Millionär Interview 8 – Smartinvestor – Antifragil & Zinseszins

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reich werden als Angestellter und Investieren in AktienÜber das heutige Interview habe ich mich sehr gefreut. Es zeigt in beeindruckender Weise die Macht des Zinseszinses und den langfristig extrem großen Nutzen, sich mit der eigenen Finanzanlage selbst zu beschäftigen.

Smartinvestor hat ein für deutsche Verhältnisse sehr beeindruckendes Vermögen für sich und seine Familie aufgebaut und das in diesem Fall als glücklicher und gut bezahlter Angestellter. In seiner derzeitigen Position und mit diesem Vermögen kann Ihn so gut wie nichts erschüttern. Er hat sich und seine Familie extremst Antifragil gemacht (Sein Interesse an diesem Thema war unabhängig von meinem Beitrag). Es zeigt aber das unterschiedlichen Wege oft zur selben Erkenntnis führen.

Und nun genießt mit mir zusammen das Interview:

 

Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?

Ich bin 59 und meine Frau ist 58. Wir kennen uns seit 1984 und haben 1991 geheiratet.

 

Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?

Wir haben zwei Kinder, 25 und 24 Jahre alt, die beide außer Haus studieren.

 

Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?

Wir leben in einer (deutschen) Kleinstadt in der Nähe einer Großstadt.

 

Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?

Unser jährliches Nettoeinkommen liegt z.Zt. bei ca. 100 000 €. Ich bin und war meistens Alleinverdiener.


Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?

Unsere jährlichen Ausgaben liegen bei ca. 50 000 €. Wir geben gern Geld für Reisen fern und nah sowie Bildung und gesundes Essen aus.

 

Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?

Unser aktuelles Vermögen liegt bei ca. 3 Mio €.

 

Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbstgenutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)?

Unser Vermögen ist aktuell zu ca. 75% investiert in: A) 30% weltweite regionale Aktienindexfonds und -ETFs , B) 30% weltweite regionale REIT bzw. Real Estate Index ETFs und C) 40% Liquid Alternatives (LAs: handelbare Managed Futures MF- und Global Macro Fonds), außerdem zu ca. 25% in gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersversorgung, Direktversicherung, vermietete Immobilien und ein wenig Gold, Bargeld nur ein paar wenige 1000 € für den täglichen Konsum und was davon bis zur nächsten Investition übrig bleibt auf dem Girokonto.


Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren?

– Schon immer genügsames Leben und hohe Sparquote von mind 50%, ohne dass etwas fehlt.
– Wohldurchdachte „buy-and-hold“ Anlagestrategie bislang ohne große Fehler konsequent durchgezogen. Das heißt, vor allem in Finanzmarktbooms und -Crashs gemäß der angewendeten „Opportunistic Rebalancing“-Strategie bzw. „5/25 Swedroe Rule“ die Gewinner verkauft und in die Verlierer investiert.
– Guter Verdienst als mittlere Führungskraft in Großunternehmen, vor zwei Jahren Erbschaft über circa 750 000 € von ebenfalls genügsam gelebten Eltern, davon ca. 450 000 € in Immobilien.

 

Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?

Ich habe erst mit ca. 39 Jahren begonnen, mich vollständig selber um eine eigene systematische Anlagestrategie zu kümmern, primär bedingt durch die schlechte Verfügbarkeit hochwertiger Anlageliteratur in D. Davor hatte ich recht erfolglos versucht, diese wichtige Aufgabe teilweise an fremde Berater zu delegieren bis mich einer um einen relativ kleinen Betrag betrogen hat, da ich leider davon ausging, dass Experten für mich besser mit meinem Geld umgehen würden als ich. Wie William Bernstein rät, geht man besser grundsätzlich davon aus, dass Finanz-Berater und andere Finanzprofis meist abgebrühte Kriminelle („hardened criminals“) sind.
Mein Rat ist vor allem, sich so früh wie möglich vollständig selber um eine eigenständige systematische Anlagestrategie zu kümmern und sich dafür gezielt hochwertigste Originalliteratur zur eigenen Ausbildung auszusuchen, um möglichst bald zu einer unabhängigen qualifizierten eigenen Meinung zu kommen und um bei diesem Thema von absolut niemandem abhängig zu sein.
Durch den Betrug aufgewacht, habe ich zu meiner Selbstausbildung u.a. sehr viel von John Bogle (u.a. „Common Sense on Mutual Funds“), William Bernstein („The Intelligent Asset Allocation“) und David Swensen („Unconventional Success“ und „Pioneering Portfolio Management“) sowie spezielle Literatur zu MF- und Hedge-Fonds (u.a. von John Lintner) intensiv durchgearbeitet. Außerdem lese ich regelmäßig mit großem Gewinn den Newsletter von Ben Carlson „A Wealth of Common Sense“ und den Finanzwesir-Blog.

