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Der Job, das liebe Gehalt und die Freiheit

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iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer

Hallo in die Runde,
Ich stehe vor einer wichtigen Entscheidung mit bestimmten Störgefühlen in beide Richtungen. Ich habe als Ingenieur 5 Jahre in der Beratung gearbeitet, einen zügigen Aufstieg geschafft und mich dann entschieden, ein extrem gutes Angebot bei einem Mittelständler anzunehmen. Nun stellt es sich aber so dar, dass mein kompletter Businesscase gestorben ist und wir uns darauf verständigt haben, dass ich das Unternehmen wieder verlassen werde (andere Alternativen innerhalb des Unternehmens waren für mich inhaltlich gar nicht attraktiv).

Nun habe ich zwei Angebote:
1) zurück in die Beratung, sogar mit Beförderung, all in ca. 120.000€
2) seniore Position ohne Führungsverantwortung, technisches (recht aktuelles) Thema in einer recht neuen Sparte des Konzerns. Dazu die Möglichkeit außer- oder innertariflich angestellt zu werden, bei einer traumhaften 36 Stunden-Woche (mit Überstundenkonto innertariflich) bzw. 40 Stunden all in außertariflich. Allerdings wäre mein Jahresbrutto dann 90.000 € im Tarif, außertariflich ein bisschen mehr als 100.000 € (was sich nach einfachem Dreisatz ausschließen lässt).

Ich habe persönlich in der Beratung viel gelernt, viel Entwicklung mitgenommen, ein tolles und junges Team, viel gesehen, viel vereist, aber die WLB ist mehr als katastrophal gewesen. Letztlich bedient die Beratung auch einfach meinen Trigger nach Anerkennung durch Leistung, bietet aber auch sehr viel Abwechslung und fast nur motivierte und fähige Kolleginnen und Kollegen.

Der Konzern wäre spannend für mich, aber es gibt natürlich keine fast automatische Beförderung wie in der Beratung. Letztlich habe ich in diesem Teil der Arbeitswelt keine Erfahrung und mein Störgefühl ist es einfach, auf viel Geld zu verzichten, was mich von meinem Ziel der finanziellen Freiheit weiter entfernt.

Bei beiden Angeboten muss ich auf viel Geld verzichten, aber der Mittelständler war einfach ein Glücksfall (bis zum Entfall der Arbeitsaufgabe). Nun die Frage, wieviel persönliche Freiheit die finanzielle Freiheit kosten darf und soll.

Vielleicht könntet Ihr mir (insbesondere Menschen aus Konzernen) mal Eure Erfahrungen oder einfach nur Eure Gedanken zu meinem „Fall“ mitteilen, was mir helfen würde, einen Schritt in meiner Entscheidung weiterzukommen. Insbesondere denke ich auch daran, mit weniger Arbeitsbelastung auch mehr Zeit für private Projekte zu haben, insbesondere auch bezüglich weiterer Einkommensströme. Wie realistisch ist das? Macht Ihr nebenbei noch Immobilienprojekte, handelt ihr aktiv, seid ihr nebenberuflich selbstständig?

Bislang habe ich mich auf mein recht stabiles ETF-Portfolio konzentriert und eine kleine ETW mit einem sehr lukrativen Vervielfältiger von 12/13 konzentriert. Ich kann mir aber auch gut vorzustellen, bei mehr Zeit, mich auf sanierungsbedürftige Immobilien zu stürzen, oder auch nebenberuflich Beratungsleistungen anzubieten.

Meine Rahmendaten:

- Mitte 30
- ungefährer, gemittelter Geldbedarf (pro Monat): 2.200 € (Tendenz steigend auf 2.500 €)
- Konzern gemittelt pro Monat (netto): 4.250€
- Beratung gemittelt pro Monat (netto): 5.500€ (mit gutem Wachstumspotenzial)

Danke an alle, die sich bis zu diesem Punkt mit meinem Erste-Welt-Problem beschäftigt haben und insbesondere Danke für euren Input!

