- Was fühlt man mit geerbtem Geld?
- Was fühlt man, wenn es sehr viel Geld ist?
- Was fühlt man, wenn das Erbe 4 Millionen Euro beträgt?
Diese und viele andere Fragen beantwortet das Millionär Interview Nr. 31 der Freiheitsmaschine.
Zu Gast ist heute bei uns „Der Skilehrer“.
Die Fotos, die er mitgeliefert hat, schaffen es nach meiner Meinung schon einmal auf einen der vorderen Plätze und die Vermögenssumme sowieso.
Aber genug der Ankündigungen und Bühne frei:
Lieber Maschinist.
Gerne möchte ich mich für ein Millionär-Interview zur Verfügung stellen.
Ich habe niemanden, mit dem ich mich über meine Finanzen austauschen kann. Daher würde es mich freuen, wenn es klappt und ich Feedback von Deinen Lesern bekommen könnte.
Die Fragen zu beantworten hat mir schon viel geholfen, um zu reflektieren.
Es ist wie eine Therapiesitzung. 🙂
Grüße, Der Skilehrer
Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?
Ich bin 39 Jahre alt, meine Frau ist 49. Wir haben uns 2004 kennen gelernt und haben ein Jahr später relativ spontan geheiratet. Ich war noch BWL-Student und damals wirklich auch Skilehrer und brachte ein verbeultes Auto und vielleicht €5.000 Cash als Mitgift in die Ehe.
Meine Frau hatte einen Bausparer und vielleicht 20-30€k gespart. Seit damals hat sie sich komplett bei den Finanzen mangels Interesses ausgeklinkt und ich verwalte unser Familienvermögen.
Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?
Wir haben zwei Kinder, 11 und 13 Jahre alt.
Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?
Wir leben im Heimatdorf meiner Frau im Umland einer Großstadt in Bayern seit 8 Jahren.
Davor wohnten wir in meiner Heimat in Österreich in einer Metropole bzw. in meinem Heimatdorf.
Also wir kennen beides, Stadt- und Landleben.
Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?
Unser durchschnittliches Netto-Einkommen beträgt 8.062€ monatlich.
Ich rechne gerne mit durchschnittlichen Monatswerten, da habe ich ein besseres Gefühl für die Beträge. 6.740€ kommt aus unseren Angestelltenjobs.
Meine Frau arbeitet Teilzeit mit 1.740€ netto und ich Vollzeit 5.000€ inklusive durchschnittliche variable Boni.
1.322€ kommen aus passiven Quellen (550€ aus Verpachtung, 408€ Kindergeld, 364€ ETF bzw. Dividenden Ausschüttungen).
Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?
Unsere durchschnittlichen monatlichen operativen Ausgaben sind 5.253€ (d.h. operativer Cash Flow vor Investitionen und Finanzierungen).
Wir haben zwei Autos. Zwar immer gebraucht gekauft, aber zumindest Eines muss schon immer etwas schicker und sportlicher sein.
Das Leben ist zu kurz, um nur Schrottkisten zu fahren.
Für Reisen geben wir auch noch viel Geld aus. Wir waren schon mit dem Wohnmobil in Europa, USA, Kanada, Australien unterwegs.
Außerdem bin ich auch schon mal mit dem Snowboard an den Füßen aus einem Helikopter in Alaska gehüpft.
War alles jeden Cent Wert und es sind Erinnerungen, die uns und mir bleiben.
Skifahren gehen wir auch so 1-2 Wochen im Jahr.
Wir wohnen in unserem schuldenfreien Einfamilienhaus. Wohnkosten sind überschaubar.
2.809€ bleibt somit als operativer Gewinn übrig, der für Investitionen zur Verfügung steht.
2500€ investiere ich in einen ETF Sparplan, 1.250€ alle zwei Wochen.
Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?
Wir haben ein Vermögen inklusive aller Immobilien von ca. 4,8 Mio. €. Der Immobilien- und Grundbesitzanteil macht dabei ca. 4,1 Mio. € aus.
Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (z.B. Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbstgenutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)
Ich runde ein wenig:
4.100k€ für den Immobilienteil. Dieser besteht aus einem selbst genutzten Einfamilienhaus, verpachtetem Ackerland, einem Wald, Bauland und einer vermieteten Scheune.
400k€ ETF und Wertpapiere
20k€ Bitcoin
20k€ Gold, Silber
30k€ betriebliche Altersvorsorge
30k€ FX Trading
165k€ Cash
(Autos rechne ich nicht mit rein)
Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren?
Da muss ich jetzt ein wenig ausholen.
Als Jugendlicher habe ich mir schon das Ziel gesetzt reich zu werden, ohne genau zu wissen wie. Meine Eltern kommen beide aus bäuerlichen Strukturen, haben beide als Angestellte gearbeitet. Ich war der Erste in der Familie, der Abitur gemacht hat und studierte.
Die Klassiker Bücher wie Rich Dad, Poor Dad bis zum Gerd Kommer habe ich alle verschlungen. Die Theorie zum passiven Investieren mit ETFs hatte ich verstanden. Allein die Praxis hat zu Beginn nicht funktioniert, da unser Einkommen nicht ausreichte. Am Ende des Geldes war noch die Mitte des Monats übrig.
Ich hatte gerade erst als Controller zum Arbeiten begonnen in einem mittelständigen Betrieb. Meine Frau erwartete unser erstes Kind. Wir hatten nie die Phase „Double Income No Kids“. Stattdessen war es bald: „One Income Two Kids“ und die Miete war hoch. Wir lebten von den Ersparnissen meiner Frau.
Mir war bald klar: Als Angestellter wird es schwierig.
Ich habe mich viel mit Trading beschäftigt, weil mich das Thema fasziniert. Kurzum, hat nicht funktioniert und ich habe viel Lehrgeld gezahlt.
Weiteres habe ich mich viel beschäftigt mit Unternehmertum und Entrepreneurship, aber da fehlt mir bis heute die Geschäftsidee. Ich kann zwar super eine Bilanz erstellen, aber ich hasse Vertrieb. Eventuell muss ich mir eingestehen, dass ich dafür nicht geeignet bin.
Die Wende kam als wir unsere Zelte in Österreich abgebaut haben und nach Deutschland gezogen sind. Ich bekam einen Controller Job in der Medizintechnikbranche, internationaler Konzern, aber noch überschaubare Größe.
Mittlerweile bin ich Prokurist mit Personal- und Budgetverantwortung. Mein Einkommen konnte ich sehr deutlich steigern. Meine Frau hat damals auch wieder zu Arbeiten begonnen.
Wie schon oben erwähnt, fließen monatlich 2.500€ in einen ETF Sparplan. Mittlerweile alles nur mehr in den Vanguard All World ETF. Zuvor hatte ich noch aufgeteilt in Emerging und Developed Markets und REITS. Das ist mir mittlerweile zu blöd.
Weiters bietet meine Firma ein sehr attraktives Mitarbeiteraktienprogramm an. Wir können mit unseren Boni Aktien kaufen und nach 3 Jahren Haltefrist schenkt uns die englische Muttergesellschaft je zwei Aktien dazu. Als ich angefangen habe, war der Kurs bei 0,70, heute ist er bei 2,50. Ich bin einer der Wenigen in Deutschland die seit Anfang an mitgemacht haben. Typische „German Angst“. Für meine britischen Kollegen ist das ein Teil der Altersvorsorge und ganz normal. Mein Aktienpaket dort ist gut sechsstellig.
Beim Bitcoin Hype vor zwei Jahren habe ich ein paar Tausender als Trading Gewinn mitgenommen. Ca. 20k€ habe ich noch. Mein eingesetztes Kapital habe ich aber schon komplett raus.
Ich kaufe einmal im Jahr eine Unze Goldmünze, immer zum gleichen Zeitpunkt. Bei Münze Österreich kann man einen automatischen Sparplan einrichten.
