Freiheitskämpfer Interview 17 – Der Winzer

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100.000 Euro Interview Der Winzer FIREIn den Freiheitskämpfer Interviews berichten junge Menschen mit selbsterschaffenem sechsstelligen Vermögen über Ihre Motivation, Ihren Lebensweg und Ihre Träume für ein freieres und selbstgestaltetes Leben.

 

Heute berichtet uns Der Winzer

Er liefert uns wieder eine ganz neue Perspektive und berichtet neben dem bisher Erreichten auch offen über seine gemachten Fehler.

 

Prima, dass Du dabei bist und los geht’s:

 

Lieber Maschinist,
ich bin seit etwa einem Jahr treuer Leser der Freiheitsmaschine. Gerne möchte ich mich für ein Freiheitskämpfer-Interview zur Verfügung stellen.
Ich bringe, denke ich, andere Faktoren ein als die meisten der Interviewten, nämlich eine Familie mit vier kleinen Kindern (zwischen knapp einem Jahr und acht Jahren alt), sowie einen klassischen Beamtenjob (allerdings mit nicht unerheblichen Auslandsanteilen, was sich natürlich auf die Vermögensbildung auswirkt).
Meine finanzielle Laufbahn besteht aus Höhen und Tiefen, inkl. einigem gemachten Blödsinn.

 

Wie alt bist Du (& der Partner falls vorhanden), wie lange seid Ihr schon zusammen und habt Ihr Kinder?

Ich bin 36 Jahre alt, meine Frau ist 35 Jahre alt. Wir sind seit 14 Jahren zusammen und davon 12 Jahre verheiratet. Wir haben vier Kinder vom Baby bis zum frühen Grundschulalter. Die Familienplanung ist damit auch abgeschlossen.

 

Wo auf der Welt lebst Du / Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?

Wir sind berufsbedingt praktisch seit Beginn unserer Partnerschaft bis zum vergangenen Jahr im außereuropäischen Ausland unterwegs gewesen.

 

Freiheitskämpfer Interview 17 Der Winzer 2 Beamter Auslandseinsatz

Mittlerweile leben wir im Zentrum einer deutschen Top-7-Stadt zur Miete.
Wir haben die Priorität bei der Wohnungssuche auf kurze Wege und gute Anbindungen gelegt. Wohnfläche war für uns eher zweitrangig (je zwei Kinder teilen sich aktuell ein Zimmer).
Wir haben bewusst kein Auto und bestreiten unseren Alltag zu Fuß, mit ÖPNV, Rad und Carsharing.

 

Wie sieht Dein bisheriger Lebensweg aus und welche beruflichen wie privaten Erfahrungen hast Du dabei gemacht?

Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, in finanziell bescheidenen, aber sorgenfreien Verhältnissen. Daran, sich dem Thema Geld oder gar Anlegen näher zu widmen, hatten meine Eltern bis heute nie Interesse, daher liegen ihre kleinen Ersparnisse bis heute quasi unverzinst auf dem Girokonto oder unstrukturiert in ein paar teuren, alten Bankprodukten.
Ich bin aber gerade dabei, hier etwas Ordnung zu schaffen und „Altlasten“ aufzulösen. In unserer Familie war ich der einzige, der sich seit der früheren Jugend für Wirtschaft und Börse interessiert hat.
Leider habe ich mich diesen Themen aber auch nur sehr unsystematisch genähert und erst seit wenigen Jahren eine echte Spar-/Anlagestrategie in meinen Alltag integriert.
Beruflich habe ich nach dem Abitur und Zivildienst im gehobenen Dienst einer Bundesbehörde angefangen (bei der ich bis heute tätig bin) und hatte relativ schnell die Möglichkeiten, in mehrjährige zivile Auslandseinsätze zu gehen.
Um mir weitere Karriereoptionen zu verschaffen und mich akademisch weiter zu verwirklichen, habe ich nach ein paar Jahren im Job noch berufsbegleitend einen Masterstudiengang abgeschlossen.

 

Wie hoch ist Dein / Euer aktuelles jährliches Nettoeinkommen. Wie hat es sich entwickelt und wie sieht die weitere Entwicklungsmöglichkeit in Deinem Bereich aus?

