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Depotoptimierung: Smart Beta I Cashposition I Gold

young_investor
(@young_investor)
Neuer Freiheitskämpfer

Hallo liebe Community,

ich bin vor rund 9 Monaten auf diesen tollen Blog gestoßen - schon einmal ein dickes Lob ;).

Meine Situation ist die folgende: ich bin 24 und studiere in einer größeren Stadt im Norden von Deutschland BWL im 1.Mastersemester. Vor 3,5 Jahren kam ein unerwartet ein größeres Erbe, da ein Onkel meines Vaters verstarb, der keine Nachkommen hatte. Dieser war sehr unternehmerisch erfolgreich und vermachte mir einen Teil seines Vermögens. Dies hat sich nach einer längeren Phase der Abwicklung auf ca. 1 Mio € sowie einer jetzt vermieteten Lagerhalle summiert.

Zunächst war ich überfordert, da meine Eltern klassisch ihr Haus abbezahlten und der Arbeiterschicht ohne richtige Finanzbildung zuzuordnen sind. Das war auch mein Stand vor dem Studium.

Nachdem ein Großteil des Geldes die ersten beiden Jahre auf dem Tagesgeld dahinvegetierte, da ich mich noch nicht an Investments heran traute, habe ich vor rund 1 Jahr einen klaren Plan gefasst passiv zu investieren.

Seit Ende Februar kaufe ich bis jetzt zuletzt Ende Mai ordentlich nach (+280Tsd).

Aktuelle Situation: 40% Cash oder Cashnah (Festgeld über Weltsparen/Zinspilot, das in 3-6 Monaten fällig wird). Rest im Portfolio mit folgender Aufteilung:

grafik

Geplant ist in den nächsten 12 Monaten auf 20% Cash runterzufahren und alle 2-3 Monate mit einem Teilbetrag reinzugehen.

Brokermäßig bin ich bei Smartbroker und handle relativ günstig, mache aber normalerweise auch die meisten Nachkäufe bei Volumen >10Tsd.

Zur Aufteilung und der Überlegung: 83% Aktien, 8% Immo, 9% Gold => Immobilien sind indirekt in den Aktienanteil mit ca 2-2.5% enthalten, sodass effektiv ca. 10% im Immobilienbereich investiert wurde. Gold als Hedge gegen Unwegbarkeiten. Gold deshalb, da ich mich einfach damit wohler fühle für extrem schlechte Zeiten gewappnet zu sein (auch wenn der Markt 50%+ einbricht, wird Gold hoffentlich nicht 1:1 korreliert sein und das Depot stabilisieren).

Zum Aktienanteil: Davon 69% Developed/31% EM (da im Vergleich zu Vanguard der MSCI Index ja auch u.A. Südkorea umfasst).

Ich setze auf Faktoren: der Multifaktor-ETF auf den MSCI World als Basis; da dieser in Smallcap Positionierung schwächelt 9% Small Cap MSCI World dazu; Europa etwas stärker gewichtet mit dem Multifaktor-ETF.

Dazu habe ich noch den MSCI Core, da ich doch nich zu 100% alles auf Faktoren setzen möchte.

Im EM-Teil habe ich primär den MSCI EM IMI und nur einen kleinen Anteil an Multifaktor-ETFs. Der Invesco Multifaktor für Emerging Markets ist auch leider sehr teuer... (TER 0.65%)

Die Regionenaufteilung der Aktien (+Bondposition von EM):

42% North America

18% Europe

5 % Japan

4% Pazifik ex Japan + sonstige

31% Emerging Markets.

 

Ein kleiner Anteil in Emerging Markets Bonds in USD da ich das Chancen/Risiken-Verhälnis für angemessen einschätze. Auch wenn mir klar ist, dass so kleine % Positionen nicht große Sprünge erreichen, sind aktuell ca. 15Tsd. doch absolut schon ein ordentlicher Betrag.

Ich wollte den Bereich Pazifik im Immobilienbereich etwas übergewichten, daher der Asia Property Yield ETF. Da ich in Europa lebe und dort eine vermietete Immobilie besitze, wollte ich den Europaanteil nicht erhöhen im Vergleich zum ishares Developed World.

