Warum P2P-Konsumkredite Blödsinn sind

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P2P Kredite gefährlichDer Maschinist hält sich für einen netten Menschen.

Er verbringt gerne Zeit mit seiner Familie & trifft sich gerne mit seinen Freunden. Und als gebürtiger Rheinländer ist er ein Verfechter des „Leben und leben lassen“- Prinzips, nachdem jeder nach seiner Fasson glücklich werden soll, so lange er andere Menschen auf deren Lebensweg nicht schadet.

Aber gerade weil das rheinländische Laissez-Faire Glaubensbekenntnis nicht aus Einem, sondern aus zwei Teilsätzen besteht, sieht sich der Maschinist in der Pflicht, seinen Finger auf diese viel diskutierte Anlageklasse zu legen und die Kinder beim Namen zu nennen.

 

P2P-Konsumkredite sind Blödsinn

Sie sind in aktueller Ausgestaltung im Konsumkreditbereich langfristig ein schlechtes und sehr riskantes Investment für Anleger. Viele Geldgeber werden damit auf lange Sicht Geld verlieren.

 

Und um noch einen Schritt weiter zu gehen:

Wer diese konsumkreditbasierten Peer-to-Peer Börsen im Jahr 2019 bei aktueller Ausgestaltung im deutschsprachigen Raum immer noch uneingeschränkt empfiehlt, hat entweder keine Ahnung oder wird überwiegend von finanziellen Interessen geleitet.

 

Bevor jetzt alle aufschreien und mich wahlweise der Respektlosigkeit oder der Geschäftsschädigung beschuldigen – hier das Big-Picture:

Die Idee hinter diesen Crowdinvestment – Kreditplattformen für den privaten Geldverleih ist eigentlich gut und auch ich war davon ursprünglich begeistert.

Aber wie bei vielen anderen Ideen, die sich auf den ersten Blick sehr gut anhören (z.B. Sozialismus oder Kindererziehung ohne jegliche Regeln), entpuppt sich auch diese hier wahrscheinlich bald für viele Investierte als Albtraum.

Im Fall der privaten Crowdinvesting-Kredite (Peer-to-Peer) war die Idee aus der Überlegung geboren, dass sich bisher rein kommerzielle Unternehmen wie Kreditkartenfirmen und Finanzinstitute diesen so lukrativen Markt über viele Dekaden lang alleine aufteilen konnten. Das ermöglichte diesen Unternehmen Bruttorenditen vergleichbar mit dem Aktienmarkt zu erzielen. Aber im Unterschied zu diesem mit deutlich geringerer Volatilität.

Deshalb wird man z.B. gerade in den USA mit Kreditkarten- und Konsumkredit-Angeboten geradezu bombardiert, nachdem man eine persönliche Kredithistorie in diesem Land aufgebaut hat.

Für verantwortungsvolle Nutzer sind Kreditkarten dabei einfach ein nützliches Werkzeug, um Dinge zu bezahlen und dabei nützliche Zusatzleistungen zu genießen.

Aber für Menschen, die nicht mit Geld umgehen können, sind Konsumentenkredite oft der Eintritt in die ganz persönliche Schuldenmaschine, in der sie dann statistisch wie ein süchtiger Raucher oft jahrzehntelang ein williger Geldsklave sind, da die eigene Freiheitsmaschine rückwärts läuft.

 

Kreditgeldgeschäfte nun auch zwischen Privatpersonen zu ermöglichen, ist prinzipiell eine gute Idee und zwar für den Geldgeber wie auch die Kreditnehmer

 

Denn zum einen erhöht man damit theoretisch den Kreditwettbewerb, was zu geringeren Kreditkosten für die Kreditnehmer führen sollte (und damit im besten Fall Menschen langfristig aus Ihren Schuldenturm befreit) und zweitens können nun alle Menschen mit Vermögen erstmals direkt an diesem für die großen Unternehmen so lukrativen Geschäft teilhaben.

Dadurch ist nun erstmals eine zuvor unzugängliche Anlageklasse für alle Vermögensbesitzer verfügbar, die theoretisch neben dem Aktienmarkt als Diversifikation dienen kann.

 

Das hört sich wunderbar an

Theoretisch schon – Aber wie angedeutet, war auch die ehemalige DDR auf dem Papier ein Traumland. Und wirtschaftlich hätte sie die westdeutschen Gebiete mit Ihrem „bösen und menschenverachtenden Kapitalismus“ eigentlich locker hinter sich lassen müssen.

Wer arbeitet schon gerne für das „Kapital“, wenn er im Sozialismus direkt für die anderen Menschen etwas schaffen kann.

Wie sich heraus gestellt hat, war auch hier das Ergebnis der guten Idee ein direkter Weg in die Hölle.