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 12. September 2023 12:31
viper2333, Dustin, Herr Vorragend und 3 User mögen das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

Hi @iviz, ich arbeite in einem Konzern und mache dies derzeit mit einer 40h Woche. Ich bin aktuell relativ zufrieden, was mich zeitweise stört ist diese teilweise Beamtenmentalität und etwas dieses Systemverhalten in einem Konzern. Das heißt, es gibt immer mal wieder Leute, die Dienst nach Vorschrift machen oder einen nerven mit Papierkram oder sonstigem, einfach weil sie es können. Allerdings steht dementgegen andere Benefits: 35h-Stundenwoche ist leicht möglich, auch mit Leistungstiefs kriegt man Bezahlung, man kann jederzeit Elternzeit, Sabbatical etc. beantragen. Mit deinen gegebenen Parametern hast du in der Beratung mehr Geld, aber eine schlechtere Work-Life Balance.

Es gibt im Konzern auch Aufstiegschancen und daher würde ich eher tendenziell zum Konzern raten, außer es reizt dich alleine die Beratung deutlich mehr :-). Rein monetär ist der Unterschied nicht riesig und ich persönlich würde trotz FIRE Wünschen immer die Zeit dem Geld vorziehen.

Bei deinen Parametern solltest du mit 36h anfangen und bei Bedarf kannst du im Konzern aufsteigen, so dass die Schere zwischen gutem Verdienst und der Beratung kleiner wird. Du wirst aber so weniger in das Hamsterrad geraten.

Zu meinem Fall: ich mache neben der Konzernarbeit noch kleinere Immoprojekte und habe auch eine eventuelle nebenberufliche Idee auf dem Schirm. Aufgrund meiner Situation mit 3 Kindern und auch noch einem Garten habe ich allerdings mit den 40h keine guten WLB derzeit. Mein Plan ist daher auf eine 4-Tagewoche zu gehen, so dass mehr Luft zum Atmen bleibt. (Finanziell dürfte ich damit mit dem Grundgehalt so bei 90% deiner 36h Woche liegen siehe deinen Beitrag)

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. September 2023 12:56
iviz und ziola mögen das
Robi
 Robi
(@robi)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @natman

immer die Zeit dem Geld vorziehen.

Bin auch in einem Konzern und kann das so nur unterschreiben.

Anfangs habe ich mir auch Überstunden auszahlen lassen, die letzten Jahre feiere ich sie lieber ab.

Neben der 35h Woche arbeite ich noch auf 510€ Basis bei einem Kumpel, allerdings nicht zwingend wegen dem Geld sondern eher wegen der abwechslungsreichen Problemstellungen (mache Vorrichtungsentwicklung für ihn) und dem unbürokratischen Arbeitsablauf.

Ich habe Freunde, die deutlich mehr verdienen als ich bei deutlich schlechterer WLB. Jedes Mal wenn ich mit ihnen unterwegs bin beklagen sie sich, dass sie keine Zeit oder Energie haben unter der Woche um nach der Arbeit noch was zu unternehmen...

Veröffentlicht von: @iviz

mein Störgefühl ist es einfach, auf viel Geld zu verzichten, was mich von meinem Ziel der finanziellen Freiheit weiter entfernt.

Bei beiden Angeboten muss ich auf viel Geld verzichten,.... Nun die Frage, wieviel persönliche Freiheit die finanzielle Freiheit kosten darf und soll.

Meiner Meinung nach sollte das Ziel FIRE das Leben im hier und jetzt nicht zu sehr beeinflussen. Stell dir vor, du lebst praktisch Jahrelang hauptsächlich, um zu arbeiten. Dann passiert dir was und du hast nicht mehr die Möglichkeit all das zu machen, auf dass du während deiner "Arbeitsjahre" verzichtet hast...

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. September 2023 13:46
viper2333, Yakari, iviz und 1 User mögen das
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @iviz

Meine Rahmendaten:

- Mitte 30
- ungefährer, gemittelter Geldbedarf (pro Monat): 2.200 € (Tendenz steigend auf 2.500 €)
- Konzern gemittelt pro Monat (netto): 4.250€
- Beratung gemittelt pro Monat (netto): 5.500€ (mit gutem Wachstumspotenzial)

Danke an alle, die sich bis zu diesem Punkt mit meinem Erste-Welt-Problem beschäftigt haben und insbesondere Danke für euren Input!

Grundsätzlich hast du bei beiden Varianten eine Sparquote von um die 50%. 

