fast in den Abgrund stürzte und ein paar Wochen später durch die ersten tatsächlich spürbaren Ereignisse der Subprime-Krise (u.a. Bear Stearns Pleite). Aber gut, ich schweife ab… Die Geschichte der Subprime-Krise kann jeder nachlesen.
Das Depot litt wie die Hölle und ich starrte auf die Kurse. Obwohl ich im Wertpapier-Bereich arbeitete und mit vielen Mechanismen der Börse vertraut war, war diese Phase (Jänner bis März 2008) mein erster gefühlter Crash, der sich auch merklich im Depot niederschlug. Ich war nicht in der Lage, meinen Plan umzusetzen und das Depot rasch zu liquidieren, stattdessen begann ich, wie ein Neuling, verrückt hin und her zu traden. Und um eins draufzusetzen, im negativen Sinne, wartete ich so lange, bis der Gesamtmarkt die 20% Korrektur überschritt, es dann begann ich richtig zu liquidieren.
Nachdem ich erstmals den Gegenwert eines Neuwagens versenkt hatte, ging es zäh wieder aufwärts und Ende des Sommers hatte ich wieder ein sechsstelliges Depot und lag noch etwa 8-10% von den Höchstständen entfernt. Noch mal Glück gehabt, dachte ich, das nächste Mal wollte ich es unbedingt besser machen. Ein paar Wochen später wurde ich aber durch die Lehman-Pleite erneut auf die Probe gestellt.
Zu jener Zeit (2006-2008) war ich auch schon in diversen Börsenforen aktiv, allerdings war diese noch dem dump & pump & Neid ähnlich, wie ich es hauptsächlich passiv / mitlesend auch schon Anfang der 2000er erlebt habe.
Ich war auf der Suche nach einem guten Forum und fand schließlich jenes von Mastertraders. Dort war die Dynamik eine ganz andere, dort gab es mehr als nur eine handvoll Leute, die auf mich wirkten, als ob sie Ahnung hätten.
Ok, es haben sich auch viele um den Board-Guru gescharrt, der noch dazu später, als das Forum wuchs, immer mehr Kapital mit seinem Börsenbrief und seinen paywall-Diensten generierte, aber trotzdem von seinen Anhängern großteils verehrt wurde, obwohl / trotzdem auch viele von ihnen Cash-Cows waren. Aber mehrere Jahre profitierten viele finanziell davon.
Auf jeden Fall blieb ich dort hängen, weil es mir insgesamt noch das brauchbarste aller Foren erschien und einige überdurchschnittlich begabte Börsianer darunter waren. Auch einige mittlerweile langfristige gute Bekanntschaften / Freundschaften entstanden dadurch, soweit es so eine Zweckgemeinschaft eben zulässt und man vom eigenen Charakterprofil auch bereit ist, einzubringen.
In weiterer Folge eröffnete ich dort meinen eigenen öffentlichen Börsentagebuch-Thread (ab 2011), um meine Trades öffentlich und zeitnah zu dokumentieren, um daran zu reifen und besser zu werden. Konstruktive Kritik schadet nie, dachte ich mir, und die Phasen ohne Internet-Börsenforen waren auch irgendwie einsam, wenn man nur für und vor sich blöd herum tradet.
Aber vorerst zurück zum Lehmann-Crash. Ich denke, viele Leser dieses Interviews haben ihn in irgendeiner Weise miterlebt. Diejenigen, die damals schon aktiv an der Börse waren, sowieso. Es war brutal und gnadenlos, es kam über Nacht, viele hatten die schlechten Vorzeichen ignoriert. Und es ging sehr schnell und schmerzhaft. Ähnlich wie im März 2020.
In ein paar Wochen hatte der Markt mein Depot und meine Psyche zerschossen. Die Shortseite vernachlässigte ich zu dieser Zeit noch sehr stark, was fahrlässig war. Immer wieder wurde ich ausgestoppt und auf einen guten Trade folgten 2-3 schlechte Trades. Hebelprodukte taten ihr Übriges
.
