Millionär Interview 9 – Maschinist

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Freiheitsmaschine Millionär InterviewsDer Maschinist hat gefragt – Die Leser haben geliefert – Jetzt ist er selbst dran:

 

  • Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?
Wir sind beide 44 Jahre alt und seit 11 Jahren verheiratet.

 

  • Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?
Wir haben zwei Kinder. Die Tochter wird jetzt 9, der Sohn ist 6 Jahre alt.

 

  • Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?
Wir leben nach einem mehrjährigen USA Aufenthalt aktuell ganz frisch wieder in einer deutschen B-Stadt mit ca. 250k Einwohnern.

 

  • Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?
Unser gemeinsames Nettoeinkommen aus den Berufen in Deutschland beträgt aktuell ca. 110k Euro.


Das setzt sich zusammen aus dem Arbeitseinkommen des Maschinisten von etwas mehr als ca. 80k Euro Netto inkl. des Jahresbonus und zukünftig von wieder des Partners von voraussichtlich ~15-25k Euro Netto (inkl. Steuerabzügen von >50% aufgrund Steuerklasse V) nach Kinderpause.
Hinzu kommen knapp 5k Euro aus Kindergeld plus Kindergeldfreibetrag sowie etwas Blogeinkommen und ein wenig Beratungstätigkeit als Nebeneinkommen.
In den USA war mein Nettoeinkommen deutlich höher, dafür war ich dort noch Alleinverdiener.
Mein Einkommen hat sich im Vergleich zum Berufsstart vor 17 Jahren etwas mehr als verdoppelt plus Inflationsausgleich. Am Anfang betrug mein Nettoeinkommen als Single inflationsbereinigt ca. 2.800 Euro netto pro Monat inkl. Sonderzahlungen und davon habe ich nur die Hälfte ausgegeben (Wohnkosten gering durch WG-Zimmer und gebrauchtem PKW).

 

  • Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?
Unsere Ausgaben betragen in Deutschland aktuell knapp 50k Euro. Ein Hauptausgabenpunkt ist aktuell davon die private Grundschule unserer Kinder, der nach der eingerechneten Steuerrückerstattung trotzdem noch über 8k Euro beträgt.
Für Bildung würde ich immer Geld ausgeben und die Schule ist jeden Cent wert. Besonders da die öffentliche Grundschule in in unserem Schulbezirk überraschend schlecht ist, da Sie aus historischen Gründen mit einer Hauptschule zusammenläuft.
Mietausgaben pro Jahr inkl. aller Heiz- und Nebenkosten in der deutschen B-Stadt betragen ca. 13k Euro im Jahr. Die Wohnung ist in absoluter 1a Lage und wir haben Sie schon seit 12 Jahren gemietet. Aktuell würde man das zu dem Preis nicht mehr bekommen.
Wir haben aktuell zwei PKW. Einer davon ist ein 8 Jahre alter Gebrauchter und ein Dienstwagen meiner Firma, bei dem ich aber auch sehr auf die Kosten achte. (Ich fahre das allerkleinste verfügbare Modell um die Besteuerung zu reduzieren. Die Kollegen lachen äußerlich – ich innerlich 🙂.
Wir geben außer der Schule gerne Geld für Reisen aus (geschätzt mit 8k Euro im Jahr).
Wo wir wenig Geld ausgeben ist für Restaurants, Kleidung, Elektronik. Wir kaufen viele Kindersachen gebraucht. Smartphone, Laptops (Thinkpads) und andere Elektronik alle in guter Qualität aber alle gebraucht gekauft. Essen 98% zu Hause und wir achten auf eine gute Ernährung.
Das heißt ohne Urlaub und Privatschule betragen unsere jährlichen Ausgaben ca. 34k Euro im Jahr.

 

  • Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?
Unser aktuelles Vermögen beträgt knapp $1.5M.



Das Geld ist aktuell noch komplett im Dollar Raum angelegt – Auch weil wir nach aktuellem Stand vorhaben in einiger Zeit Deutschland wieder zu verlassen, bleibt das aktuell auch so und rechne weiterhin in USD.
 
Im Jahr 2000 hatte ich null Euro. NULL. Ich habe die ersten Wochen nach Berufsstart das Auto meiner damaligen Freundin geliehen, bevor ich mir selbst einen Gebrauchtwagen für umgerechnet 3.000 Euro gekauft habe und diesen dann fast 10 Jahre gefahren.

