Wenn man zufällig ausgewählte Bürger fragt, welche Eigenschaften erfolgreiche Menschen haben, kommt unter anderem fast garantiert die Antwort:
„Arbeiten fast pausenlos und haben nie Zeit zum Leben“.
In unserem neuesten Millionär Interview wird klar, dass das so pauschal nicht stimmt.
Besser gesagt gelten eher Sätze wie:
• Vorbereitung (eine gute Ausbildung & ein guter Start) ist das halbe Leben
• Wohlhabend werden muss man nur einmal &
• Danach kann man die weitere Reisegeschwindigkeit durch das großartige Abenteuer Leben fast frei wählen
Und damit Bühne frei für Siduva
Lieber Maschinist,
mit Interesse und Begeisterung verfolge ich Deinen Blog und vor allem die Millionär und Freiheitskämpfer Interviews.
Der Ansatz ist super und Du hast eine Plattform geschaffen, auf der sich gleichgesinnte auf Augenhöhe austauschen können.
Besonders gefällt mir der Spirit und – trotz Anonymität – respektvolle Umgang untereinander.
Ich möchte gern auch etwas beisteuern und habe daher die Fragen des Millionär Interviews beantwortet.
Viele Grüße
Siduva
Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?
Ich bin 39 und meine Frau 38 Jahre alt. Wir sind seit 12 Jahren zusammen und seit 9 Jahren verheiratet.
Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?
Wir haben zwei Kinder im Alter von 8 und 5 Jahren.
Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?
Wir leben in einer deutschen Mittelstadt in Baden-Württemberg, wohnen in unserem eigenfinanzierten Reihenhaus und arbeiten beide als Sachbearbeiter ohne Führungsaufgaben in Teilzeit bei zwei unterschiedlichen DAX-Unternehmen.
Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?
Anhand eines detaillierten Haushaltsbuchs haben wir einen genauen Überblick über unsere Einnahmen und Ausgaben.
Unser Haushaltsnettoeinkommen aus allen Einnahmequellen zusammen beträgt ca. 110.000 Euro pro Jahr bzw. 9.100 Euro pro Monat.
Die Detaillierung gebe ich nur in heruntergebrochenen Monatswerten an, da ich das als besser greifbar empfinde.
• Mit insgesamt 6.900 Euro netto kommt der Großteil aus unseren Jobs, in denen wir annähernd gleich verdienen.
• Aus unseren Investments nehmen wir ca. 1.600 Euro ein, 910 Euro davon aus einer vermieteten Eigentumswohnung und der Rest vorwiegend aus Aktiendividenden und Aktienveräußerungsgewinnen.
• 408 Euro kommen aus Kindergeldzahlungen und
• ca. 250 Euro fallen unter die Kategorie „Sonstiges“ (vorwiegend Verkäufe gebrauchter / ausrangierter Dinge sowie die jährliche Einkommenssteuererstattung).
Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?
Unsere Ausgaben belaufen sich auf ca. 32.000 Euro jährlich bzw. 2.700 Euro monatlich.
Die Top 3 Ausgabekategorien sind Wohnen (vorwiegend Hausgeldzahlungen für die Eigentumswohnung und Betriebskosten für unser Reihenhaus), Freizeit sowie Nahrungsmittel.
Bis 2018 war – typisch deutsch – die Kategorie „Versicherungen“ ganz vorn mit dabei, bevor wir uns hier auf die Versicherungen gegen existenzielle Risiken beschränkt und unsere Altersvorsorgeversicherungen gekündigt oder beitragsfrei gestellt haben.
Grundsätzlich leben wir sparsam aber nicht geizig.
Wir geben gern Geld für Freizeitaktivitäten, Urlaube und gute Lebensmittel aus, würden aber zum Beispiel nicht in ein 5-Sterne-Hotel für 200 Euro die Nacht oder ein Edel-Restaurant gehen.
Grundsätzlich überlegen wir zweimal, ob wir etwas wirklich brauchen und versuchen, ständigen Konsum sowie Impulskäufe zu vermeiden.
Einige Dinge kaufen wir auch in gutem bis sehr gutem Zustand gebraucht für einen Bruchteil des Originalpreises.
Größere Ausgaben tätigen wir eigentlich nie ohne vorherige ausgiebige Recherche und geben dann auch gern mehr Geld aus, um Qualitätsprodukte mit entsprechender Haltbarkeit zu kaufen.
Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?
Unser Vermögen beläuft sich Stand September 2020 auf ca. 1,2 Millionen Euro (ohne Barwerte für Humankapital oder gesetzliche Rentenansprüche und ohne das Geld unserer Kinder).
Davon sind 800.000 Euro selbst erwirtschaftet und 400.000 Euro gehen auf Schenkungen an meine Frau durch ihre Eltern zurück.
Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (z.B. Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbst-genutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)
Unser Vermögen lässt sich zunächst in 15% Geld- und 85% Sachvermögen unterscheiden.
Geldvermögen:
100.000 Euro liegen kurzfristig verfügbar auf unterschiedlichen Tagesgeldkonten.
60.000 Euro des Geldvermögens sind in privaten Rentenversicherungen gebunden – vorwiegend beitragsfreie Altlasten sowie die Fonds-Riesterversicherung meiner Frau, die aufgrund der hohen Zulagen für die Kinder als einzige weiterhin attraktiv ist.
Sachvermögen:
Unser Reihenhaus sowie die Eigentumswohnung habe ich aus meiner Sicht konservativ mit insgesamt 540.000 Euro bewertet, was den Kaufpreisen inkl. Kaufnebenkosten von 2015 bzw. 2009 entspricht.
Der Rest des Sachvermögens i.H.v. 500.000 Euro ist vollständig in Aktien investiert.
Das Aktienportfolio besteht dabei zu ca. 70% aus ETF-Fonds (World, Emerging Markets, Small Caps, S&P500, Immobilienaktien-ETF, Dividenden-ETF) und 30% Einzelaktien, davon 15% Mitarbeiteraktien.
Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren
Gestartet sind wir vor 9 Jahren mit ca. 190.000 Euro, als wir geheiratet haben.
Den Großteil davon hat meine Frau in unsere Ehe eingebracht, da sie schon deutlich länger arbeitet als ich, verglichen mit mir deutlich sparsamer gewesen ist und auch aus einem vermögenderen Haushalt kommt.
Ich hatte hingegen bis zu meinem Berufseinstieg nie größere Ersparnisse und habe auch von dem Geld, das ich zur Verfügung hatte, nie größere Summen gespart – hatte aber vom BAföG abgesehen auch nie Schulden.
Beim Punkt Sparsamkeit habe ich mich mit den Jahren stetig meiner Frau angenähert.
Als Basis unseres Vermögens empfinde ich unser hohes Einkommen in Kombination mit den eher geringen Ausgaben – unsere Sparquote liegt zwischen 70 und 80 Prozent und ist auch nominal sehr hoch. Dabei sind wir wie bereits erwähnt nicht geizig und verzichten auch nicht aktiv auf irgendetwas, sondern lassen es uns gut gehen, leisten uns die Dinge die wir brauchen und leben ganz sicher nicht frugal.
Ein weiterer wesentlicher Beitrag zu unserer Vermögensbildung waren die Geldgeschenke meiner Schwiegereltern, da diese uns unter anderem ermöglicht haben, unser Haus ohne Fremdfinanzierung zu kaufen. Somit können wir unsere Sparleistung weiterhin voll in den Vermögensaufbau stecken und müssen keine Verbindlichkeiten bedienen.
Bis 2014 war unser gesamtes Vermögen in Fest- und Tagesgeldern angelegt. Aufgrund jahrelang sinkender Zinsen habe ich erst dann angefangen, mich mit Aktien zu beschäftigen – auf meine eigene Initiative hin, da über Vermögensaufbau allgemein und Aktien im speziellen in meinem Familien- und Freundeskreis nicht gesprochen wurde.
Zu Beginn habe ich geringe Summen in deutsche Einzelaktien investiert. Am Brexit-Entscheidungstag habe ich weitere Einzelaktien nach dem Kursrücksetzer günstig kaufen können. Dabei habe ich permanent die Kurse beobachtet und oft bei +10% verkauft – um die Kurse danach weiter steigen zu sehen, als ich nicht mehr investiert war.
Über den Blog vom Finanzwesir bin ich ab 2017 dann schrittweise auf das Thema ETF aufmerksam geworden und habe unter anderem durch den Podcast „Der Finanzwesir rockt“ viel dazugelernt. Mir wurde klar, dass mein aktives Einzelaktieninvestment zwar eine kleine positive Rendite bringt (ca. +2,7% nach Steuern bis heute), mich allerdings viel Zeit und Nerven kostet und ich das erhebliche Einzelwertrisiko zu Gunsten einer theoretischen Outperformance, die ich doch nie erreichen werde, für den Großteil unseres Vermögens nicht tragen möchte.