Hier meine unqualfizierten Gedanken dazu:
Ich würd nach der Persönlichen Präferenz entscheiden. 

Für mich wäre z.B. Konzern nichts. Für jemand, der grade durch Leistung glänzen möchte, stell ich mir das auch insgesamt schwierig vor, da Konzern eher Sicherheitsorganisationen sind. 

Die Beratung ermöglicht einen auch später den Sprung ins Mittlere Management in den Konzern. Zumindest im BWL Bereich ist das nicht unüblich, dass Leute von PWC und co. nach Jahren oft darin landen. 

Der Größte Hebel, egal ob Konzern oder Beratung, wenn man das Einkommen Maximieren möchte, als gut ausgebildete Person, ist die Wahl des Lebensmittelpunktes: Schweiz, USA oder Deutschland. Mit der Freizeitmaximierung ist man in Deutschland schon auf einen guten Platz. 

Wenn du geregelte Arbeitszeiten haben möchtest, spricht das für einen Konzern. Grade Deutschland ist mit der Durchschnittlichen Arbeitszeit und den Urlaub in der Freizeit Perspektive eigentlich ein gutes Land. In der Schweiz würde man bei einer 36h Woche nur lachen. 

Wenn FF deine Prio ist, dann ist vielleicht besser sich nach einen AG in den Ländern auszusuchen:

UAE, Quatar, Singapur, Schweiz, USA. In den UAE verdient ein Senior Ingeneur ca. 37.000 AED = 9.000 Euro. Netto = Brutto. KV muss der AG stellen. In Dubai ist z.B. die normale Woche 48h lang.

Weiter können von all den Ländern in die guten ETFs investiert werden, die einen meist aus der EU verwährt bleiben. 
Die US Gehälter sind vor Taxes bei ca. 12k. 

In der Schweiz sind bestimmt auch, je nach Wohnort 10k drin. 
Zahlen eben zusammengegoogelt. 

Egal welchen Weg du betrittst, selbst mit 50% bist du auf einen Super weg zur FF! 

Das waren meine unqualifizierten Gedanken. 
Ich würd die Frage an @Maschinist weitergeben 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. September 2023 14:06
iviz mag das
Maschinist
(@maschinist)
Maschinist
Veröffentlicht von: @iviz

Hallo in die Runde,
...

Nun habe ich zwei Angebote:
1) zurück in die Beratung, sogar mit Beförderung, all in ca. 120.000€
2) seniore Position ohne Führungsverantwortung, technisches (recht aktuelles) Thema in einer recht neuen Sparte des Konzerns. Dazu die Möglichkeit außer- oder innertariflich angestellt zu werden, bei einer traumhaften 36 Stunden-Woche (mit Überstundenkonto innertariflich) bzw. 40 Stunden all in außertariflich. Allerdings wäre mein Jahresbrutto dann 90.000 € im Tarif, außertariflich ein bisschen mehr als 100.000 € (was sich nach einfachem Dreisatz ausschließen lässt).

...

Willkommen Iviz und herzlichen Glückwunsch zum bisher Erreichten (Ing. Studium plus Beratung).

Super gemacht!

 

Ein wichtiger Punkt (nach über 20 Jahren in einem Konzern) ist, dass Dein Einstiegs-"Ranking" bei einem Konzern viel wichtiger ist, als z.B. in einer Beratung oder einem Mittelständler.

Wenn Du in einem Konzern einmal Positions- und Gehaltstechnisch "eingegliedert" bist, ist jeder Aufstieg von diesem Basisnull mit sehr viel mehr Mühe und Anstrengung verbunden.

 

Damit meine ich keine Querwechsel in andere Bereiche, die in einem Konzern meistens einfach möglich sind, sondern z.B. der gehaltstechnische Aufstieg aus dem Tarifbereich in den AT Bereich.

Konzernangestellte kämpfen Jahre / Jahrzehnte in einem Konzern um einen solchen Aufstieg und dabei stehen dann solche (vorgeschobenen) trivialen Dinge im Weg wie fehlende Planstellen mit entsprechendem "AT-Grading" oder das man bestimmte Klausuren / Lizenzen nicht machen kann, weil es gerade nicht genug gibt, oder auch durch Frauen- und Minderheitenförderung für weiße Männer gerade nichts dabei ist (kein Scherz).