Unser Einkommen besteht im Wesentlichen aus meinem Gehalt inkl. diverser kleinerer Zulagen, sowie Kindergeld und beträgt netto rund 65 k € im Jahr.
Während meiner Auslandseinsätze bekamen wir netto zwischen 30% und 70% davon zusätzlich raus. Das Grundgehalt ist gemäß der Gehaltsstruktur im öffentlichen Dienst seit meinem Berufseinstieg moderat gestiegen.
Weitere Entwicklungsmöglichkeiten bestehen in erster Linie in der Form weiterer Auslandseinsätze, die wir auf jeden Fall noch machen wollen, sowie dadurch, bei der Karriere nochmal Gas zu geben, allerdings zum Preis von deutlich mehr Stress und weniger Zeit für die Familie.

 

Freiheitskämpfer Interview 17 Der Winzer 3 Ausland Beamter Gehaltssteigerung

 

Meine Frau ist seit dem Ende ihres Studiums mit den Kindern zuhause geblieben, will aber mittelfristig auch wieder arbeiten und zu unserem Einkommen beitragen.

 

Würdest Du Deine / Eure berufliche Tätigkeit anderen Menschen empfehlen, wenn es um die Punkte Einkommen, Entwicklungsmöglichkeiten und persönliche Erfüllung geht und was sind die Gründe dafür?

Meine Tätigkeit ist für mich auf alle Fälle interessant, auch wenn man sicherlich mit den Routinen einer Verwaltungstätigkeit klar kommen können muss. Als Beamter verdient man, nach meiner Überzeugung, durchaus ordentlich und angemessen. Den schnellen Reichtum kann man hier sicher nicht erreichen, auch wenn in meinem Fall die Möglichkeit der Auslandseinsätze durchaus ein interessanter und wirksamer Hebel ist.
Aufgrund der großen Sicherheit, die meine Stelle mir bietet, investiere ich Teile unseres Vermögens auch tendenziell etwas risikobereiter, da mich (zeitweilige) Verluste in keinem Fall existenziell bedrohen würden.
Mein Job eröffnet mir auch ausreichend Freiraum für die Familie und meine Hobbies, was mir mindestens ebenso wichtig ist wie ein gutes Gehalt.

 

Wie hoch sind Deine / Eure aktuellen jährlichen Ausgaben und in welchen Bereichen schränkst Du Dich ein, um eigenes Vermögen aufzubauen?

Ich schaffe es derzeit leider nur knapp, unser Minimalziel von monatlich 500,- Euro zum Vermögensaufbau beiseite zu legen. Neben diesen 500,- Euro, die sofort mit Gehaltseingang in Aktien/ETFs oder Cashbestand gehen, zahle ich Prämien für meine Kapitallebensversicherung (direkt zum Berufsstart vor 2005 abgeschlossen und damit noch sehr steuergünstig.
Außerdem ist mir als derzeit Alleinverdiener die Absicherung der Familie wichtig). Für die Kinder gehen monatlich je 50,- Euro in einen ETF-Sparplan. Der größte Ausgabeposten ist die Miete und Mietnebenkosten, was gut 2k Euro pro Monat ausmacht. Dann kommen Versicherungsbeiträge, sowie die Unterstützung der Familie meiner Frau im Ausland, die auf unsere finanzielle Hilfe existenziell angewiesen ist. Kleider für die Kinder geben wir innerfamiliär weiter, teurere Oberbekleidung (Jacken, Schuhe, Schneehosen etc.) kaufen wir entweder im Schlussverkauf oder gebraucht, daher sind diese Posten nicht so riesig.
Bei Dingen, die uns wichtig sind (musizieren, Bücher, Fotografie, gut kochen/essen, Sport, Theater-/Kinobesuche der Kinder) wollen wir nach Möglichkeit keine Kompromisse machen, daher sind auch das durchaus regelmäßige und nicht zu kleine Ausgabeposten bei uns. Das Reisen hingegen hat in den letzten Jahren bei uns – auch wegen der langen Auslandsaufenthalte und der wachsenden Familie – tendenziell eher abgenommen.
Auf ein Auto haben wir, wie gesagt, bewusst verzichtet und entlasten uns an dieser Stelle natürlich auch finanziell. Bei unserem nächsten Auslandseinsatz wollen wir die Sparquote natürlich wieder hochfahren, auf mindestens 2 k pro Monat.

 

Wie hoch ist Dein / Euer aktuelles Vermögen, wie hast Du es investiert und was möchtest Du in Zukunft dabei noch besser machen?