Ganz kann ich es dann doch nicht lassen. Seit zwei Jahren gamble ich mit FX-Trading herum. Ich bin bei einem deutschen Anbieter für Signale. Der große Erfolg ist noch ausgeblieben, der große Verlust auch.
Aber mit gefällt’s, ist Spielgeld.
Meine Cash Quote ist relativ hoch. Ich habe ca. 2,5 Jahre meiner Ausgaben am Girokonto. Das ist dem geschuldet, dass ich bisher Pulver trocken gehalten habe, um eventuell ein Business zu starten oder mich zu beteiligen.
Aja, die Immobilien. Die hätte ich fast vergessen.
Mein Vater und ich haben nie über Geld gesprochen. Die verpachtete Landwirtschaft, die er von seiner Familie übernommen hat, hat mich Null interessiert und ich hatte keine Ahnung wie viel Fläche da ist und was das Wert war. Er war ein einfacher Angestellter und fuhr einen Kleinwagen.
Als er sehr plötzlich starb, übernahm ich als Einzelkind.
Als ich seine Ordner durchforstete, fand ich 200k€ in Cash, 200k€ Wertpapiere und Grundbuchauszüge für 10ha Ackerfläche, 10ha Wald, 6000m² Baugrund. Da war ich etwas überrascht, um es vorsichtig auszudrücken.
Zur Erinnerung war ich damals in der Phase, wo mein Geld für einen halben Monat gereicht hat und wir von den Ersparnissen meiner Frau gelebt haben. Jedenfalls habe ich mit dem Cash/Wertpapieren mein Einfamilienhaus finanziert.
D.h. im Endeffekt ist mein Immobilienanteil komplett geerbt. Da ich nicht vorhabe dieses Erbe zu verkaufen, ist mir der Marktwert auch relativ egal.
Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?
Ich hätte zielstrebiger an meiner Karriere arbeiten können.
Ich war ein sehr guter Schüler, im Studium aber nur Durchschnitt. Einen konkreten Berufswunsch hatte ich nicht. Ich bin eher reingestolpert als geplant vorgegangen. Solange ich keine Personal- und Budgetverantwortung hatte, verdiente ich einfach zu wenig. Meine Karriereleiter hat zu lange gedauert. In den ersten Jobs habe zu lange festgehalten. Mit 100€ monatlich in einen ETF Sparplan ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Klar ist es wichtig anzufangen, aber absolut bringt das nicht so viel.
Ich habe verschiedene unternehmerische Konzepte verfolgt, aber keines in die Umsetzung gebracht.
Wahrscheinlich wäre für mich ein freier Beruf (Arzt, Anwalt, Steuerberater) das Richtige gewesen, wo das Geschäftsmodell vorgegeben ist und man unternehmerisch tätig ist. Ich weiß, dass ich als Angestellter nie 100% glücklich werde. Ich versuche zumindest in den nächsten Jahren als kaufmännischer Geschäftsführer zu landen.
Im Nachhinein betrachtet war meine Cash Quote zu hoch. Da hätte mehr investieren können.
Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen?
Die eigenen Finanzen kann man nicht delegieren, man muss sich selbst darum kümmern und mit den eigenen Lebenszielen abstimmen.
Ihr seid eine Minderheit, die meisten Menschen leben ohne Plan von der Hand in den Mund und finden ein Sparbuch toll. Das findet man nach einer gewissen Zeit befremdlich. Es wird einsamer.
Ausgaben kann man nur zu einem gewissen Limit begrenzen und das Leben sollte auch ein wenig Spaß machen, sonst hält man nicht durch. Konzentriert euch auf die Erhöhung des Einkommens.
Zuerst Liquidität aufbauen und einfach am Girokonto halten. Meine Empfehlung mindestens 6 Monate der Ausgaben. Das ist dann der neue Nullpunkt. Man gewöhnt sich sehr schnell daran.
Man sollte wissen wie viel „Gewinn“ man im Durchschnitt macht. Diesen Betrag in einen World ETF stecken nach Aufbau der Cash Reserve. Dann seid ihr schon ganz vorne dabei.
Was machst Du aktuell um Dein Vermögen zu nutzen / zu erhalten oder noch zu erhöhen?