Ich liquidierte zwar schneller aufgrund der Erfahrungen 6 Monate zuvor, kaufte aber wenige Tage später schon wieder Long Positionen, die einem Stunden und Tage später um die Ohren flogen. In der Spitze war ich Anfang November 2008 über 40% im Verlust. Ich hatte, nachdem ich Ende des Sommers noch 8-10% vom Depot-Hoch entfernt war, nun ein weiteres Drittel meines Kapitalstocks versenkt.
Ich orientierte mich nun immer mehr an den anderen Forenteilnehmern und hatte mittlerweile einige Börsenbriefe und andere Bezahldienste abonniert, aber erst nachdem ich mich mit den Verlusten abgefunden hatte und alle Minuspositionen aus dem Depot entfernt hatte, konnte ich wieder klarer Denken und ging mit einer Performance von etwa -30% aus diesem Börsenjahr, in dem ich so viel gelernt hatte über meine Psyche und meinem Bezug zum Geld, an und neben der Börse.
Ich warf vieles über Board, las viele Börsenbücher, hörte jenen Menschen, die etwas zum Risk- und Money-Management zu sagen hatten, aufmerksam zu. Und vor allem interessierte es mich, wenn jemand anderer Meinung zu jenen Einzelaktien war, für die ich mich auch gerade interessierte.
Ich stellte mein R&M komplett um, und stellte die Verluste des Gesamtdepots über jene der Einzelpositionen. Ich wurde noch konsequenter und härter in der Verlustbegrenzung.
Und Gott sei Dank ging es 2009 wieder rasant aufwärts. Ich konzentrierte mich auf wenige Tradingpositionen (meistens so zwischen 7 bis 14 Aktientitel) und wandte auch endlich das Aufstocken von Positionen an, was auch hinlänglich als Pyramidisieren bekannt ist!
Da auf Regen immer Sonnenschein folgt, und es sich lohnt, an der Börse dran zu bleiben und an seinen Fehlern arbeitet, diese während des Tradings, aber auch schon im Vorfeld und während des Research ausmerzt, und sich vor allem selbst um vieles kümmert und analysiert, kann man wieder schnell auf die Gewinnerstraße zurückkehren.
Das Tradingjahr 2009 war und ist bis dato mein Bestes gewesen. Es war fantastisch, ich war von Anfang an dabei bei den dicken Rebounds, es gelang alles, ich war wieder ein kleiner Börsenheld.
Natürlich müssen, neben einer geringen Fehlerquote auch andere Parameter mitspielen und natürlich braucht es einen Trendmarkt, der auch vieles verzeiht. Ich machte locker 20 bis 40 Trades pro Woche. Am Ende stand eine Performance von 145%. Ich hatte die Verluste doppelt und dreifach wieder eingespielt. Das Tradingkapital war erstmals über schön über 230k gehüpft.
Danach ging ich es börsentechnisch im Verhältnis wieder ruhiger an und ich genoss wieder mehr das (Nacht-)Leben, was sich aber leider auch auf die Beziehung auswirkt, was dann um 2012 herum in einer Paartherapie gipfelte, aber das ist eine andere Geschichte.
Mit einem Teil der Trading Gewinne begann ich nun endlich mit einem vernünftigeren Aufbau eines Langfrist-Depots.
An das Tradingjahr 2010 habe ich eigentlich keine nennenswerten Erinnerungen, es verlief recht unspektakulär mit +10%. Ich konzentrierte mich auf meine berufliche Laufbahn, wo ich stark im Aufwind war, auch privat war noch alles ok.
Ich entnahm diese 10% Gewinn und noch weitere knapp 10% vom Kapitalstock aus dem Trading Depot und leistet mir einen Neuwagen um 50k. Ein paar weitere tausender flossen ins Langfristdepot und für andere Anschaffungen. Der restliche Kapitalstock betrug Anfang Februar 2010 ca. 165k €. Im anderen Depot für langfristigen Vermögensaufbau dürfte ich zu dieser Zeit etwa 80k € gehabt haben.