 

Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen?

– Nicht an unnötigen Luxus gewöhnen, bewusst sparsam aber nicht ärmlich leben und Sparquote maximieren.
– Eigene Finanzanlagestrategie sehr sorgfältig entwickeln und, wenn erforderlich und sinnvoll, dann mit großer Sorgfalt aktualisieren und weiterentwickeln.

 

Meine Anlagestrategie orientiert sich am „Yale Model“ von David Swensen mit maximaler Diversifikation in für mich gut zugängliche und verständliche Anlageklassen. Die investierten LAs weisen alle eine sehr geringe oder negative Korrelation zu Aktien und Anleihen und mindestens Aktien-ähnliche Rendite und Volatilität auf. Sie verbessern meine Gesamtrendite und reduzieren mein „Worst Drawdown“-Risiko signifikant. In diese alternativen Anlagen sollte man jedoch nur mit sehr tiefem Verständnis investieren, da die sehr seltenen Chancen dabei viel zu hohen Risiken gegenüberstehen, z.B. Schneeballsysteme à la Madoff, überhöhte Gebühren, insignifikante Performance.
Von E.1998-E.2015 habe ich bei meinen 75% Finanzanlagen trotz ein paar Anfängerfehlern mit 7% p.a. eine um ca. +1,7% per annum höhere Durchschnittsrendite bei einem um ca. -40% geringeren Worst Drawdown (mein wichtigstes Risikomaß) als der MSCI ACWI IMI TR Net Index (Rendite +5,3% p.a.) erzielt. Nicht ausgegebene Einnahmen sammle ich jeweils an, bis sie ca. 5.000 EUR erreichen und investiere die dann konzentriert in die am meisten unterallokierte(n) Einzelanlage(n).
Ich halte so wenig wie möglich renditeloses Bargeld und keine renditelosen Geldmarktanlagen, auch wenn größere Ausgaben oder andere Investitionen anstehen. Für den dann erforderlichen Cashbedarf nutze ich temporär meine Effektenkredite bis ich passende Einzelanlagen, die gerade am meisten überallokiert sind und hohe Kursgewinne aufweisen, verkauft habe. So partizipiere ich immer maximal an meiner Durchschnittsrendite aus hoch rentierlichen Finanzanlagen und bin trotzdem immer sehr liquide.

 

Was machst Du aktuell um Dein Vermögen zu nutzen/erhalten oder noch zu erhöhen?

Ich habe vor ein paar Monaten in Erwartung der Zinswende den Anteil Bundesanleihen auf null reduziert und den Anteil der LAs von zuvor 20 auf jetzt 40% meiner 75% Finanzmarktanlagen erhöht, um jetzt größer werdende Crash-Gefahren durch „Crisis Alpha“ zu hedgen bzw. um mittel- und langfristige Wert- und Renditeschwankungen zu reduzieren und um zukünftig erwartete sinkende und für längere Zeit eher unterdurchschnittliche Renditen klassischer Finanzmarktanlagen zu kompensieren.
Demnächst will ich nach Abschluss meiner aktuellen intensiven Produktrecherche neu zugänglicher LAs noch deren Anzahl im Depot von aktuell 4 ungefähr verdoppeln, um diese Anlageklasse besser zu diversifizieren und Klumpenrisiken zu minimieren.
Z.Zt. überlege ich auch, wie ich meinen nie auszuschließenden Ausfall am besten absichere. Dazu werde ich zur Generalvollmacht wahrscheinlich auch noch alle Bankvollmachten für Frau und Kinder einrichten, ggf. zu möglichst einfach zu handhabenden Einzelanlagen wechseln, ein genaues Kochrezept zur Weiterführung meiner Strategie dokumentieren und hoffen, dass sich ein Familienmitglied um dessen tieferes Verständnis und ggf. gute Umsetzung bemüht.

 

Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?

Nein. Aber ich strebe, wie bisher immer, mit weiteren Feinoptimierungen an, die bisherige Gesamtrendite aufrechtzuerhalten.
In der Ruhestandphase plane ich, die Asset Allocation der Finanzanlagen beizubehalten und nur die Erträge nach Inflation zu verbrauchen, so dass der reale Vermögenswert unbegrenzt erhalten bleibt.

 

Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deine Lebensstils, Lebensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?