 

Wenn Du Dich für einen Konzerneinstieg entscheidest, würde ich Dein oben angesprochenes AT Ranking deshalb nicht ausschließen (wenn es denn ein "echter AT Vertrag sein sollte und keine 40 Stunden Tarif erweiterung) sondern mich im Gegenteil um ein möglichst hohes Grading direkt im AT-Bereich bemühen. Dadurch hast Du keine "Tarifdecke" über Dir schweben, die Dich limititiert.

Das Gerücht, dass man im AT-Bereich generell mehr arbeiten muss wie im Tarif, ist gerade bei einem Konzern oft nur ein Gerücht. Der riesige Arbeitsbereich dort und die fast unüberschaubare Zahl an Mitarbeitern erlaubt je nach Nische sehr viele Freiheiten gerade bei den höheren Positionen, wenn man z.B. im Prozess weit vom fertigen Produkt weg ist (Zeitlich und verantwortlich). Es gibt meistens keine Zeiterfassung und niemand kontrolliert generell wie viel Zeit Du für Dinge brauchst solange es läuft und Dein Chef happy ist.

Konzerne haben neben den guten Gehältern für überschaubaren Zeitaufwand auch Vorteile wie den gut möglichen internen Stellenwechsel auf horizontaler Ebene wenn man mal etwas anderes machen möchte und auch Dinge wie durchorganisierte Auslandsaufentalte sind dort je nach Umfeld leicht möglich.

 

Abschließend birgt ein Konzernjob die Gefahr es sich nach einiger Zeit bequem zu machen und ambitionsseitig eine Stufe runter zu schalten, weil man sieht mit wie wenig Mühe manche dort durchkommen und die WLB halt dimetral zur Beratung steht.

Das kann aber je nach Lebenssituation auch genau das Richtige sein, wenn man die gewonnene Lebenszeit dann für andere sinn- & geldstiftende Dinge verwendet.

In meinem Lebensabschnitt mit älteren Kindern käme ein Job bei einer Beratung absolut nicht mehr in Frage. Es hat also alles seine Zeit im Leben.

 

Alles Gute und ich bin gespannt, wofür Du Dich entscheidest.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. September 2023 14:10
viper2333, Vroma, iviz und 4 User mögen das
J.D.
 J.D.
(@j-d)
Freiheitskämpfer Silber

Ist denn der Weg in die Beratung für immer versperrt, wenn Option 2 gezogen wird? Ansonsten warum nicht Konzern austesten und wenn es nichts ist, dann in die Beratung gehen? Wenn das Talent dafür vorhanden war, und so liest es sich ja, sollten sich, selbst wenn dann zu Beginn nicht ein 100% vergleichbares Angebot vorliegt, wieder Chancen ergeben.

Mehr Input kann ich leider nicht geben.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. September 2023 23:09
Yakari, Herr Vorragend, Maschinist und 1 User mögen das
iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer

@natman @robi Danke für eure Meinung. Ja – das Thema Behördenmentalität ist etwas, was mich als Vorurteil stark abschreckt. Aber nach meinem Austieg in der Beratung muss ich doch sagen, dass ich von einem Burnout wohl gar nicht soweit entfernt war. Daher habe ich jetzt schon einen starken Wunsch nach einer ordentlichen WLB und gleichzeitig auch nach einem konkreten Produkt und nicht das Jonglieren von fünf Projekten gleichzeitig.

@cooler-name tatsächlich gab es in meinem Beratungsumfeld die letzten Jahre einige Kollegen, die Richtung Dubai sind. Kann ich mir für mich nicht vorstellen. Die schöne Schweiz oder die USA schon eher. Aber dafür ist es aktuell nicht die Zeit für mich persönlich.

@maschinist

Veröffentlicht von: @maschinist

Ein wichtiger Punkt (nach über 20 Jahren in einem Konzern) ist, dass Dein Einstiegs-"Ranking" bei einem Konzern viel wichtiger ist, als z.B. in einer Beratung oder einem Mittelständler.

Wenn Du in einem Konzern einmal Positions- und Gehaltstechnisch "eingegliedert" bist, ist jeder Aufstieg von diesem Basisnull mit sehr viel mehr Mühe und Anstrengung verbunden.