Gesamt-TER: 0.37%

*Ich habe auch meine Erfahrung mit klassischen Bankberatern gemacht, diesen aber nur niedrigere Beträge anvertraut. Aktuell warte ich noch auf die Auflösung von einem offenen Immobilienfonds der Sparkasse im Bereich von 15Tsd.

Ich brauche das Depot nicht zum Leben und plane damit später vielleicht mit 50 beruflich zurückzufahren oder zumindest die Freiheit zu haben. Daher ist mein Anlagehorizont 30+ Jahre und kurzfristige Schwankungen sollten mich nicht interessieren.

Die Lagerhalle und das Grundstück hat aktuell einen Gegenwert von >1Mio €, da dies bei der Gesamtbetrachtung ja auch eine Rolle spielt.

Bei der Allocation & ETF-Auswahl habe ich mich, unschwer zu erkennen, von Herrn Kommer & Co. inspirieren lassen. Ich habe mir auch kürzlich den Finanzrocker Podcast mit Dr. Kommer&Prof. Weber zu Faktor-ETFs angehört und glaube trotzdem noch an die Multifaktor Strategie.

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Jetzt meine Fragen an die Community:

 

1) Grundsätzliche Einschätzung: Habe ich Overengineering betrieben? Ist die Allokation Aktien/Immo/Gold/Cash vernünftig in meiner Situation?

2) Multifaktor ETFs: Vernünftig oder "Teufelszeug"?

3) Kostensparmöglichkeiten: Aufgrund der Multifaktor-ETFs kann ich schlecht zu Vanguard wechseln; bis auf die Immo-ETFs und der Vanguard sind alle thesaurierend. Wo gäbe es Verbesserungen?

4) Ausländische Vanguard ETFs: Mr. Freiheitsmaschine propagiert die Vanguard ETFs, die er ja wohl in einem US Depot oder bei einem Broker im Ausland gekauft hat? Macht es Sinn diese Produkte hier zu kaufen, wenn diese steuerlich wohl schlechter behandelt werden - Thema Teilfreistellung bei Verkauf. 

Beispiel VNQ - Vanguard Real Estate ETF: ich habe mich da nicht rangetraut, da dieser in Deutschland ja nicht als ETF zugelassen ist.

5) Cash-Quote: Die mir gehörende Lagerhalle hat in absehbarer Zeit einen Sanierungsbedarf von 25-50Tsd.

Aber macht das Sinn dann 200 Tsd € auf 2-3 Girokonten liegen zu haben? Oder doch zurückfahren und darauf abzielen, dass man es nicht benötigt?

Alternative Formen der Anlage im kurzfristigeren Bereich?

Aufgrund der Mieteinnahmen aus der Lagerhalllenvermietung bestreite ich damit alle Ausgaben und muss das Vermögen oder Zinsen nicht angreifen.

Was wäre eine sinnvolle Cashquote aus eurer Sicht?

 

Vielen Dank für euer Feedback! Ich bin sehr offen mit allen Zahlen hier, da dieser Blog ja auch genügend Beispiele (Thema Millionärsinterviews) zeigt, die auch mit etwas größeren Beträgen erfolgreich agieren.

Meine Freunde um Umfeld weiß davon so gut wie nichts und das sollte auch so bleiben.

Liebe Grüße

Martin

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 12. August 2020 23:59
Schlagwörter für Thema
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

@young_investor:

OK krasse Vorstellung. Sehr gut, dass du jetzt einsteigst und laufend den Cashbestand (totes Kapital) abbauen willst.

Folgende Punkte fallen mir zu deinem Fragenkomplex ein:

1.) GOLD: ist in meinen Augen OK mit der Goldposition nur würde ich zur Absicherung lieber phsysisch halten als Xetra Gold, auch wenn man Lagerkosten dadurch hat.

2.) Multifaktor ETFs: ich bin nicht wirklich davon überzeugt und du scheinst es auch nicht 100% zu sein, sonst hättest du den World ETF nicht beigemischt. So mein Eindruck aus der Ferne. Der Smartinvestor hat beim Finanzwesir seine Meinung vom Kommer bzgl. Faktor ETFs kund getan und es gibt dort auch weitere kritische Stimmen. Prinzipiell ist aber nichts dagegen zu sagen, wenn du daran glaubst.