Meine aktuelle Berufstätigkeit macht mir so viel Spaß, dass ich mir ein baldiges Ende nicht vorstellen kann und möglichst lange arbeiten will, u.a. auch um mein Humankapital möglichst lange zu erhalten, meine Flexibilität bzw. Freiheit weiter zu vergrößern und meine gesetzliche Rentenanwartschaft zu maximieren. Ich zahle die für meine Frau, die aktuell aus gesundheitlichen Gründen nicht berufstätig ist, freiwillig maximal auf.
Aktuell verfolge ich drei ganz unterschiedliche Startup-Ideen innerhalb meines Arbeitgebers und außerhalb. Mein aktuelles Ziel ist es, zumindest mit einer davon den „Break Even“ in der operativen Phase zu erreichen. Vielleicht werde ich eine der Ideen auch selbständig als weiteres Standbein aufbauen und selber investieren, wenn es sehr aussichtsreich aussieht, z.B. die Auflage eines eigenen vermögensverwaltenden Dachfonds mit meiner Anlagestrategie, da ich damit sowieso schon das Vermögen einiger Verwandten und Bekannten betreue.
Den Lebensort werden wir sicher mindestens noch einmal verändern, um verschiedenen Interessen gerecht zu werden.

 

Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in Der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?

– Versuche eine möglichst anspruchsvolle Tätigkeit auszuüben, die dich vielfältig fordert aber nicht ständig sondern nur hin und wieder überfordert, die dir viel Spaß macht und die dir ein angemessenes aber nicht unbedingt das höchste Gehalt bringt.
– Strebe eine für dich passende „Work Life Balance“ an.
– Vermeide unnütze Zerstreuung, lese möglichst viel und bilde dich zumindest beruflich und in finanziellen Dingen ständig weiter, um neugierig am Ball zu bleiben, um neue Chancen wahrnehmen zu können und um neue Risiken schnell zu erkennen und zu vermeiden.
– Bleibe dabei bescheiden und versuche, durch eine sehr kritische Grundeinstellung große Fehler und Risiken früh zu erkennen und zu vermeiden. Agiere dabei aber nicht risikoscheu sondern risikobewusst chancenorientiert.
Bei all dem hilft das Hauptwerk vom bekannten Risikoforscher Nassim Taleb „Antifragile – Things that gain from disorder“, den besten Lebens- und Berufsberater, den ich bislang kenne.

 

Das war das Interview mit Smartinvestor. Noch einmal ganz herzlichen Dank dafür!

In diesem Interview gibt es ganz viele Goldnuggets. Hier spricht ein erfolgreicher und lebenserfahrener Anleger mit fast sechs Dekaden Lebenserfahrung! Er hat dieses Interview mitgemacht um anderen auf Ihrem eigenen Weg zu helfen. Nutzt diese Chance.

Wer jetzt aufgrund der aktuellen Vermögenssumme rückwärts vom Stuhl fällt – Ja es ist viel, es ist wunderbar viel.

Hier wird die Macht des Zinseszinses so richtig sichtbar.

Selbst wer nicht wie Smartinvestor eine Überperformance erreicht hat, kann langfristig mit einer 5% Nettorendite mit passiven Gesamtmarkt Aktien ETF rechnen. Das heißt inkl. Berücksichtigung der Inflation und nach deutscher Kapitalertragsteuer auf die Dividenden.

Wer den Zinseszinsrechner dann einmal vom Studienende bis zum derzeitigen Alter von Smartinvestor laufen lässt, wird überrascht sein.

Über diesen ca. 35 Jahreszeitraum reichen 2.000 Euro im Monat an gemeinsamer Sparanstrengung beider Partner um 35 Jahre später bei einem versteuerten und Inflationsbereinigten Vermögen von 2.2M Euro (ohne den Erbschaftsteil von Ihm) zu landen. Wenn Kinder kommen, ist die Sparquote dabei wahrscheinlich temporär niedriger, dafür aber vielleicht später auch wieder deutlich höher, wenn entweder beide Partner einen oder mehrere Einkommenströme besitzen oder einer von beiden wie im Fall von Smartinvestor Ihren gefragten Beruf lieben und damit fast zwangsweise Karriere machen.

Der Grund warum das trotzdem nur sehr wenige auch gut verdienende Menschen schaffen, ist mangelnde Kenntnis der Anlagemöglichkeiten und das fehlende finanzielle Ziel. Der Großteil des Geldes wird dann einfach ausgegeben; egal wie hoch das Einkommen steigt.

Deshalb größten Respekt wie langfristig Smartinvestor sein Ziel verfolgt hat und ich wünsche Ihm viel Erfolg für seine Start-Up Ideen und die weiteren Lebenspläne!

 

Und nun an die Leser: Hast Du auch eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen? An welcher Stelle bist Du gerade? Was sind Deine Ziele und Wünsche? Was würdest Du gerne aus Dir machen?

Wer ebenfalls Interesse an einem solchen Interview hat, kann mir unter maschinist@freiheitsmaschine.com schreiben. Alle Beiträge werden natürlich komplett anonymisiert und nur auf ausdrücklichen Wunsch werden bestimmte Informationen geteilt.

Und jetzt seid Ihr dran im Kommentarbereich! Was interessiert euch speziell am Weg von Smartinvestor? Was hilft euch besonders weiter? Benutzt dafür die Kommentarfunktion.

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