 

Ich hatte mit meiner Recruterin einen sehr offenen und gefühlt ehrlichen Austausch zum Thema AT. Mein Eindruck ist letztenendes, dass AT zwar die Verhandlungsspannen öffnet, aber man natürlich dann auch immer sehr proaktiv fordern muss. Das stelle ich mir sehr nervig bzw. auch schwierig vor hier das angemessene Maß zu finden. Überschätze ich das? Im Tarif erledigt das zumindest die Gewerkschaft für mich. :-D

Dass ich irgendwann konstant träge werde, schließe ich aus. Wenn das konstant so eintreten würde, wäre ich am nächsten Job dran, was mich auf den Punkt von @j-d bringt

Veröffentlicht von: @j-d

Ist denn der Weg in die Beratung für immer versperrt, wenn Option 2 gezogen wird? Ansonsten warum nicht Konzern austesten und wenn es nichts ist, dann in die Beratung gehen? Wenn das Talent dafür vorhanden war, und so liest es sich ja, sollten sich, selbst wenn dann zu Beginn nicht ein 100% vergleichbares Angebot vorliegt, wieder Chancen ergeben.

Schätze ich genau so ein. In die Beratung zurück geht zumindest bis Mitte vierzig recht easy. Die andere Richtung ist mit gesteigertem Senioritätslevel schwieriger. Zumindest in meinem Bereich.

Wie ihr merkt, tendiere ich sehr stark in Richtung Konzern, mit einem Horizont von 2/3 Jahren. Spätestens dann sollte es eine Weiterentwicklung geben.

Danke für eure Erfahrungen und Impulse!!!

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 13. September 2023 00:41
Natman mag das
iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @maschinist

Konzernangestellte kämpfen Jahre / Jahrzehnte in einem Konzern um einen solchen Aufstieg und dabei stehen dann solche (vorgeschobenen) trivialen Dinge im Weg wie fehlende Planstellen mit entsprechendem "AT-Grading" oder das man bestimmte Klausuren / Lizenzen nicht machen kann, weil es gerade nicht genug gibt, oder auch durch Frauen- und Minderheitenförderung für weiße Männer gerade nichts dabei ist (kein Scherz).

Fun fact: ich bin tatsächlich weiblich. Meiner subjektiven Erfahrung nach in der Beratung, haben es insbesondere Frauen mit Kindern deutlich schwerer ihren Weg zu machen, da unflexibler und limitierter. Natürlich rein begrenzte Erfahrung aus meinem doch sehr speziellen Bereich. Smile

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 13. September 2023 00:56
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

Hi @iviz, ich ergänze mal etwas ein paar Punkte nach deiner Antwort:

  • Beamtenmentalität hat mich auch mega abgeschreckt, allerdings kommt es sehr auf den Konzern an. Ich bin über eine Tochterfirma eingestiegen, wo es weniger war. Dafür waren viele Kollegen jung und man hatte Familienprobleme bzw. mit der Vereinbarkeit. Im Großen und Ganzen ist es gut machbar und man spielt das Spiel bis FIRE mit. Sweaty  
  • wenn ein Kinderwunsch langfristig da ist, ist er auf jeden Fall im Konzern viel leichter umzusetzen. Es ist sehr flexibel, bei uns machen einige Frauen auch Teilzeit aus Elternzeit.
  • bei AT kommt es sehr darauf an. Wenn man sehr effizient arbeitet und sich gut verkaufen kann, lohnt es sich mit AT ordentlich. Ein Freund von mir ist bei Siemens in den AT Bereich gekommen und er hat mehr Freiheiten und achtet sehr auf nur leichte Überstunden und keine Überbelastung und kriegt es sehr gut hin. Monetär ist es schon spürbar, ich würde bei einer AT Stelle aber untergehen. Mir reicht es bei EG16 zu bleiben, EG17 wird kaum vergeben.
  • was ich bei dir noch hinterfragen möchte nach dem Lesen deiner Posts:
    definierst du dich nur über die Arbeit? Ist dir eine echte Balance wichtig? Im Leben ist es doch so. Es gibt 5 Jonglierbälle, namentlich Beruf(ung)/Business, Freunde/Familie, Gesundheit/Sport, Erholung und Sinn/Glaube oder Lebenssinn/Hobby => Das Leben funktioniert am besten, wenn alle im Einklang sind, d.h. alle in der Luft und man sich nicht zu sehr strecken muss um alle im Flow zu halten.
    Wenn du jetzt die Arbeit / den Beruf optimierst und mehr Zeit damit verbringst, geraten die anderen Bälle in Zugzwang. Daher braucht es einen ganzheitlichen Ansatz, so dass das Leben echt in die Balance kommt.
AntwortZitat
Veröffentlicht : 13. September 2023 09:30
iviz mag das
BananenRapper
(@bananenrapper)
Freiheitskämpfer Silber
Veröffentlicht von: @iviz