 

Der Motor stottert, die Drehzahl des Wissens will nur zögerlich auf die Börsenstraße
Das Jahr 2011 wäre auch nicht so schwierig gewesen, aber vier Gewinnwarnungen, und einige massive Schnitzer mit Hebelprodukten und schlecht gesetzte Stops, sowie vermehrte Versuche, die Shortseite (damals mit Zertifikaten und CFDs) besser zu beherrschen, brachten mich um den Lohn meiner täglichen Arbeit.
Nur mit den reinen Aktientrades wäre ich sogar positiv gewesen. Aber so stand am Ende ein Minus von über 17% (das öffentliche Tagebuch startete auf Mastertraders erst im April 2011.  Betrachtet man nur diesen Zeitraum bis Jahresende, war das Minus sogar höher bei etwa -22%). Dabei war das erste Quartal noch sehr gut und ich hatte auch einige gute Trades, aber ab dem Sommer lief es wirklich sehr zäh.
Ich versuchte weiter mein Riskmanagement zu optimieren, aber diese Zeit war auch schon stark von politischen Manövern geprägt (glaube Zypern und Griechenland standen da im Fokus; in weiterer Folge ganz Süd / Südosteuropa). Dass ich trotzdem besser war als viele meiner Vergleichsindizes war ein schwacher Trost.
Aber mein Hauptproblem war mein noch immer nicht optimal ausgereiftes Risk- und Money Management. Die Shortseite beherrschte ich noch immer nicht gut und schlechten Trades gab ich zu viel Spielraum.
Auch sonst tradete ich oft irgendwelche Sachen von Börsenbriefen und anderen Forenteilnehmern nach und ließ andererseits Gewinner nicht laufen. Ich hatte kaum (US-)Trendwerte im Depot und einfach zu viel Fokus auf Europa, was der Performance in keiner Weise zuträglich war.
Zwischendurch probierte ich mich mehr bei den Rohstoffen aus und hatte dort einige gelungene Trades, aber auch hier viel mit Derivaten hantiert, was übers Jahr gesehen, keine gute Idee war. Im Rückblick muss man aber auch ein solche Lehrjahr akzeptieren, und in Wahrheit ist es auch ein Mosaikstein in der eigenen Entwicklung als Mensch und an der Börse, aber für meine Performance, die ich erstmals über viele Monate der zeitnah Öffentlichkeit preisgab, schämte ich mich schon ziemlich.   Dafür lief es beruflich weiter top.
Das Tradingjahr 2012 begann hervorragend. Schnell hatte ich eine Performance von um die 30% erwirtschaftet, sowohl long als auch short funktionierte für mich. Danach wurde es noch mal hakelig, die Eurokrise / Finanzkrise nahm wieder Überhand. Eurobonds wurden diskutiert und viele andere Rettungsmaßnahmen umgesetzt, da ich beruflich recht nah am Geschehen war – zumindest mehr als sehr viele andere Trader und Anleger, fuhr ich ab Mai eine Cashquote von weit über 50% bis hin zu knapp 80%. Ich wollte meine bis dahin gute Performance mit allen verteidigen und mir nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen, wie das Jahr zuvor. Diese stark politischen Börsen machten einen mürbe. (Es sollte aber die nächsten Jahre weiterhin mitunter politische Börsen bleiben, aber ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gut konditioniert).
Im Verlauf des Sommers hatte ich das Depot mal wieder etwas abgewirtschaftet und lag Anfang Juli trotz hoher Cashquote bei nur noch 17% plus. Ende Juli hatte ich einige sehr gute Trades und eine Aktie, die ich erst relativ neu gekauft hatte wurde sogar von Apple übernommen. Es war die Aktie Technologieaktie Authentic, endlich wieder mal eine Übernahme im Depot, der Kurs explodierte und ich war etwa 75% mit dem vorne. Dieser Trade brachte dem gesamten Depot wieder einen Performance-Schub von etwa weiteren 18%, weitere tolle Trades (z.B. in den neu gehypten 3D-Druckeraktien) folgten, aber auch Währungstrades (z.B. in EUR/CHF) und der eine oder andere Short (z.B. auf Facebook) blieben mir in Erinnerung. Am Ende stand ein Plus von 42,5% in der Performance. Auch alle Indizes klar geschlagen. Gut laufende Position rechtzeitig aufzustocken, gelang mir gut und war in dieser Phase der Schlüssel zum Erfolg.
Ich hatte schon unterm Jahr kleiner Beträge entnommen und teilweise auch in das Langfristdepot umgeschichtet. Gegen Jahresende 2012 schöpfte nochmals mehre Tausender ab.
Ich ging also in 2013 mit einem ähnlich hohen Trading-Kapitalstock wie im Jahr davor ins Rennen, aber das langfristige Depot wurde etwas forciert. Beruflich war ich nun bereits einige Monate stark in ein europaweites Bankenprojekt eingespannt, welches sich auch noch bis ins Jahr 2016 hinziehen sollte. Viele Dienstreisen waren (vor allem in der Anfangszeit) notwendig.
Das Jahr war von so vielen Dingen abseits der Börse überlagert. Deshalb musste ich an dieser Stelle mal meine alten Notizen und Tagebuchaufzeichnungen nachlesen. Das erste Halbjahr war geprägt von vielen Rohstofftrades (u.a. in Baumwolle, Orangensaft, Platin, Palladium, Silber, Gold), von Trendthemen-Aktien wie 3D-Druck, NFC sowie CO2 Zertifikate.
Im Mai / Juni hatte ich geniale Shorttrades auf den japanischen NIKKEI, der mein Depotzuwachs um 7% beschleunigte.
Trotzdem bekam das Depot in dieser Zeit Probleme und der Trade im japanischen Index kaschierte einiges. Aber ich musste leider Performance abgeben und lag mal wieder nach einem furiosen Jahresauftakt Mitte Juli zwar noch mit 13% im Plus, aber die Höchststände waren plötzlich rund 10% entfernt.
Im zweiten Halbjahr lief es ab August wieder besser. Es kam der spätere schwedische Highflyer Arcam (3D-Druck) sowie Fabasoft (die ich bereits im langfr. Depot hatte) ins Trading-Depot. Außerdem hatte ich sehr schöne Trades in Apple, AT&S, AMS, Porr, Orangensaft u.v.m.