Daher haben wir seit 2018 in großem Umfang begonnen, unser Vermögen Schritt für Schritt in ETFs umzuschichten. Wir haben automatisierte monatliche ETF-Sparpläne, die je 2.000 Euro für meine Frau und mich investieren sowie je 150 Euro für unsere Kinder.
Der Großteil des Wissens und der operativen Arbeit liegt bei mir, allerdings habe ich unsere Anlagestrategie detailliert mit meiner Frau abgestimmt und alles so eingerichtet, dass unser Vermögen fair auf uns beide aufgeteilt angelegt ist.
Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?
Als Klassiker kann ich da anführen, dass ich zu lange auf Spar- und Altersvorsorgeprodukte im Versicherungsmantel gesetzt habe, „weil man das halt so macht“.
Ich wünsche daher jedem die möglichst frühe Erkenntnis, dass man nur existenzielle Lebensrisiken versichern sollte und rate dazu, Altersvorsorgeprodukte im Versicherungsmantel anhand der Vertragsdetails durchzurechnen.
Fordert die laufenden Kosten sowie die Renditerechnung eurer Altersvorsorgeversicherungen an und simuliert für die kommenden 10 oder 20 Jahre die zu erwartende Gesamtperformance gegenüber einem Investment in einen Welt-ETF mit konservativen 3-4% Wertsteigerung pro Jahr.
Ich schätze, dass in über 90% der Fälle das ETF-Investment deutlich rentabler ist und ihr euer Geld lieber nicht der Versicherung geben solltet.
Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen?
Ganz wichtig ist aus meiner Sicht, sich intensiv mit finanzieller Bildung zu beschäftigen. Viel Wissen dazu ist kostenfrei im Netz zum Beispiel bei der Freiheitsmaschine abrufbar.
Parallel zur finanziellen Bildung sollte man so früh wie möglich kleine Beträge investieren, denn nichts treibt die Lernkurve so schnell nach oben wie die Praxis. Bei kleineren Beträgen macht man dann hoffentlich auch keine irreparablen Fehler, kann die eigene Strategie und Risikotoleranz aber einer echten Prüfung unterziehen.
Mir persönlich hat zudem geholfen, frühzeitig eine Anlagestrategie aufzuschreiben und wo nötig im Zeitverlauf konsequent wieder zu ändern.
Zudem höre und lese ich nach wie vor zahlreiche Beiträge zum Thema Finanzen / Vermögensaufbau. Auch wenn sich da manches wiederholt hilft mir das, den Weg konsequent weiterzugehen.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Kombination aus Humankapital und Sparleistung / Konsumverzicht tatsächlich so wichtig ist wie überall behauptet wird. Den Großteil unseres Vermögens konnten wir erwirtschaften, weil wir beide studiert und sehr gut bezahlte Jobs in Großunternehmen haben und zudem deutlich weniger Geld ausgeben als wir einnehmen.
Ohne genau zu wissen wie es bei anderen aussieht, empfinde ich unsere Situation als außergewöhnlich und privilegiert, zumal wir über die Familie meiner Frau noch zusätzliche Unterstützung beim Vermögensaufbau bekommen haben.
Das alles löst große Dankbarkeit bei mir aus.
Was machst Du aktuell um Dein Vermögen zu nutzen / zu erhalten oder noch zu erhöhen?
Wir befinden uns nach meinem Verständnis weiterhin in der Vermögensaufbauphase.
Wir investieren automatisiert monatlich hohe Sparquoten in Aktien-ETFs. Zudem geht jedes verfügbare freie Kapital ausschließlich in die Aktien-ETFs, da wir bereits mehr als ausreichend in Immobilien investiert sind und andere Anlageklassen für uns nicht in Frage kommen.
Ich halte zudem noch einen kleinen Betrag reserviert, mit dem ich bewusst Einzelwertrisiken eingehe und gegen besseres Wissen versuche, eine Überrendite zu erzielen – wie zuletzt in der Hochphase des Corona-Abschwungs, wo ich wieder intensiv getraded habe.