3.) Ich finde den Cashanteil zu hoch von dir noch, da du ja Einnahmen aus dem Lager hast.
Eine Grundregel bei Cashreserve ist ca. 6 Monate Gehalt bzw. der Betrag, mit dem man sich wohlfühlt. Bei uns sind das 30.000 Euro und das ist nur so hoch wegen meiner Frau, weil sie sich so wohler fühlt. Langfristig will ich bei FF auf nur 10-15.000 gehen.

4.) Den Sanierungsbedarf von der Lagerhalle würde ich über ein Annuitätendarlehen machen, da du mit deiner jetzigen finanziellen Situation einen attraktiven Kreditzins bekommen kannst. Dadurch kannst du Steuervorteile generieren (Senken des zu versteuernden Einkommens) und du behältst weiterhin mehr Cashflow für weitere Investments.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 13. August 2020 09:21
BananenRapper
(@bananenrapper)
Freiheitskämpfer Silber

Coole Sache! Aber auch ein schönes Beispiel, wie man plötzlich und unerhofft, gefühlt einen Stall voll "Problemen" hat. Wie anlegen, was machen, Risiko etc. Obwohl die Gesamtsituation für die extremst entspannt ist, will man natürlich nichts falsch machen.

Deine Anlagestrategie ist ja schon recht advanced. Das Thema Faktoren hat Natman ja schon angesprochen, kann man dran glauben oder nicht. Ich persönlich halte es da eher mit meinem alten Prof. Weber als mit Kommer, aber das ist wohl eher eine Glaubensfrage. Auf den Podcast mit Beiden hast du ja auch schon selbst verwiesen.

Alles schön diversifiziert, sowohl im Depot, als auch mit der Lagerhalle. Schöner Mix Immo und Depot. Höchstens die Lagerhalle könnte man noch als Klumpenrisiko ansehen, aber man kann es auch übertreiben.

Da es sich ja schon um ein recht großes Vermögen handelt, könnte man eventuell auch über eine andere Struktur nachdenken, je nachdem wie dein Fokus aussieht (Steueroptimiert, für die Ewigkeit, etc.) Holding, Gmbh, Stiftung etc. Aber da kenne ich mich zu wenig aus.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 14. August 2020 13:27
Natman mag das
young_investor
(@young_investor)
Neuer Freiheitskämpfer

@natman Vielen Dank für deine tollen Ratschläge!

 

Zu deinen Punkten:

1) Gold: Ja, das ist ein guter Vorschlag. Welche Lagerhaltung würdest du empfehlen? Bankschließfach?

2) Multifaktor-ETF: ich möchte nicht ganz nur auf 1 ETF setzen (der sonst bis zu 250Tsd investiert würde). Ja, ich verstehe, das es eigentlich heißt ganz Faktor-ETFs oder gar nicht, aber bei der Depotgröße dachte ich, ich splitte das etwas auf und bleibe im Renditebereich zwischen purem Faktorportfolio und Marktkapitalisierung

3) Cash: Verstehe - es hat leider auch die psychologische Wirkung bei mir, das ich schon noch einen gewissen nominalen Betrag auf einem Konto sehen möchte..

4) Lagerhallen-Sanierung: Gute Idee! Wahrscheinlich ist in dieser Zeit es sowieso besser etwas "verschuldet" zu sein..

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Mich interessiert immer noch brennend wie das mit den ETFs funktioniert, die in den USA aufgelegt sind. Welche Vor- und Nachteile hat man davon? Wie behandelt man das in der Steuererklärung?

 

Und: kennt jemand eine gute Website/Blog über die Besteuerung für Studierende in den USA (wahrscheinlich gehe ich in 1 Jahr rüber und bekomme ein Stipendium, das auch z.T. versteuert werden muss) und allgemeine Steuerinfos zur Doppelbesteuerung etc.

 

 

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 14. August 2020 13:35
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

@young_investor:

gerne.

1.) Gold bester Fall: eingemauerter Tresor im Eigenheim mit kleinem Tresor sichtbar für den Einbrecher mit billigen Silbermünzen
zweitbester Fall: Bankschließfach inkl. Versicherung

2.) ? 

3.) Cash wie du dich wohlfühlst, allerdings verliert über Dekaden Bargeld sehr stark über die Inflation.

Grüße natman

AntwortZitat
Veröffentlicht : 14. August 2020 13:57