Zum Glück schlug ich sich das im Depot nieder und ich konnte mit meiner Performance von +37,3% nahezu alle großen Indizes schlagen, wenn auch teilweise knapp. Erfreulicherweise hatte das Tradingdepot nach dem Abschöpfer zu Jahresbeginn wieder die 200k Marke überschritten
Über 2014 kann ich auch so manches berichten, punkto Trading lief es zu Beginn noch ganz ok, Robotik war ein neues Trendthema, Wasserstoff / Brennstoffzellen / Batterie-Energiespeicher waren auch als neues Themengebiet am Start und 3D Druck war zwar nicht mehr so stark trendig, aber man konnte noch immer gute Trades mitnehmen. Cloud/SaaS und Internet 4.0 waren neue Schlagwörter, auch Drohnen-Aktien waren im Aufwind.
Einiges davon fand anhand verschiedener Einzelaktien ins Depot. Vereinzelt gelangen mir gute Trades und ich konnte noch so manche Aktie aus 2013 im Depot weiter reiten.
Es waren schöne Trades dabei, mit Arcam, Fabasoft, Repligen, Plug Power, Nintendo short nach dem PokemonGo Hype u.a.
Aber irgendwie kam das Depot nicht in Schwung, weil ich oft ausgestoppt wurde oder die ehemaligen Positionen nach dem Verkauf erst zündeten, parallel dazu war ich ständig überarbeitet und hatte ziemlichen beruflichen Druck von der Projektseite. Ich war auch oft krank in diesem Jahr (Problem stellte sich später als verschleppte Mittelohrentzündung heraus. Außerdem begann zu dieser Zeit mein Blutdruck verrückt zu spielen und ich war in einer gesundheitlichen Abwärtsspirale bei gleichzeitiger massiver Gewichtszunahme.
Irgendwann schaufelte ich etwas Kohle vom anderen Depot und von den mittlerweile aufgelösten Sparbüchern ins Tradingkonto. Aber selbst kurze Trades mit höherer buying power brachten nur temporär Erfolg. Auch gehebelte Trades in Blue-Chips funktionierten nicht. Resignation, gewürzt mit viel Ratlosigkeit machte sich bei mir breit. Ich beendete das Jahr mit unterm Strich sogar mit einem Minus von etwa 8%.
Auch 2015 begann zunächst schleppend, private / familiäre Probleme und weiterhin viel Stress im Büro machten es mir nicht einfacher. Außerdem stellte mein Broker im Verlauf des Jahres seinen Betrieb ein und so war ich gezwungen, mir einen neuen Broker zu suchen (was im Verlauf der nächsten Jahre aber gewissermaßen als Glücksfall herausstellen sollte, aber nicht sofort).
In einem noch immer schwierigen politischen Umfeld (Südländer / Griechenland) habe ich stark in Erinnerung, dass sich viele Börsianer in diesem Jahr schwer zu kämpfen hatten.
Es gelang mir kein vernünftiger Positionsaufbau im ersten Quartal, ich hatte wenige Positionen und keine Leadertrades. Zwar hatte ich das Minus von 8% aus 2014 ausgemerzt und ein kleines Plus bis Ende März erwirtschaftet, aber so richtig geil fühlte es sich nicht an.
In den Folgemonaten kam ich endlich wieder in den Tradingflow und nützte erstmals auch das Angebot der Wertpapierbelehnung des neuen Brokers und tradete immer mal wieder riskanter auf Margin. Das Depot hatte zu jener Zeit eine Höhe von 220-260k € (war aber noch auf den neuen und alten Anbieter verteilt). Beim Neuen konnte ich aber eine Margin von bis zu 140% des Depots ausnutzen bei Bedarf (mit allen zugehörigen Risiken!). Ich sammelte fleißig Performance mit kleinen Trades und hatte schöne Treffer, wenngleich die „big moves“ noch immer ausblieben.
Im Sommer hatte ich mich immerhin auf meine Wunschmarke von +30% auf bis zu 38% im Peak, auch dank der Basiseffekte durch das Margintrading hinaufgeschraubt und war nach rund 15 Monaten endlich wieder dem Performance-Peak aus 2014 nahe, um eine neues ATH im Depot festzumachen. Dann kam der Flash-Crash und die Hebelprodukte im Depot, sowie das Trading auf Margin rissen innerhalb kurzer Zeit große Löcher.
Ich war komplett vernebelt und ohne Struktur und klaren Gedanken.
Ich musste Positionen schließen, um erstmalig Margin-Calls zu bedienen. Es war schrecklich. Innerhalb von 2 Wochen versenkte ich über 26%-Punkte an Performance und hatte nur noch etwa +12% übrig. Die Schmerzen waren nicht enden wollend und die Gedanken waren da, – auch aufgrund der Verluste in absoluten Zahlen -, eine lange Tradingpause einzulegen. Mein Risk- und Money Management schlug fehl.
Ich wollte mit Margintrades am nächstgrößeren Rad drehen und wurde beinhart vom Markt abgeworfen.
Sicher, ich war noch immer seit Jahresanfang im Plus, aber die Scham groß, diese Niederlage einzugestehen war immens.
Ich musste mich selbst bremsen und hielt eine höhere Cashposition bei gleichzeitig kleineren Positionsgrößen.
Familiär gab es große Probleme, weil mein Kind stark unter Mobbing in der Schule litt, das schon mit dem Ende des letzten Schuljahres begann und im Neuen eskalierte. Man glaubt kaum, wie zäh so etwas sein kann, wenn gewisse Personen (in dem Fall Lehrer) nicht am selben Strang ziehen.
Das Trading ging schleppend und auch die Wertsteigerung im langfristigen Depot lief nicht berauschend (auch dieses Depot war durch Zuschüsse aus Trading, Sparbücher und anderer Assets und natürlich dank etwas Performance auf über 150k € angewachsen) Aber ich ließ mir nichts anmerken im öffentlich geführten Tagebuch.
Der Markt drehte gegen Ende des Jahres wieder runter, die Notenbanken waren mal wieder im Fokus und ein möglicher Austritt GB aus der EU poppte neu am Horizont auf. Ich musste mich noch mit einer Gewinnwarnung bei einer Tradingposition in AMS herumschlagen und beendete das Jahr sehr enttäuschend mit rund 6% Gewinn.