Wir kommen aktuell auf gut 100 k Euro Vermögen.
  • Davon macht unser Haus im Heimatland meiner Frau (was unsere Schwiegerfamilie bewirtschaftet und wir in den Ferien besuchen) etwa die Hälfte aus.
  • Rund 38 k Euro stecken derzeit in ETFs und Einzelaktien. Durch Nachkäufe während des Crashs im März ist unser freier Cashanteil derzeit praktisch bei null.
  • Etwa 15 k beträgt derzeit der Rückkaufwert meiner Kapitallebensversicherung.
Kleinere und kurzfristige Erfahrungen habe ich in der Anlage von P2P-Krediten (Auxmoney) und im Crowdfunding (Wefunder) gesammelt, habe aber schnell gemerkt, dass diese Anlageformen aus verschiedenen Gründen langfristig nicht zu mir passen.
Wie bereits geschrieben, bin ich aufgrund meiner sicheren Arbeitsstelle in Sachen Investieren relativ risikobereit und hatte während des letzten Jahres unsere Aktien und ETFs noch um etwa 10-20% mit einem Wertpapierkredit gehebelt, was sich im Börsenjahr 2019 auf jeden Fall gelohnt hat. Ich würde nicht ausschließen, das in einem entsprechenden Marktumfeld auch nochmal zu machen. Nachdem ich Glück hatte und noch vor dem großen Crash im März Einiges an Positionen verkauft und damit meinen Wertpapierkredit komplett aufgelöst und etwas cash aufgebaut hatte, habe ich in der Krise selbstverständlich alles gehalten und einzelne Positionen (v.a. Apple) nochmal nachgekauft. Grundsätzlich achte ich auf den CNN Fear & Greed Index als Kaufindikator.
Verkäufe will ich nach Möglichkeit vermeiden, da ich mich generell mit buy & hold wohlfühle und auch überzeugt davon bin, dass es langfristig die beste Börsenstrategie ist.
Was möchte ich in Zukunft besser machen?
Ich habe über die Jahre einige Fehler begangen, ohne die ich in der Vermögensbildung sicher deutlich weiter wäre. Der mit Abstand größte Fehler war, vor etwa 12 Jahren zur Hochzeit ohne eigenes Geld unser Haus im Ausland praktisch zu 100% sehr teuer konsumkreditfinanziert (da das Haus im Nicht-EU-Ausland liegt, hatte die Bank keinen Immobilienkredit bewilligt) gekauft zu haben.
Mir ist es fast peinlich, das hier aufzuschreiben.
Die langen Jahre des Abzahlens haben uns aber in dieser Hinsicht gut den Kopf gewaschen.
Dann war ein Fehler einfach unsere jahrelange Planlosigkeit.
Das Leben am Rande des Dispo, was dafür sorgte, dass wir finanziell auf der Stelle traten und letztlich viel Geld für Kreditzinsen verbrannten.
Die zum Glück sehr kleinen und sehr riskanten Investments im Crowdfunding haben sich bislang alle nicht ausgezahlt und ich habe die investierten 1.000 Euro praktisch abgeschrieben.
Freunden im Ausland haben wir vor einigen Jahren, als sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren, 3.000 Euro auf Handschlagbasis geliehen und das Geld bis heute leider nicht wieder gesehen.

 

Hast Du ein bestimmtes Vermögensziel?

Ein bestimmtes Ziel eigentlich nicht, eher Wegmarken, an denen ich mich grob orientieren möchte. Eine Wegmarke wäre etwa, mit Anfang 40, also in etwa 5 Jahren, 100 k frei im Depot zu haben.
In Rente gehen möchte ich mindestens mit 500 k, was wir locker schaffen sollten, wenn wir keine größeren Fehler machen. Wir sind seit etwa zwei Jahren zum ersten Mal im Leben in der Situation, uns um Geld praktisch keinerlei Sorgen machen zu müssen und abgesehen von einer Immobilie praktisch alles cash kaufen zu können, was wir wollen (was interessanterweise unsere Konsumwünsche eher reduziert hat als umgekehrt. Man muss sich halt nichts mehr beweisen…;-)
Diesen Zustand genieße ich sehr und will ihn in meinem Leben nie mehr missen.
Die Freiheit, früh nicht mehr abhängig beschäftigt sein zu müssen, werde ich wohl nicht mehr erreichen, weil ich dafür einfach zu spät angefangen habe, was für mich aber ok ist. Unser kleines Vermögen bedeutet für mich aber Sorgenfreiheit und Gestaltungsfreiheit, und darum geht es mir. Ich könnte mir auch vorstellen, mich langfristig bei weiterem Vermögenswachstum stärker in Bereichen zu engagieren bzw. zu investieren die mich privat interessieren, etwa in Kunst.
Ansonsten interessiert mich Reichtum nur um des Reichtums Willen eigentlich nicht (dazu habe ich auch schon genug deprimierte „Reiche“ kennengelernt…).
In Alice Schroeders Warren-Buffett-Biographie zitiert sie, was Benjamin Graham zum jungen Buffett einmal sagte:
“Remember one thing, Warren: Money isn’t making that much difference in how you and I live. We’re both going down to the cafeteria for lunch and working every day and having a good time. So don’t worry too much about money, because it won’t make much difference in how you live.”