Denn was wie so oft dazwischen kommt, ist die Natur des Menschen.

Genau wie sich im Sozialismus in unüberschaubaren Staatsgebilden nach einiger Zeit fast niemand mehr besonders anstrengt, wenn er nicht selbst zumindest einen Teil seiner Leistung selbst behalten darf, so funktionieren auch die P2P-Kreditbörsen bei aktueller Auslegung besonders im Konsumkreditbereich längerfristig nur auf dem Papier.

Und am Ende werden diejenigen die Rechnung begleichen, die sich finanziell auf der Habenseite darauf eingelassen haben.

Die Kreditgeber!

 

Aber warum ist das so

Das Problem ist die Motivation der drei Parteien in diesem Geschäft.

Es gibt neben den offensichtlichen Kreditnehmern und Dir als Kreditgeber, als Dritte Partei die Tauschplattformen. Und diese sind, entgegen der nach „gegenseitig einstehender Dorfgemeinschaft“ klingenden P2P-Kredit Idee, ein rein gewinnorientiertes Unternehmen ohne Haftung für die Kredite selbst.

 

Welches Eigeninteresse haben diese drei Parteien?

In Deinem Fall ist das einfach.

Du willst eine möglichst hohe & konstante Rendite aus Deinen Investments und natürlich auch Dein eingesetztes Geld zurück erhalten.

Bei den Kreditnehmern ist das im Fall der Konsumentenkredite schon interessanter.

Natürlich wollen die Kreditnehmer möglichst geringe Zinszahlungen leisten aber im Gegensatz zum Kreditgeber sind Sie in einer völlig anderen Situation. Sie zeigen mit Ihrer Verschuldung, dass Sie zumindest bisher mehr Geld ausgegeben haben als Sie einnehmen.

Und den P2P-Konsumkrediten steht oft kein echter Gegenwert gegenüber. Dieses bisher gezeigte Verhalten des Überkonsums ist auch interessant für eine andere Statistik.

Wie hoch ist der Wille, diese Schulden zu bedienen?

Bei einem Menschen mit selbsterschaffenem Vermögen wie Dir, ist die Antwort einfach. Natürlich würdest Du Deine Verpflichtungen erfüllen und als Vertrag reicht normalerweise ein Handschlag.

Man kann sich auf Menschen wie Dich generell verlassen. Denn Du und alle anderen Kapitalbesitzer zeigen durch euren verantwortungsvollen Umgang mit Geld in unserem marktwirtschaftlichen System ein verlässliches Verhalten.

Aber bei einem durchschnittlichen Konsumkreditschuldner sieht das leider komplett anders aus.

Diese Menschen haben sich für den Kauf von Konsumgegenständen verschuldet und zahlen diese Schulden dann oft genug nur durch externen Zwang zurück.

Sie haben sich finanziell kaum im Griff. Andernfalls hätten Sie kein negatives Vermögen durch Überkonsum.

 

Die großen Kreditkartenunternehmen kennen das

Sie wissen, wie wenig sie dem durchschnittlichen Konsumkreditschuldner trauen können.

Sie haben deshalb über Dekaden ein ausgefeiltes Schuldeneintreibesystem entwickelt, bei dem der zahlungssäumige Konsumkreditschuldner neben dem Check per Schufa-Auskunft im Falle eines Zahlungsverzugs mit regelmäßigen Anrufen und Briefen zur Begleichung seiner Schulden bewegt werden soll und meistens auch wird.

Diese unangenehme Konfrontation, ist für die Kreditnehmer mit kaum ausgeprägter Impulskontrolle, die wirksamste und oft einzige Möglichkeit Ihn zur Begleichung seiner Kredite zu bewegen.

Wenn für diese Menschen ein Handschlag oder ein Ehrenwort zählen würde, hätten sie sich meistens gar nicht auf den Schuldenjunkieweg begeben, bei dem diese Menschen Ihr eigenes zukünftiges Ich betrügen.

 

Kannst Du einem Menschen vertrauen, der sein eigenes zukünftiges Ich betrügt?

„Nein, aber dafür gibt es doch auch im Konsumkreditbereich als dritte Partei die P2P-Kreditbörsen. Oder?“, könnte man sich fragen.

Dann lass uns mal schauen, wie deren finanzielle Motivation aufgebaut ist:

Die P2P-Kreditbörsen sind fast alle nicht haftbare Unternehmen (GmbH Struktur, LLC  oder Limited je nach Geltungsraum). Sie verdienen Ihr Geld mit Gebühren, die sie auf die Kreditzahlungen der Kreditnehmer aufschlagen.

Um das zu tun, brauchen Sie als allererstes Geld.