 

Schicksalsjahre: Finanzieller Durchbruch, aber private Dramen
Dass 2016 so ein einprägsames Jahr für mich werden würde, könnte ich zu Beginn des Jahres natürlich nicht erahnen.
In den ersten 2-3 Wochen spürte ich noch immer eine Börsenmüdigkeit und Lustlosigkeit in mir, die ein Resultat des letzten halben Jahres waren. Zum Glück konnte ich dies schnell abschütteln, weil ich meinen Tradingflow wieder fand, aber  auch deshalb, weil ich weitaus weniger und gezielter tradete. Das berufliche Langzeit-Projekt befand sich in weit fortgeschrittenem Stadium und war auf einem guten Weg. Beruflich lief es insgesamt gut.
Aus Zeitgründen tradete ich nicht auf Margin, eher im Gegenteil, ich hatte oft ein Longexposure von nur 30-70%.
Aber der Markt ging in einen Trend über und ich hatte gute Stories im Depot. Außerdem las ich mehr, hörte viel Musik und beschäftigte mich mit autogenem Training, um am Abend wieder runter zu kommen, mein Wohlbefinden zu steigern und besser zu schlafen.
Ich war auf einen guten Weg in die weitere finanzielle Freiheit, das Depot machte sehr gute Sprünge.
Genau zu jener Zeit erkrankte meine Lebensgefährtin schwerwiegend, sodass unser familiäres Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Es war eine wochenlange Leidenszeit, die uns leider mit Rückschlägen im Herbst 2018 und zuletzt im April 2021 noch immer begleitet.
Da meine Tochter noch minderjährig war und ich neben Kind, Haushalt und Spital kaum arbeiten konnte und wollte, traf ich mit meinem Arbeitgeber einige Übereinkünfte. Ich konnte dadurch viele Aufgaben vorübergehend abgeben und war frei in der Gestaltung der Arbeitszeit.
Nach etwa 3 bis 4 Monaten begann sich unser Leben wieder mehr zur normalisieren. Zumindest hatten wir jetzt Erfahrung mit dem Umgang der Krankheit und die Rahmenbedingungen im alltäglichen Leben angepasst.
In dieser Zeit geschah aber mit mir etwas betreffend meines Tradingverhaltens, was ich nicht genau erklären kann. Natürlich tradete ich wenig, aber regelmäßig. Ich blieb mit einem halben Ohr am Markt und konnte die vielen interessanten Infos recht schnell einordnen und entsprechend die Aktienchancen super einordnen.
Geld war mir egal. Vermögensaufbau war etwas, dass mir plötzlich nicht wichtig war. Vieles andere war mir wichtig, aber ich blieb am Ball. Die wenigen Trades wurden immer besser und aus manchen wuchsen big money Trades (z.B. AMD). Diese Aktie kaufte und verkaufte ich vom Timing her recht gut und ich ließ aber immer wieder Stücke im Depot für neuerlichen Depotaufbau. Dies gelang mir auch noch mit ein paar anderen Aktien. Der Trend im Gesamtmarkt beschleunigte sich und war mein Freund.
So kam es, dass am Ende des Jahres eine Performance von plus 68% stand und ich die absoluten Marken von 300k € und 350k € im Depot nahm.
Zu Beginn des Jahres 2017 entnahm ich zur Abwechslung kaum etwas aus dem Depot für private Zwecke und schichtete nur ein wenig ins langfristige Depot um, und startete mit gut 330k € in mein Börsen-Traumjahr.
Es gelang mir von Beginn weg alles.
Ich brachte 12 Positionen ohne Hebel, aber teilweise mit guten Zu- und Verkäufen mit über 100% ins Tradingziel und / oder behielt sie einfach zum Teil weiter im Depot bis ins nächste Jahr (AMD, AT&S, FACC, Fabasoft, FIAT, OHB, Polytec, Co.don, S&T, SLM Solutions, Steinhoff short, etc.).
Andere Positionen tradete ich einfach mit Teil(ver-)käufen in die gewünschte Richtung, diese brachten kumuliert auch einiges ein. Das berühmte Kleinvieh machte nun auch Mist, weil die Depotgröße immer weiter wuchs und deshalb auch die Initialpostionsgrössen bei den Nebentrades oder Spezialstories.
Diese Positionen konnten einfach im Windschatten heranreifen. Auch einige gehebelte Trades erreichten natürlich diese Höhen von über 100% (Rheinmetall fällt mir da noch eindrucksvoll auf der Longseite ein).
Ich sicherte mich immer wieder ab in den Indizes und auch auf der Shortseite hat ich mit Steinhoff und mit Bitcoin zwei Megatrades (ersterer mit über 17% Depot in Summe verkauft; letzter ziemlich genau am Hoch nahe 19.000 erwischt), die das Depot ordentlich weiterpushten und ich mal zur Abwechslung im 4. Quartal den Turbo einlegte. Am Ende hatte das Tradingdepot einen Wert von über 665k €.
Die Erfüllung eines kleinen Traums, und neue Herausforderungen
2018: Endlich hatte ich den Kopf frei, weil ich wusste:
  • dass ich als Trader gereift war
  • das Depot eine gute Tradinggröße erreicht hatte
  • mir der Vermögensaufbau im Langfrist-Depot geglückt war
  • und ich in Summe über alle Vermögens-Assets die magische erste Million locker-flockig übersprungen hatte.
Beruflich, aufgrund meines fehlenden Studiums, war ich karriereseitig an einer Obergrenze angelangt. Um dort das nächste Level zu erreichen, wäre viel Schweiß und Herzblut notwendig gewesen. Aber ich war zufrieden, so wie es war.
Eigentlich hatte ich null Interesse an noch mehr und intensiverer Arbeit, nur um dann irgendeinen fachbezogenen Titel in der Firma zu ergattern und 2-3 Gehaltsstufen höher zu sein, aber mit einem pauschalierten All-in Vertrag (also inkl. fix vorgegebener Überstunden und anderer Fallstricke).