 

  • Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbstgenutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)
Mittlerweile zum großen Teil in passive Aktien ETF.
Seit etwas über einem Jahr neben den Basics US Markt und Rest der Welt. Etwas in US und Hong Kong REIT’s und anteilig viel Emerging Markets und zusätzlicher Fokus auf Singapore und Hong Kong, weil die Bewertung des Gesamtmarktes sehr attraktiv war. Das lief bisher gut.
Dazu ein paar wenige extrem starke Einzelaktien wie Johnson&Johnson (JNJ) und Berkshire Hathaway (BRKB). Einzelaktien fast nur noch, wenn ich nach viel Recherche zum Schluss gekommen bin, dass sich der Wert auch in der nächsten Dekade wahrscheinlich besser als der Gesamtmarkt verhalten wird. Wenn ein Einzelwert nicht besser als der Gesamtmarkt performt, ist das ein völlig unnötiges Risiko.
Zusätzlich habe ich aktuell ca. 8% des Vermögens in verschiedenen US-Online Immobilien Projekte (Fundrise) investiert. Dort gab es vor zwei Jahren noch gute $-Renditen von 14-16% im Jahr. Für Renditen von 10% oder weniger würde ich das Risiko im Vergleich zum Aktienmarkt aber nicht eingehen.
Ein schlechtes Investment waren die US P2P Börsen, besonders Lendingclub. Dort habe ich aktuell noch ca. 2.5% des Vermögens, ziehe das gesamte freiwerdende Geld aber konstant raus. Ich habe mit diesem Investment sehr viel Zeit verbracht und mit Algorithmen experimentiert um zu testen welche Kreditnehmer im Vergleich zum jeweiligen Zinssatz die geringste Ausfallwahrscheinlichkeit haben.
Die Renditen sind dort in den letzten 12 Monaten aber leider komplett zusammengebrochen (von ca. 11% auf ca. -1%)  und das Gleiche sieht man aktuell ja auch bei vielen europäischen P2P Anbietern, da die Kreditnehmer immer mehr Probleme bekommen. Wir erreichen jetzt langsam das Ende des aktuellen Kreditzyklusses.
Die Idee hinter P2P Krediten ist gut und auch ein Investment darin hat auf den ersten Blick Charme, da es einem schönen konstanten Cashflow aussieht. In Wirklichkeit ist ein Investment in P2P Krediten aber im Vergleich zur erzielbaren Rendite nach Steuer sehr riskant, da man zusätzlich zum Kredit Zyklus auch noch das Risiko des Ausfalls der Plattform trägt. Das Investment war also im Nachhinein wieder einer der vielen selbstgemachten Fehler und ich habe dort nicht genug recherchiert im Vorfeld.

 

  • Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren?
Nach dem Maschinenbaustudium das Glück (oder je nach Sichtweise Pech…) gehabt, direkt bei einem Dax Konzern zu starten.
Der Aufstieg danach verlief zwar gut aber auch nicht optimal. Das haben einige Kollegen auf jeden Fall noch besser gemacht. Die Konzernpolitik und auch der Fakt den ganzen Tag in einem Büro mit anderen Menschen verbringen zu müssen, waren nie mein Ding.
Ich habe nach Arbeitsbeginn den Aktienmarkt als aktiver Trader für mich entdeckt und dort Fehler nach Fehler gemacht. Tausende Stunden mit Trendfolgestrategien und 100+ Tradingbüchern. Seit den letzten Jahren immer mehr passiv, nachdem ich erkannt habe, wie gut Index ETF eigentlich sind.
Nach 2009 gab es einige gute Jahre an der Börse wie auch beim Einkommen (Einkommen und Sparrate waren in den USA zum Teil höher als aktuell). Vor dem USA Aufenthalt war mein deutsches Einkommen dafür noch ein gutes Stück niedriger und die Sparquote nach der Geburt der Kinder deutlich geringer.
Als weiteren Punkt haben wir nie eine selbstgenutzte Immobilie gekauft. Alle meine Arbeitskollegen in D sind Ihre gerade noch am Abbezahlen (und pendeln mit dem größten verfügbaren Dienstwagen dorthin, der aufgrund der Entfernungspauschale hohe Steuerzahlungen für Sie verursacht).