 

Welche weiteren Lebensziele hast Du. Wo und wie möchtest Du Leben und was treibt Dich aktuell besonders an?

Dahingehend hat sich naturgemäß mit der Familiengründung viel verändert.
Mein mit großem Abstand wichtigstes Ziel ist es, mit meiner Familie gesund zu bleiben und meine Kinder zu glücklichen, selbstbewussten Menschen zu erziehen. Wo wir leben werden, ist für mich zweitrangig. Das kann auch irgendwann einmal dauerhaft das Ausland sein.

 

Freiheitskämpfer Interview 17 Der Winzer Ausland Beamter Rente

 

Mittelfristig ist beruflich mein wichtigstes Ziel, mich weiter zu entwickeln, ohne dabei die derzeit gute Work-Life-Balance dabei zu gefährden. Das wird ein ziemlicher Balanceakt werden, denn ist der Schritt nach oben einmal gemacht, geht es davon nicht so einfach wieder runter. Außerdem möchte ich mein Leben lang immer weiter lernen, Neues ausprobieren und neugierig bleiben. Neugierde ist für mich mit der wichtigste „Treibstoff“ im Leben.

 

Was sagt Dein Umfeld generell zu Deinen Plänen und wirst Du dabei unterstützt?

Meine Frau ist meine wichtigste Vertraute und trägt alles mit, sonst ginge es auch nicht. Die Details unserer Vermögensentwicklung überlässt sie mangels Interesse aber ganz mir, hat aber ein „Vetorecht“, das ich natürlich respektiere (ich würde etwa gerne mittelfristig was in Richtung kreditfinanzierte Immobilien als Kapitalanlage ausprobieren, muss aber akzeptieren, dass meine Frau meine Abenteuerlust hier nicht teilt und wir es folgerichtig dann lassen).
Der Rest der engeren Familie weiß grob von unseren finanziellen und beruflichen Plänen, steht dem aber ohne größeres Interesse gegenüber.

 

Gibt es noch etwas, dass Du den anderen Freiheitskämpfern mitgeben willst?

Wenn du auch zehntausend Felder hast, kannst du nur ein Maß Reis am Tag essen; wenn dein Haus tausend Zimmer enthält, kannst du nur acht Fuß Raum brauchen bei Nacht. Glücklich ist, wer ohne Krankheit; reich, wer ohne Schulden.

 

Das war das Freiheitskämpfer Interview mit dem Winzer

Vielen Dank, dass Du dabei bist und aus Deinem persönlichen Blickwinkel berichtest.

Und besonderen Dank, dass Du dabei auch so offen von Deinen gemachten Fehlern berichtest. Die nähere Geschichte zu eurem konsumkreditfinanzierten Haus im EU-Ausland interessiert wahrscheinlich nicht nur mich brennend.

 

Und jetzt Ihr

Welche Fragen habt Ihr an den Winzer. Was gefällt euch gut und was würdet Ihr neben den schon angesprochenen Punkten anders machen.

Außerdem

Mach auch Du mit bei der Interviewreihe, wenn Du Dich im Lebensabschnitt bis 35 und min. 100.000 Euro selbsterschaffenem Vermögen befindest.

Schreib dem Maschinisten unter: maschinist@freiheitsmaschine.com und nimm an den Freiheitskämpfer Interviews teil.

Neben dem Fakt den anderen hier etwas zurück zu geben, lernst Du durch das Interview selbst wieder Neues und kannst das Feedback für Deinen weiteren Weg nutzen.

Als zusätzliche Möglichkeit, kannst Du Deinen weiteren Weg gerne in einem Tagebuch hier in unserer Community veröffentlichen.

Die Millionär Interviews laufen natürlich auch weiter und auch hier freue ich mich auf weitere Gäste.

Gib Gas mit der Freiheitmaschine und mach Dein Leben zu einem wunderbaren Abenteuer!

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