Ich war im privaten Umfeld mittlerweile schon länger unter den gut situierten Topverdienern, ohne damit zu protzen. Da ich Ende 2017 meinen 40. Geburtstag feierte, überlegte ich nicht lange, was ich mir wünschte. Aufgrund der finanziellen Lage tauschte ich Arbeitszeit ein und „erkaufte“ mir Lebenszeit, indem ich in ein Teilzeitverhältnis wechselte.
Vor allem im Berufsumfeld stieß ich damit auf viel Verwunderung und Ablehnung, aber das war mir egal. Auch wenn meine beiden neuen Vorgesetzten, die in den letzten 3 Jahren das Ruder übernommen hatten, mich nun eher boykottierten, es aber zähneknirschend hinnahmen.
In weitere Folge versuchten (und versuchen) sie mir schon auch immer anhand verschiedener Maßnahmen, das Leben zu erschweren. Manchmal habe ich auch nur das Gefühl, dass es so ist und interpretiere da vermutlich noch mehr hinein, aber einzelne Geschichten gehen klar in diese Richtung. Ein interner Wechsel schlug leider fehl, weil es als Teilzeitkraft auch innerhalb einer Firma schwierig ist, sich zu verändern. Man wird halt einfach nicht mehr komplett akzeptiert. Aber mein Mindset geht klar in die Richtung, dass das immer mehr an mir abprallt und mich an die Zukunft mit weiterer Arbeitsreduktion denken lässt. Aber das ist ein weiterer Lernprozess für Leben, vor allem, wenn man die Tendenz zu Harmonie und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat.
Das Tradingjahr selbst startete ganz passabel, auch wenn der Gesamtmarkt schon irgendwie korrekturreif wirkte. Das kam dann auch im Verlauf des Jahres immer mehr zum Vorschein, bedingt durch Trumps wirtschaftliche Maßnahmen (Steuerreform etc.) wurde die Börse in 2017 noch ordentlich aufgeblasen. Als sehr unsteter und nerviger Charakter änderte sich das Wording immer öfter und zusätzlich gab es den Handelskrieg mit China, der das Jahr über die Börsen immer wieder belastete.
Ich war im ersten Quartal schön breit aufgestellt. Die abgereiften Positionen hielten sich noch immer gut. Neuere Positionen, die ich noch in Q3+Q4 2017 eröffnet hatte (z.B. aus dem Gamingsektor) entwickelten sich hervorragend. Ein paar Sonderstories hatte ich im Depot und auch den einen oder anderen spekulativeren Zock.
Der Bitcoin-Short lief noch immer bombastisch, leider kam wieder irgendeine Gesetzgebung (Schuld waren fehlende Dokumente seitens Emittenten um MIFID zu erfüllen), die mir aber plötzlich nicht mehr erlaubte, die Mini-Futures auf fallende Kurse zu handeln. Ersatzprodukte gab es leider nicht.
Im Februar schloss ich den Bitcoin-Short bei unter 6.000 USD. In Summe brachte es mir 14% Depot.
Der Markt korrigierte und ich hielt geschickt dagegen. Der Markt war aber ruppiger geworden in Q2. Viele Leader hatten keine Kraft mehr und ich konnte das Depot gerade noch so im Bereich von 10 bis 15% plus halten. Das Depot war noch immer kunterbunt ausgestellt und ich hatte im Schnitt etwa 15-20 Positionen.
Aber Richtung Halbjahr hin merkte ich, dass ich schon wieder zu viel tradete, wenig dabei herauskam und ich aufgrund der neuen Depot- und Positionsgrößen, an denen ich mich zwar erfreute, aber noch immer nicht gewohnt war, immer fahriger und gereizter wurde. Die Börsen-Euphorie der der letzten 30 Monate war verflogen und ich hatte mich in einen Rausch getradet, ohne auf eine gesunde Life-Balance zu achten. Mit jedem Tag mehr nervte mich nun der Markt mehr, also beschloss ich einen radikalen Schnitt zu machen und zog über 200.000 Euro ab und legte dieses Geld aufs Verrechnungskonto vom langfristigen Depot, aber investierte es nicht. Mit knapp 500.000 tradete ich weiter und hoffte dadurch, wieder einen klareren Kopf zu bekommen und nicht ständig wild herum zu traden und den blau angelaufenen Börsenkater abzuschütteln.
Im Spätsommer konnte ich die Performance dank einiger gut gelaufenen Aktien, darunter auch einige bereits bekannte Namen (Verbund, CD Projekt, Evotec, FACC, AT&S, AMD, Longtracker auf Bitcoin, Rosenbauer, Tesla, S&T, Insolvenzzock auf Steinhoff, Zumtobel….) wieder gut vorantreiben und hatte den Bereich über +25% erobert.
In weiterer Folge verpokerte ich mich aber bei Tesla ordentlich mit Long- und Shorttrades, weil Elon Musk die SEC im Nacken saß, er dann Tesla von der Börse nehmen wollte, dann doch nicht und zwischendurch komplett eingeraucht war und sonstigen Müll twitterte.
Trotzdem hatte ich aber noch immer genug positive Trades und mit dem Jungthema Wasserstoff und mit den Aktien aus den Sektoren Gaming, Biotech, Fintech, Logistik 4.0, IoT 4.0, IT noch immer top Aktien im Depot.
Der September blieb mir bis heute besonders in Erinnerung. Um den 20.9 hatte das Depot ein Plus von 29% erreicht, was zugleich (prozentual) ein neues Hoch markierte (Einen Teil des Geldes hatte ich ja auf die Seite gelegt). Ich hatte viele Mitleser im Tagebuch gewonnen über die Jahre, die mir alle gratulierten. Ich ließ mich entsprechend abfeiern und ging auch privat Party machen.