 

  • Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?
Beim aktiven Börsenhandel waren die Positionsgrößen viel zu groß. Am Anfang hatte ich überhaupt kein System und ich wusste nicht was ich tat. Es hat bei mir viele Jahre gedauert, das Ego an der Börse abzulegen. Viele schaffen das nie aber wirklich große Trader schaffen das früher.
Im Beruf habe ich nie wirklich alles über einen langen Zeitraum für meine Angestelltenkarriere gegeben und dadurch die letzten ~20-30% Nettogehaltsteigerung (oder noch deutlich mehr für wirkliche Ausnahmetalente) nicht mitgenommen. Ich habe mit dem Gedanken aber trotzdem lange gespielt und dieses „dazwischen sein“ hat Energie gekostet.
Wenn es bei Dir geht, würde ich im Beruf nach einem möglichst klaren: Work Hard! – Play Hard! vorgehen. Das heißt, wenn Du eine Arbeit machst, mach Sie mit 100% Einsatz. Dadurch kannst Du Deine freie Zeit danach viel besser genießen.

 

  • Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen?
Lebe immer ein Stück weit unter Deinen finanziellen Möglichkeiten und Dir kann nichts Schlimmes passieren! Die ersten Jahre nach Arbeitsbeginn habe ich in einer WG gewohnt und ein 10+ Jahre altes Auto gefahren.
Einen guten Abstand zwischen Einkommen und Ausgaben habe ich immer beibehalten und zum Glück war meine Frau genauso. Sie ist eigentlich die echte Frau Schlau – Konsumausgaben, Schmuck und co haben Sie nie interessiert. Ich hatte damit großes Glück.
Deutschland ist eine totale Aktienmarktwüste. Wenn Du es schaffst, dort früh Zugang zu finden und das Potenzial zu verstehen, hast Du gegenüber 98% Deiner Mitmenschen einen uneinholbaren Vorsprung. Es investieren zwar knapp 15% der Deutschen irgendwie in Aktien oder Aktienfonds aber selbst wenn, dann nur zu einem kleinen Teil.
Aktien oder Aktien ETF sollten, wenn Du keine vermieteten Immobilien besitzt, den Großteil Deines gesamten Vermögens ausmachen und Sie sind viel wichtiger als eine selbstgenutzte Immobilie. Vermietete Immobilien können sich lohnen aber ich habe selbst nie einen aktiven Zugang dazu gesucht und auch nicht gefunden.

 

  • Was machst Du aktuell um Dein Vermögen zu nutzen/erhalten oder noch zu erhöhen?
Ich bin weiterhin voll im Aktienmarkt investiert (Seit ca. 14 Monaten als der neue Bullenmarkt anfing habe ich meine Aktien Longposition von 100% auf ca. 120% meines Vermögens erhöht. Einer meiner Broker Interactive Brokers bietet Wertpapierleihen zu 1-1.5% in Eurowährung).
Wenn die Bewertungen der Aktienmärkte (besonders USA) noch weiter steigen, werde ich meine Investitionsquote wieder auf 100% reduzieren und das weitere gesparte Geld aus dem Arbeitseinkommen dann in kurzlaufende US- und Emerging Markets Unternehmensanleihe ETF parken (aktuell ca. 2.3% Verzinsung beim US ETF).
Anleihen steigen normalerweise bei einem starken Aktieneinbruch, deshalb wirken Sie als Puffer. Da die Zentralbanken den Zins (besonders in Europa) aber stark verzerrt haben, warte ich mit dem Investment noch. In Euroanleihen würde ich aktuell aufgrund Bruttorenditen nahe null nicht investieren.

 

  • Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?
Ich möchte noch ein paar Jahre Gas geben und als Meilenstein wären $2M eine schöne Summe, die wir in ca. 3-5 Jahren bei gleichbleibenden Parametern und ohne riesigen Aktienmarkteinbruch erreichen könnten.
Wichtiger als die absolute Summe ist die Realisierung, was Aktien eigentlich sind – Beteiligungen an Unternehmen! Diese werden von den Marktteilnehmern mal höher und mal niedriger bewertet aber im Endeffekt ist der Cashflow aus diesen Investments, das was zählt. Selbst wenn der Markt also deutlich einbricht, bleiben die Dividendenzahlungen relativ konstant und damit auch das planbare „Einkommen“.