Geld, dass Sie im Gegensatz zu den echten Kreditkarten- und Konsumkreditfirmen selbst nicht haben oder nicht bereitstellen wollen.

 

Deshalb brauchen Sie Dich

Um Dich dazu zu bewegen, Dein Geld an die Kreditnehmer zu verleihen, lassen Sie sich einiges einfallen.

Neben normaler Werbung mit dem Versprechen hoher Zinsen, wurden dazu auch Affiliate-Modelle aufgebaut, bei dem Meinungsbildner im Internet immer dann eine finanzielle Entlohnung erhalten, wenn ein neuer Kreditgeber über diese Plattform kommend sein Geld für diese P2P-Kredite gibt.

Es gibt z.B. Peer to Peet Anbieter im Konsumkreditbereich, die zahlen Ihren Affiliates bis zu 5% der Anlagesumme als Entlohnung für Ihre Empfehlung.

Woher denkst Du, kommt dieses Geld?

Und wie groß ist die Motivation der Affiliates, Dich über die versteckten Risiken aufzuklären, wenn damit so große Gewinne mit vergleichsweise geringem Aufwand gemacht werden können?

 

Und wie sieht es mit der Motivation dieser P2P-Kreditbörsen aus, Dein investiertes Geld bei Zahlungsverzug mit aller Macht einzutreiben

Bei den großen Kreditkartenunternehmen ist die Sache klar. Das verliehene Geld kommt von Ihnen selbst. Sie setzen im Fall des Zahlungsausfalls Himmel & Hölle in Bewegung, um den Schuldner zur Zahlung zu bewegen.

Ein mitteleuropäischer Gefängnisaufenthalt ist wahrscheinlich nichts gegenüber der Situation, als Schuldner in einer solchen Lage zu sein.

Bei den konsumkreditbasierten P2P-Börsen, wo Dein Geld verliehen wird, ist die Situation anders. Diese Unternehmen leben zwar auch von den Zinsflüssen zwischen Dir und dem Schuldner. Aber im Gegenzug zu den echten Kreditunternehmen im Konsumkreditumfeld, tut Ihnen das verlorene Geld im Zahlungsausfall nicht weh.

 

Das ist vergleichbar mit einem Zigarettenhersteller

Es geht diesen Unternehmen darum, junge Menschen zu Rauchern zu machen.

Wenn diese Menschen dann erst einmal nikotinsüchtig sind, läuft der Laden wie von alleine. Wenn ein Raucher nach vielen Dekaden der Sucht dann statistisch ca. 10 Jahre früher als ein Nichtraucher stirbt und am Ende zusätzlich sehr hohe Gesundheitskosten verursacht, wird das von diesen Unternehmen mit einem Schulterzucken hingenommen.

Nicht so gut, als hätte der betroffene nikotinsüchtige Mensch noch zehn weitere Jahre Zigaretten gekauft aber auch kein schlimmer Verlust, so lange immer wieder neue junge Raucher rekrutiert werden können.

(Und deshalb ist es so wichig, dass wir auch in Deutschland alle Bewerbungsformen für den Nikotinkonsum, wie in allen anderen EU-Ländern schon lange geschehen, endlich beenden).

 

Wenn das Zigaretten-Business dagegen wie das Kreditgeschäft der großen Kreditkartenunternehmen aufgebaut wäre, sähe die Sache ganz anders aus

Wenn in jeder Schachtel Zigaretten gleichzeitig ein hoher fünfstelliger Eurobetrag enthalten wäre, den die Zigarettenhersteller nur zurück erhiehlten, wenn der Raucher bei der letzten Zigarette noch lebt, würden Sie sich viel mehr Gedanken darüber machen, die Lebenserwartung eines Rauchers möglichst stark zu erhöhen und zweitens älteren Rauchern überhaupt keine Zigaretten mehr verkaufen.

Halt genauso, wie es Finanzinstitute auch tun, bevor Sie Geld verleihen.

 

Bei dem Geschäftsmodell der privaten Peer to Peer Plattformen im Konsumkreditbereich ist das alles kein Thema

Es gibt die Motivation eines möglichen Einlageverlustes für die P2P-Börsen nicht und deshalb verhalten sich diese Anbieter auch wie Zigarettenhersteller.

Ein ausgefallener Konsumkredit (ein toter Raucher) ist unschön aber auch kein Beinbruch so lange neue Kreditgeber „rekrutiert“ werden können und diese dabei möglichst lange über das wirkliche Risiko des Geldverleihs in diesem Umfeld im Unklaren gelassen werden können.

Nassim Thaleb beschreibt dieses Phänomen in seinem wunderbaren Buch Antifragilität mit dem Prinzip des „Skin in the game“.

Danach funktionieren Systeme dauerhaft, solange der Systembetreiber selbst etwas bei einem möglichen Scheitern des Systems zu verlieren hat.