Es wäre aber nicht mein schicksalhaftes Leben, wenn nicht postwendend das Karma seine hässliche Fratze zeigen sollte. Nur eine Woche später brach bei meiner Lebensgefährtin erneut ihre Krankheit aus (nach mehr als 2 Jahren). Unfassbar, damit hatten wir nicht gerechnet. Sehr viel Schmerz brach wieder über uns herein, als hätten wir die Jahre über nicht schon für mehrere Leben gelitten. Aber auch diese Krise überstanden wir irgendwann.
Der Rest des Jahres ist schnell erzählt: Handelskrieg USA / China startete in seine schlimmste Phase. Ich hatte andere Sorgen. Die Börsen gingen schubweise runter und das Ganze eskaliert im Nov / Dez. mit Tiefpunkt an Weihnachten.
Teilweise dagegengestemmt, aber unterm Strich alle Tradinggewinne des Jahres futsch. Das hatte gesessen. Ich war ausgebrannt und fertig. Unser Kind kam viel zu kurz und meine Lebensgefährtin noch immer bedient, aber zumindest nicht mehr im Krankenhaus.
Turbulentes 2019: Forenwechsel, Reha, Urlaub und Neustart in der Freiheitsmaschine
Dadurch, dass das Jahresende so bescheiden lief, konnte 2019 nur besser werden, und so war es auch. Schnell hatte ich wieder eine zweistellige Performance aufgebaut. Bis in den Mai konnte ich den Markt outperformen, dann riss etwas der Faden.
Das Forum, in dem ich mein Tagebuch führte, konnte ich nach einer lebenslangen Sperre durch den Webseitenbetreiber nicht mehr benutzen.
Da der Betreiber als Trader / Unternehmer / Inhaber der Webseite keine Kritik an sich und seinen Produkten zuließ, die Qualität aber immer schlechter wurde und er sein diktatorisches Ego nur mit seinen Ja-Sagern ausleben wollte, sperrte er mich und viele andere sehr aktive Forenteilnehmer.
Da wir aber mittlerweile gut vernetzt waren, trafen wir uns schnell wieder in privaten Chatgruppen. Zahlreiche weitere Betroffene konnte ich in mein vorübergehend bei Ariva / finanzen.net angelegtes Unterforum einladen, oder sind fanden den Weg durch Hörensagen von alleine. Die letzten Monate im alten Board waren sowieso nur mehr Stress pur mit einigen Leuten, somit war ein Tapetenwechsel nur eine Frage der Zeit.
Später wechselten alle die wollten in das neue Zuhause hier in der Freiheitsmaschine.
Gesundheitlich ging es mir aus verschiedenen Gründen, die ich hier nicht nennen will, aber nicht gut, deshalb trat ich im Juli eine mehrwöchige Reha und einem anschließendem fünfwöchigen Urlaub.
Ich räumte das Depot auf und war 40-50% Cash und handelte fast gar nicht. In manchen Phasen war ich tagelang gar nicht online und betrieb bewusst digital detox. Die Performance litt etwas, aber furiose 4 Monate bis zum Jahresultimo verschafften mir eine Performance von 40%. Im Nachgang schade, dass ich die 200.000 Cash vom Verrechnungskonto, die dort seit vielen Monaten parkten, nicht benutzt hatte, um den Kapitalstock wieder aufzustocken. Dieses Geld sollte aber im Corona-Jahr 2020 noch eine wichtige Rolle spielen.
Corona, Hebel, Futures, Timing und ein paar andere Dummheiten
2020 wird wohl Zeit unseres Lebens in Erinnerung bleiben. Vermutlich alle, die das Interview lesen, waren auch an der Börse investiert oder tradeten vielleicht sogar.
Wie sehr viele andere auch wurde ich zum semiprofessionellen Hobby-Virologen umgeschult 😉. Ich war sehr gut mit Shorts abgesichert Ende Februar, als das Börsendrama mit dem 35%-40% Crash an den Weltmärkten seinen Lauf nahm. Eigentlich punktgenau, wenn man so will.
Leider begann ich aber wieder wild herum zu traden und ich baute vor allem schon zu früh, beginnend bei minus 20/25% in den Indices, Longpositionen aufzubauen.
Naja, das Ende vom Lied war ein Tiefpunkt von -24% Ende März, pari im Mai, ein Hoch von +50% im Oktober und am Ende davon die Hälfte wieder abgegeben durch dumme Fehler und der Meinung, klüger als der Markt zu sein. Und das nach dieser Rallye nach dem Corona-Crashtief.
Es hat wahrscheinlich in diesem Jahr fast jeder bessere Performence-Werte als ich mit meinen 26%. Naja, die meisten Vergleichsindices (außer der Nasdaq) habe ich auch geschlagen. Ein schwacher Trost. Immerhin griff ich auf einiges Cash (die 200k, die noch herumlagen) vom Konto zurück, und gab sie in das Tradingdepot, um beim Rebound ab April dick dabei zu sein. Von den etwa 160k € zahlte ich im Mai 80k € wieder ins langfristige Depot zurück und investierte es diesmal auch.
Auch 2021 läuft bisher recht gut. Die üblichen Gesamtmarktprobleme habe ich bisher gut überstanden und das Tradingdepot liegt 50% vorne. In den ersten beiden Jännerwochen überschritt ich die Millionengrenze in diesem Depot und konnte es bis dato auf über 1,4 Mio. hochdrehen.
Im langfristigen Depot beträgt meine jährliche Rendite ca. 14,5% im Schnitt seit 2013. Die effektive jährliche Rendite liegt um einiges höher, wird aber natürlich durch unregelmäßige Einzahlung verwässert. Hierzu habe ich aber keine detaillierten Berechnungen angestellt.
So, das war meine Börsengeschichte in Kurzform. 😉