Mittelfristig wollen wir den Anteil des liquiden Geldvermögens auf 60.000 bis 80.000 Euro reduzieren. Unser Notgroschen ist damit zwar immer noch sehr groß, wir können dann aber auch auf viele Eventualitäten reagieren, ohne gleich Aktien verkaufen zu müssen.
Zudem wollen wir die Dividenden-ETFs verkaufen, wenn sie wieder in der Gewinnzone sind. Diese ETFs sind ein gutes Beispiel für den gelegentlichen Anpassungsbedarf unserer Anlagestrategie bzw. konkret der Produktauswahl. Wir benötigen die Ausschüttungen nicht und im Corona-Abschwung hat sich gezeigt, dass diese ETFs deutlich stärkere Kursverluste verbuchen als ein breit gestreuter Welt-ETF.
Auch den Anteil der Einzel- und Mitarbeiteraktien wollen wir mittelfristig reduzieren und in ETFs umschichten, um das Risiko breiter zu streuen.
Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?
Der hohe illiquide Immobilienanteil und die Schenkungen führen bei mir zu einer Art Minderwertig-keitskomplex nach dem Motto „so viel haben wir ja gar nicht erreicht“, auch wenn ich mir unserer außergewöhnlichen Lage und unseres Glücks voll bewusst bin.
Dennoch möchte ich vor diesem Hintergrund den von uns erwirtschafteten Vermögensanteil in Aktien deutlich steigern.
Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deine Lebensstils, Le-bensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?
Wir arbeiten wie erwähnt beide in Teilzeit und werden das wohl auch nicht mehr ändern.
So wichtig die Investition in das eigene Humankapital während des Studiums und am Beginn unseres Berufslebens war, so wenig sind wir derzeit bereit, für mehr Geld oder eine Führungskarriere zusätzlichen Aufwand zu betreiben. Wir sind zufrieden mit den Status quo und verbringen unsere Zeit lieber zu Hause mit uns und unseren Kindern.
Wir werden unseren sparsamen Lebensstil bzw. unser bewusstes Konsumverhalten beibehalten und auch unser Lebensmittelpunkt wird sich langfristig nicht ändern.
Wenn die Kinder älter werden steigen vermutlich unsere Ausgaben, sodass wir die Sparquote von ihrem derzeit außerordentlich hohen Niveau sicher reduzieren werden.
Zusammenfassend genießen wir unser Leben im Hier und Jetzt und versuchen, möglichst wenig auf später zu verschieben – denn nichts ist so beständig wie die Veränderung und wer weiß schon, was in ein paar Jahren sein wird.
Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?
Nehmt von allem, was euch sogenannte Finanzprofis, Bankberater und Versicherungsvertreter erzählen, immer das Gegenteil als wahr an.
Hinterfragt jede Meinung, jeden Trend und jeden Ratschlag beim Thema Finanzen kritisch auf Über-einstimmung mit euren persönlichen Einstellungen und Werten.
Den größten Stellhebel habt ihr immer nur dann in der Hand, wenn ihr selber aktiv werdet.
Das war das Millionär Interview mit Siduva
Herzlichen Dank, dass Du dabei bist und herzlichen Glückwunsch zur schlauen Partnerwahl & was Ihr gemeinsam aufgebaut habt!
Deine Ausgaben kann ich gut nachvollziehen. Wir liegen in einem ähnlichen Bereich, wenn ich unsere Kaltmietkosten und das letzte Jahr der Privatschule für unser jüngeres Kind dort noch aufaddiere.
Vielen Dank auch für die genialen Fotos!
Und jetzt Ihr
Welche Fragen habt Ihr an Siduva. Was gefällt euch gut und was könnt Ihr für euch daraus mitnehmen.
Außerdem: Mach auch Du mit bei den Millionär Interviews, wenn Du Dir aus eigener Kraft ein Vermögen von min. 500.000 Euro aufgebaut hast.
Schreib dem Maschinisten unter: maschinist@freiheitsmaschine.com und sei dabei.
Neben dem Fakt den anderen hier etwas zurück zu geben, lernst Du durch das Interview selbst wieder Neues und kannst das Feedback für Deinen weiteren Weg nutzen.
Ich garantiere allen Teilnehmern auf Wunsch absolute Anonymität.
Gib Gas mit der Freiheitsmaschine und mach Dein Leben zu einem wunderbaren Abenteuer.