Die Immobilien verwalte ich und gebe sie an die nächste Generation weiter.
Weiterhin ETF Sparplan in All World. Investitionsquote werde ich erhöhen und die Cash Quote reduzieren.
Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?
1 Mio. € Netto-Vermögen ohne Immobilien ist mein nächster Meilenstein. Das sollte sich auch ausgehen.
Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deine Lebensstils, Lebensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?
Ein Lebenstraum von mir ist noch eine Promotion abzuschließen. In ein paar Jahren sind die Kinder aus dem gröbsten draußen, da kann ich mir das vorstellen das umzusetzen.
Als Geschäftsführer einer Firma die volle Verantwortung zu übernehmen, ist ein weiteres Ziel.
Meine Frau wird sehr wahrscheinlich nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten, zumindest in ihrem derzeitigen Job. Mit 50 möchte ich soweit sein, nicht mehr arbeiten zu müssen, aber zu können. Wir können uns gut vorstellen bei non-profit Aktivitäten uns mehr zu engagieren, in der Kommune gibt’s viele Möglichkeiten.
Ich kann mir auch vorstellen ein Orchideenstudium noch anzuhängen oder wieder auf mindestens 30 Skitage im Jahr zu kommen.
Langweilig wird’s mir nicht, da habe ich keine Angst.
Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in Der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?
Mein Vater ist mit 60 Jahren völlig unerwartet an einem Tumor gestorben, er war ein halbes Jahr in Rente. Nicht alles auf später aufschieben.
Lebt unter euren Verhältnissen.
Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. 6 Monate am Girokonto haben. Das entspannt ungemein.
Das wichtigste Asset ist eine solide Allgemeinbildung und ein technisches, naturwissenschaftliches oder wirtschaftliches Studium. Alternativ Handwerker-Ausbildung.
Da wird das Geld verdient.
Orchideenstudien und soziale Jobs kann man in der Rente noch machen.
Geerbtes Vermögen macht nicht glücklicher nur selbst Erschaffenes.
Bei aller Planung, man muss dem Zufall auch eine Chance geben.
Das war das Millionär Interview mit dem Skilehrer
Herzlichen Glückwunsch, dass Du dabei bist und danke für die offene Beantwortung der Fragen!
Ich finde Dein Interview sehr interessant.
Zum Beispiel die Erkenntnis, wie unterschiedlich Du mit den beiden Vermögensteilen „geerbt“ und „selbsterschaffen“ umgehst. Das bestätigt, wie viele Gefühle mit dem Thema Geld verbunden sind.
Meine Meinung generell zum Thema erben:
Niemand kann etwas dafür, Geld zu Erben. Es kommt darauf an, was man daraus dann macht.
Zwischen „Erbe in Rekordzeit verprassen“ und „es schützen und mehren“ ist alles dabei.
Du gehörst klar zu letzterem, also alles richtig gemacht!
Ich hoffe, Du und Deine nachfolgenden Generationen haben viel Freude daran, können viel Gutes damit tun und sehen diesen Besitz nicht als Last.
Und jetzt Ihr
Welche Fragen habt Ihr an den Skilehrer. Was gefällt euch gut und was könnt Ihr für euch daraus mitnehmen.
Er hat auch nach einem Austausch in seinem Interview gefragt. Also Feuer frei.
Außerdem
Mach auch Du mit bei den Millionär Interviews, wenn Du Dir aus eigener Kraft ein Vermögen von min. 500.000 Euro aufgebaut hast.
Schreib dem Maschinisten unter: maschinist@freiheitsmaschine.com beantworte die Fragen des Interviews und sei dabei.
Neben dem Fakt den anderen hier etwas zurück zu geben, lernst Du durch das Interview selbst wieder Neues und kannst das Feedback für Deinen weiteren Weg nutzen.
Und natürlich gilt: Ich garantiere allen Teilnehmern auf Wunsch absolute Anonymität.
Gib Gas mit der Freiheitsmaschine und mach Dein Leben zu einem wunderbaren Abenteuer!