Ich hatte mit meiner Recruterin einen sehr offenen und gefühlt ehrlichen Austausch zum Thema AT. Mein Eindruck ist letztenendes, dass AT zwar die Verhandlungsspannen öffnet, aber man natürlich dann auch immer sehr proaktiv fordern muss. Das stelle ich mir sehr nervig bzw. auch schwierig vor hier das angemessene Maß zu finden. Überschätze ich das? Im Tarif erledigt das zumindest die Gewerkschaft für mich. :-D

Normalerweise sind die Steigerungen von Tarif und AT immer sehr ähnlich. 

Zum Thema Verhandlung: Wenn du dein Gehalt überdurchschnittlich steigern willst muss du IMMER aktiv werden, egal ob Tarif oder AT. Die perfekte Welt wirst du da nicht finden. D.h. kein Chef hat die perfekte Übersicht und verteilt 100% leistungsbezogen und fair sein Gehaltsbudget. Und deshalb gibt es einen direkten Zusammenhang seine Leistungen zu verkaufen/gehaltliche Entwicklung zu verlangen und den eigenen Gehaltssteigerungen. Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben und zu penetrant sein, dann läuft das ins Leere. Da empfehle ich dem MA dann gerne andere Stellen im Konzern...

Ich würde auf jeden Fall gleich in den AT-Bereich gehen. Klar ist es ein simpler 3-Satz, wie du schreibst, aber am Ende hast du da wesentlich bessere Entwicklung- und Gehaltsentwicklungsmöglichkeiten. Wie der Maschinist schreibt, muss die geleistete Arbeitszeit nicht unterschiedlich sein. Ausserdem sind für dich 36 oder 40 Stunden, sowieso traumhaft, wenn du aus der Beratung kommst. 

Und wenns dir gar nicht gefällt, kannst du in einem Jahr auch einfach wieder zurück in die Beratung.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 13. September 2023 20:08
iviz mag das
Maschinist
(@maschinist)
Maschinist
Veröffentlicht von: @bananenrapper
Veröffentlicht von: @iviz

...

Ich würde auf jeden Fall gleich in den AT-Bereich gehen. Klar ist es ein simpler 3-Satz, wie du schreibst, aber am Ende hast du da wesentlich bessere Entwicklung- und Gehaltsentwicklungsmöglichkeiten.

 

Amen und damit es für Dich auch beim Einstieg besser passt, würde ich beim zweiten Gespräch höflich, freundlich aber klar kommunizieren, dass Du den Job supergerne machen möchtest und Du bei 110k AT Vertrag als Einstieg gerne zuschlägst. So viel muss es für Dich, damit es für Dich passt.

Mir würde das als Chef imponieren. Dann kann er Dir immer noch 105k direkt anbieten und die 110k nach 6 Monaten, wenn Du performst. Aber der finanzielle Startpflock ist damit deutlich besser gesetzt.

 

Dein Chef ist auch ATler. In einem Konzern interessiert es einen Abteilungsleiter so gut wie null ob ein Angestellter bei Ihm 10k mehr im Jahr bekommt, so lange der soziale Frieden in seiner Abteilung gewahrt bleibt und er selbst natürlich weiterhin deutlich mehr verdient als seine Angestellten.

 

In meiner Abteilung verdienen Kollegen, die den gleichen Job machen teilweise Brutto das doppelte wie Ihr Tischnachbar (hauptsächlich durch den Jahresbonus im AT Bereich). Neben dem Altersunterschied und damit dem Gefangensein in Tarifstufen ist der Hauptunterschied, dass einige durch eine Mischung aus gutem Einstieg und Geschick den Sprung in den AT Bereich (oder "Fachreferent AT Bereich") geschafft haben.