Wenn das nicht der Fall ist, passieren langfristig so gut wie immer völlig unerwartete Dinge, da Risiken falsch eingeschätzt werden, weil Sie von den Systembetreibern ohne „Skin in the game“ nicht nur verheimlicht, sondern sogar aktiv verschleiert werden.

Und was ist mit den Kreditausfallgarantien, wie Ihn einige P2P-Börsen im Konsumkreditbereich anbieten?

Das sind gute Beispiele dafür, das langfristige Risiko für den Kreditgeber möglichst lange zu verschleiern.

  • So lange die Wirtschaft gut läuft, kann die P2P-Börse das Angebot einlösen und damit Vertrauen erzeugen.
  • In einer Rezession, wenn die Ausfallhöhe dann den laufenden Cashflow für das Unternehmen überschreitet, sieht es sehr wahrscheinlich ganz anders aus.

Die P2P-Plattformen sind wie beschrieben Unternehmen mit Haftungsausschluss.

Aktuell haben Sie einen schönen Cashflow und davon leben die Besitzer und Teilhaber dieser Unternehmen. Im Krisenfall kann das Unternehmen dann relativ einfach per Haftungsausschluss geschlossen werden. Der bis dahin aus dem Unternehmen gezogene Cashflow ist geschützt und dem Kreditgeber bleibt dann nichts weiter, als das Versprechen der Konsumschuldenjunkies Ihren Konsumkredit zu bezahlen.

Wie es dann um deren weitere Zahlungsmoral ohne fehlende Konsequenzen bestellt ist, kann sich jeder ausmalen.

Selbst im aktuellen Wirtschaftszyklus, sinken die Rendite vieler P2P-Börsen nach Berücksichtigung der Kreditausfälle mittlerweile ab.

 

Wie kann das sein, fragst Du Dich

Einerseits haben die Peer-to-Peer Anbieter über die Jahre gelernt, Ihr Geschäftsmodell zu optimieren. Das heißt übersetzt, bei der Kreditvergabe immer weniger hinzuschauen.

Mit unserem Rauchergleichnis gesprochen, werden immer mehr auch Lungenkrebskranke dazu animiert, doch bitte mit dem Rauchen anzufangen. So gibt es zumindest noch einige Zeit einen Cashflow für die Unternehmen, bevor die Kreditgeber dann wahrscheinlich dumm aus der Wäsche schauen.

Zweitens haben auch die Schuldner mittlerweile gelernt, dass sie im P2P-Bereich deutlich weniger gequält werden, wenn Sie in den Zahlungsausfall rutschen als bei den klassischen Konsumkreditunternehmen.

Die Versuchung, dann den Kredit nicht mehr zu bedienen, ist bei dieser Klientel dadurch deutlich wahrscheinlicher.

Das System ist also selbstlernend und wie immer funktionieren diese Dinge im Kapitalismus nach dem Prinzip der finanziellen Entlohnung im Verhältnis zum möglichen Verlust.

 

Als Ergebnis muss man potentiellen Geldgebern bei der aktuellen Ausgestaltung der Peer-to-Peer-Kreditbörsen im Konsumbereich davon abraten, Geld in P2P-Konsumkredite zu investieren

 

Ich würde darum einen Bogen machen, bis das Businessmodell nach der nächsten Rezession und dem unvermeidbaren Bankrott einiger Anbieter, deutlich in Richtung der Geldgeber verbessert wird.

Bis dahin gibt es weiterhin eine einfache Empfehlung für Dein Geld. Es ist die gleiche, wie in den letzten zweihundert Jahren.

 

Der Aktienmarkt – Die größte Wohlstandsmaschine aller Zeiten!

Dieser bietet langfristig als Buy&Hold mit einfachen passiven Index ETF, besonders nach Steuern die höchste Rendite in Kombination mit dem geringsten Risiko aller Anlageklassen.

Und er überlebt im Gegensatz zu Bargeld, Bankeinlagen und natürlich auch P2P-Börsen, Weltkriege und Hyperinflationen.

 

Also lass Dich vom derzeitigen Hype im P2P-Konsumkreditbereich, inkl. der monetär geleiteten Influenzer, nicht beeinflussen, Dein Geld in diese langfristig für Dich sehr riskante Anlageform nach aktueller Ausgestaltung zu investieren.

Mach Dir dagegen wie immer Deine eigenen Gedanken, wer von einem bestehenden System profitiert und warum die vorhandenen Informationen in diesem Fall nicht neutral sein können, sondern stark von den jeweiligen Eigeninteressen der Beteiligten geleitet sind.

Eigeninteressen, die von Deinen nicht nur Abweichen, sondern Ihnen sogar gegenüberstehen.

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