 

  • Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deine Lebensstils, Lebensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?
Aktuell wieder in Deutschland bin ich bei meinem Arbeitgeber realistisch betrachtet gehaltlich am oberen Ende. Nach aktuellem Stand ziehe ich das noch einige Zeit durch. Als nächste Termine sind für mich jetzt die Schulmeilensteine meiner Kinder wichtig. Sekundarstufe für die ältere. Beim Übergang auf das Gymnasium unterstützen. Diese Termine eventuell zum erneuten Umzug nutzen.
Spätestens in 3-5 Jahren werde ich mit meiner Familie nach aktuellem Stand innerhalb des 40.ten Breitengrades ziehen. Wir wollen das natürlich nicht auf Kosten der Zukunft unserer Kinder machen. Es gibt dazu aktuell viele Überlegungen in der Familie und deshalb ja auch die kommende Serie dazu hier in der Freiheitsmaschine bei Der ich euch alle einlade mitzumachen.
In den USA ging die Lebens-Kombination aus gutem Klima und wirtschaftlicher Stärke problemlos. In Südeuropa z.B. ist das für mich auch ok aber für meine Kinder eine andere Nummer und man muss das besser planen.

 

  • Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in Der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?
Probiert möglichst viele verschiedene Dinge in eurem Leben möglichst früh aus und habt dabei keine Angst vor dem Scheitern! Es wird später nie mehr so „günstig“ für euch sein, etwas Neues zu lernen wie in jungen Jahren. Besprecht dieses Konzept unbedingt mit euren Kindern und ermutigt Sie.
Hinterfragt immer die Meinung der Masse. Sie ist oft genug falsch! Das Buch: Extraordinary Popular Delusions and The Madness Of Crowds, zeigt, dass sich daran auch nichts ändern wird.
Konsum ist meistens ein sehr vergängliches und nur oberflächliches Glück.
Konzentriert euch beim Geld ausgeben auf die wenigen Bereiche die euch wirklich glücklich machen und lasst den Rest weg.
Versucht Schritt für Schritt mehr auf euch selbst zu hören und blendet aus, was andere von euch denken. Das Motto lautet: Du kannst es nie allen Recht machen also hör auf es zu versuchen.
Wenn Du Deiner Umgebung zeigst, wer Du wirklich bist, wirst Du immer Menschen finden die mögen was Sie sehen! Das heißt im Umkehrschluss, wenn Du aktuell viele Menschen um Dich herum hast, die „Dich nicht verstehen“, dann kann es sein, dass Du Deiner Umgebung zu wenig zeigst wer Du wirklich bist (aus Angst vor Zurückweisung oder anderem).
Freundschaften und Familie sind eines der wenigen Dinge im Leben, die immer bei Dir bleiben wenn Du sie pflegst. Die meisten anderen Dinge inkl. der Karriere sind vergänglich.
Deine restliche Lebenszeit nimmt im Laufe Deines Lebens wie bei einer Exponentialfunktion einen immer höheren Stellenwert bei Dir ein. Wenn Du dann genügend eigenes Vermögen geschaffen hast das Dir einen passiven Einkommensstrom bringt, kannst Du diese wertvolle Lebenszeit optimal für Dich nutzen. Deine Familie ist dann gleichzeitig abgesichert und Ihr könnt viel mehr Zeit miteinander verbringen.
Abschließend
Überlege Dir gut, worauf Du zurückblicken willst, wenn Du in einigen Dekaden Deinen letzten Atemzug machst! Dieser Zeitpunkt wird kommen.
Neben dem vielleicht beklemmenden Gefühl der eigenen Vergänglichkeit, sorgt das dafür selbst aktiv zu werden und nicht nur alles so weiterlaufen zu lassen, nur weil es bequem ist.

 

Das war das Interview mit mir selbst.

Und nun an die Leser: Hast Du auch eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen? An welcher Stelle bist Du gerade? Was sind Deine Ziele und Wünsche? Was würdest Du gerne aus Dir machen?

Wer ebenfalls Interesse an einem solchen Interview hat, kann mir unter maschinist@freiheitsmaschine.com schreiben. Alle Beiträge werden natürlich komplett anonymisiert und nur auf ausdrücklichen Wunsch werden bestimmte Informationen geteilt.

Und jetzt seid Ihr dran im Kommentarbereich! Was interessiert euch an meinem Weg. Benutzt dafür die Kommentarfunktion.

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