Ich würde die Verhandlungschance jetzt beim Einstieg auf jeden Fall nutzen.

Jetzt 110k im AT, dann im Job Gas geben und beim Zielgespräch mit Deinem Chef in einem Jahr neben dem Lob für Deine gute Leistung Deinerseits auch die höfliche Frage das bitte gehaltlich zu berücksichtigen. Im AT Bereich kann er das dann einfach machen. Im Tarif geht nichts wenn Du eh schon am oberen Ende bist. Der Arbeitsumfang wird sowieso der Gleiche sein, egal was Stundenzahl und Tätigkeitsbeschreibung sagen.

Schönen Abend

AntwortZitat
Veröffentlicht : 14. September 2023 00:57
iviz, Garagengold, Herr Vorragend und 4 User mögen das
iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer

Also, kleines Update: ein AT-Angebot werde ich nicht bekommen, dafür ein verbessertes Tarifangebot mit einer Übertariflichen Pauschale, mit der wenige Überstunden ausgeglichen sind. Ich habe nochmal inhaltlich mit meinem zukünftigen Abteilungsleiter gesprochen, was mich etwas verunsichert hat, da dann schon klar durchschien, dass es für mich inhaltlich ein Rückschritt sein wird (kein Team mehr, an das man Aufgaben delegieren kann; ihm ist es wichtig, dass ich die Motivation hochhalte, wenn die anderen sich auf einer Durststrecke befinden,…)

Das ist natürlich der Entscheidung für den Konzern nicht zuträglich, aber eines der wesentlichen Argumente (Work life balance und inhaltliches Thema) bleibt.

Momentan habe ich keine klare Tendenz, aber diese Woche muss und werde ich es entscheiden.

Danke für euren Input – das hat mir wirklich sehr geholfen!

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 21. September 2023 11:39
Feivel2000, Dustin und Yakari mögen das
Feivel2000
(@feivel2000)
Freiheitskämpfer Silber

Wie ist es ausgegangen? 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 18. Oktober 2023 07:28
mtrain
(@mtrain)
Aktiver Freiheitskämpfer

Die Entscheidung ist zwischenzeitlich sicherlich schon getroffen wurden, aber ich mag auch mal meine Gedanken teilen.

Mir selbst ging es vor 4 Jahren auch so- raus aus der Beratung (weil Tochter geboren).

Mir hatte damals die Zeit in der Beratung super gefallen, aber anstrengend war es schon und man war fast nie zu Hause.

Ich bin in einen Konzern gewechselt und hab auch knapp 20K Gehalt verzichtet. Bereut hab ich es nicht. Ich hab aktuell viel mehr Zeit für meine Damilie und mich selbst.

Man muss ja immer im Hinterkopf behalten: Das Arbeitsleben ist kein Sprint, sondern Dauerlauf. Deswegen muss man auf die Gesundheit besonders achten

AntwortZitat
Veröffentlicht : 26. Oktober 2023 09:58
iviz und Fuso mögen das
iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer

@feivel2000 Es wurde der Konzern. Einfach mit dem Wissen, dass ich mich immer gefragt hätte, wie die andere Seite ausgesehen hätte. Bislang bin ich ganz zufrieden mit der Entscheidung, habe diese aber mit der Perspektive von einem Jahr getroffen. Mal abwarten - es ist ja nur die Arbeit. Trotzdem: Ich habe auf Geld verzichtet. Das hat mehr Impact auf meine Gedanken, als ich vermutet hätte :-D

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 29. Oktober 2023 19:01
Feivel2000 mag das
iviz
 iviz
(@iviz)
Aktiver Freiheitskämpfer

@mtrain Das ist richtig. Wobei im Konzern natürlich auch immer die Sorge der Abhängigkeit bleibt. ich kenne Menschen, die seit Jahrzehnten im Konzern und unzufrieden sind. Den Wechsel wagen sie nicht, weil sie sich in Sicherheit wägen. Ich denke, das Wichtige ist, im Kopf flexibel zu bleiben und sich eben nicht in "Sicherheit" zu wägen. Hast du dich seit deinem Schritt im Konzern bislang verändert? Also eine andere Stelle gefunden?

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 29. Oktober 2023 19:04
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