 

 

  • Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?

 

Ich würde meinem jüngeren ich empfehlen, bereits in den 20ern einen längerfristigen Vermögensaufbau zu starten, anhand von passiven ETFs.
Außerdem würde ich vieles entspannter, weniger emotional und verbissen sehen, was die Börse betrifft. Öfter ein bis zwei Schritte zurück machen, wenn man „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht“.
Ich würde ihm raten, mehr auf eine bessere Balance von Job, Börsenhobby, Familie und Gesundheit zu achten.
Bezogen aufs Trading habe ich viele Fehler gemacht, diese habe ich oben ausführlich beschrieben.
  • Wenn man psychisch nicht auf der Höhe ist, sollte man nicht traden.
  • Wenn es familiäre Probleme gibt, sollte man nicht traden.
  • Wenn man aus beruflichen Gründen wenig Zeit hat, sollte man zumindest nicht nebenher Daytraden.
Sucht euch Gleichgesinnte, mit denen ihr die mentalen Probleme besprechen könnt, wenn eure Börsenerfahrungen fehlschlagen.

 

 

  • Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen? 
Mit Trading kann man ein sehr großes Stück der finanziellen Unabhängigkeit erreichen, aber man muss dafür sehr viel Lebenszeit eintauschen und immer am Ball bleiben.
Es hört sich so furchtbar abgedroschen an, aber wenn man nicht nach einer gewissen Zeit (3-5 Jahre) profitabel wird, und dabei mindestens zwei große Drawdowns im Depot überstanden hat, sollte man eher den passiven Weg ins Auge fassen und vielleicht mit einer kleineren Summe auf Sicht traden (vielleicht 25% oder weniger von den Geldbeträgen, die man nicht unmittelbar braucht).
Wenn man traden will, macht es vielleicht Sinn, auch seinen Beruf eher danach auszurichten, um Beruf und Berufung miteinander zu verknüpfen. Aber das ist eine stark subjektive Empfehlung, weil es bei mir funktioniert hat.

 

 

  • Was machst Du aktuell um Dein Vermögen zu nutzen / zu erhalten oder noch zu erhöhen?

 

Ich mache im Prinzip aktuell das, was ich die letzten 10 Jahre gemacht habe. Weiterhin traden mit mittlerweile schön gewachsenem Depot, mit dem Versuch, weniger emotional und verbissen zu sein. Parallel das Langfristdepot mit erspartem Geld zu füttern und voran zu treiben. Hoffentlich weiterhin so passabel wie bisher, dann wird der Cashflow und das Vermögen Stück für Stück größer.
Auch meine Spendenbereitschaft ist in den letzten Jahren gewachsen, weil es mir finanziell möglich war. Dies soll weiterhin verfolgt werden. (Basis- und Zinseffekte und so 😉 ).
Außerdem versuche ich meine Tochter für dieses Thema zu begeistern, was bisher auch auf Gegenliebe stößt.

 

 

  • Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?

 

Das nächste Ziel wären 4 Mio., also eine weitere Vermögensverdopplung.
Lebenszeit ist wertvolles „Vermögensgut“, daher mehr Arbeitszeit zugunsten der Lebenszeit einzutauschen.

 

 

  • Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deines Lebensstils, Lebensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?

 

Wieder mehr auf meine Gesundheit zu achten und meinen Körper wieder besser in Form zu bekommen (vermutlich unter professioneller Anleitung). Im Gegensatz zur Börse bekomme ich das anscheinend auf mittel- bis langfristiger Sicht nicht alleine auf die Reihe.
Wenn es das Gesamtvermögen zulässt, werde ich im Job weiter die Wochenstunden reduzieren.
Ich kann mir gut vorstellen, mit Sicht auf die nächsten 4-8 Jahre, wieder verstärkt auf dem Land zu leben.

 

 

  • Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in Der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?

 

Liest bitte die Artikel des Maschinisten und die Interviews der Freiheitskämpfer und Millionäre.
Beschäftigt euch mit der Börse und versucht es einfach. Wenn es gut läuft, darf man auch mal den einen oder anderen Euro mehr riskieren.
Hört genau zu, wenn jemand anderer Meinung zur Börsenlage und im Besonderen bei – für euch gerade interessante – Einzelaktien ist.
Hinterfragt euch ständig. Die Börse ist einer der wenigen Orte, wo eure umgesetzten Gedanken sofort oder sehr zeitnah in bare Münze gewandelt werden können, oder ihr bestraft werdet. Egal auf welcher Zeitebene (Stunden / Tage / Wochen / Monate).
Ach ja, und schaut in meinem Börsentagebuch hier auf der Freiheitsmaschine vorbei 😊.

 

Millionär Interview 39 Reblaus Österreich Kellergassen

 

Das war das Millionär Interview mit Freiheitskämpfer Reblaus

Herzlichen Dank für Deine Teilnahme!

Ich glaube, dass ist das längste Interview, dass bisher veröffentlicht wurde. Die Höhen und Tiefen, die Du dort nicht nur beim Börsenhandel beschrieben hast, gingen mir unter die Haut.

Man spürt in Deinem Interview sehr gut die emotionalen Hürden und Anforderungen für das aktive Handeln an der Börse. Es ist wirklich eine Berufung und man muss dafür brennen und bereit sein, viele tausend Stunden zu lernen und eigene Fehler schonungslos vor dem eigenen Ego aufzudecken.

Danke auch, dass Du andere Lebensbereiche von Dir angesprochen hast und zeigst, dass es wichtigere Dinge als die Börse gibt und ein Ausgleich notwendig ist.

Obwohl wir uns nun fast 15 Jahre online „kennen“, haben wir uns noch nie im wirklichen Leben getroffen.

Es wäre prima, dass einmal nachzuholen.

 

Und jetzt Ihr

Welche Fragen habt Ihr an Reblaus? Was gefällt euch gut, was hat euch beeindruckt und was haut euch von den Socken?

Außerdem mach auch Du mit bei den Millionär Interviews, wenn Du Dir aus eigener Kraft ein Vermögen von min. 500.000 Euro aufgebaut hast.

Schreib dem Maschinisten unter: maschinist@freiheitsmaschine.com und sei dabei.

Neben dem Fakt den anderen hier etwas zurück zu geben, lernst Du durch das Interview selbst wieder Neues und kannst das Feedback für Deinen weiteren Weg nutzen.

Ich garantiere allen Teilnehmern dabei absolute Anonymität.

Und bei der großen Freiheitskämpfer Community sind natürlich alle Menschen eingeladen, die Ihr Leben verbessern und neue Dinge lernen möchten. Das betrifft natürlich auch den Bereich aktives Trading, bei dem Reblaus und ich auch immer froh für weitere Ideengeber und Diskussionspartner sind.

Gib Gas mit der Freiheitsmaschine und mach Dein Leben zu einem wunderbaren Abenteuer.

Abonniere
Benachrichtige mich zu:
guest
66 Comments
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Rückmeldungen
Siehe alle Kommantare
66
0
Dein Kommentar!x