Hallo,
meine Schwägerin hat ihren guten Job gekündigt (Konzern), um sich selbständig zu machen im Bereich Projektbetreuung, Unternehmensberatung mit angegliedertem Social-Media-Kanal. Das wird klappen, sie ist wirklich pfiffig.
Sie bekommt keinen Gründungszuschuss, da sie aus einem festen Angestelltenverhältnis kommt. Dennoch bräuchte sie eine Finanzspritze, um den Laden zum laufen zu bringen und dabei nicht zu verhungern. Wie würdet ihr an die Sache rangehen? Crowdfunding wäre für sie eine Idee, oder ein Darlehen innerhalb der Familie, auch ich hätte gedacht sie finanziell zu unterstützen, vielleicht mit einer Beteiligung (rein finanziell). Ich habe so etwas noch nicht gemacht, und eine Firmenbewertung vor der Gründung ja auf jeden Fall schwierig.
Gibt es Fördertöpfe, die sie anzapfen könnte? Wie hättet ihr euch das Geld besorgt? Wir reden von einer 4-stelligen Summe, mehr nicht.
Danke
Hallo Garagengold,
spannende Sache!
Wenn ich jemanden innerhalb meiner Familie als seriös, motiviert und mit: "wird klappen, Person ist pfiffig" einschätzen würde, dann würde ich Ihr einen vierstelligen Betrag einfach geben. Dabei würde ich eine Rückzahlung ansprechen aber den Betrag innerlich sofort komplett abschreiben, damit es keine Enttäuschungen innerhalb der Familie Deinerseits gibt, die das Klima vergiften, falls etwas schief geht.
Wenn das alles so funktioniert, wie Sie es sich vorstellt und Du die Person anscheinend auch einschätzt, ist das wunderbar investiertes Geld in eure Familie und das Glück der Personen, die Du magst.
Die rote Flagge für mich nach Lesen Deines Beitrages ist, falls eine Person einen guten Konzernjob kündigt und es dann an einem vierstelligen Betrag hängt (wieso nicht selbst zügig auf die Seite gelegt. Sind die Ausgaben etwa so hoch, dass bei einem Konzernjob nicht viel hängen bleibt, gibt es eventuell doch höhere Risiken auf der Ausgabenseite, die dann auch die Selbständigkeit gefährden).
Bin gespannt, wie das Thema weitergeht und schönes Wochenende!
@maschinist, das ist mein einziger Wermutstropfen, das liegt einerseits am jungen Alter (unter 25), dadurch trotz hoher Verantwortung/Arbeitsbelastung nicht das passende Gehalt (da sind Konzerne nach oben schlecht Durchlässig), andererseits waren Konsumwünsche dann doch groß nach langer Ausbildung und eher asketischen Leben.
Ich käme nie auf die Idee, einen Gründungszuschuss zu benötigen oder es davon abhängig zu machen. Teilzeitjob wäre ideal, dafür bekommt sie Absagen in ihrem Bereich. Ich würde aber einen völlig anderen Teilzeitjob machen, wo man nicht denken muss. Ist dann unter dem eigenen Niveau, aber so würde ich das machen, um danach mehr Power zu haben.
Die Frage ist für mich, ob man einfach z.B. 5000 Euro gibt, 20% Anteil bekommt, das Geld innerlich abschreibt, und wenn es klappt, einen Wert hat. Für paar 100er Zinsen braucht man das nicht machen.
Das wichtigste ist nach meiner Meinung, dass man wegen 5.000 Euro keinen Streit / Animositäten / Groll in der Familie verursacht, wenn sonst alles gut läuft. Der Wert von Frieden und Zusammenstehen innerhalb der Familie ist unermeßlich höher als dieser Geldbetrag.
Ich persönlich würde es an keine Bedingungen knüpfen und eher mit: "Ich glaub an Dich und gib es mir wieder, wenn der Laden läuft" übergeben (wenn es für mich selbst nur ein kleinerer Anteil des Vermögens ist).
Wenn es wie geplant läuft, habt Ihr anschließend etwas über das Ihr euch gemeinsam lange freuen könnt und das euch verbindet ("Du hast an mich geglaubt, als ich jemanden gebraucht habe..."). Ein anständiger Mensch wird das nie vergessen und Du wirst immer einen speziellen Platz bei Ihr haben.
Wenn es schief geht, wird Sie selbst mit einer Lösung für Dein Geld kommen, wenn Sie eine gereifte Person ist bzw. durch diese Erfahrung zu einer wird.
Wenn das dann nicht passiert, hast Du etwas über diesen Menschen gelernt und das hilft Dir auch bei Deiner Einschätzung wie sehr Du Ihr vertrauen kannst.
Schönen Abend
Auch wenn es nach dem ersten Lesen nicht passen könnte, ich kenne mehrere Gründer welche die Anschubfinanzierung über EXIST erhalten haben. 5 Jahre seit Abschluss könnte bei dem jungen Alter passen. Ob die Gründung ansich aber förderwürdig ist muss man genau anschauen, bzw. gut verkaufen.
Crowdfunding wäre für sie eine Idee, oder ein Darlehen innerhalb der Familie, auch ich hätte gedacht sie finanziell zu unterstützen, vielleicht mit einer Beteiligung (rein finanziell). Ich habe so etwas noch nicht gemacht, und eine Firmenbewertung vor der Gründung ja auf jeden Fall schwierig.
Gibt es Fördertöpfe, die sie anzapfen könnte? Wie hättet ihr euch das Geld besorgt? Wir reden von einer 4-stelligen Summe, mehr nicht.
Du musst bedenken, du verkaufst in solchen Fällen wenig Unternehmen meist, wenn du pfiffig bist, zu einem Hohen Preis. Weil egal ob es Bank oder Initalinvestor ist: Für die ist erstmal das Risiko sehr hoch.
Ich kann dich gerne zu einem Initalinvestor vermitteln. Der auch solche Sachen finanzieren würde. Der Vorteil von einem Initalinvestor ist, grade wenn man aus der Corparete World kommt:
Er hat ein Netzwerk und kann viele Stolpersteine lösen. Man kauft sich damit auch entsprechende erfahrung ein. Schließlich hat er auch ein Internes Interesse am Erfolg des Unternehmens.
Eine weitere möglichkeit wäre über ein Accelerator wie z.B. Spinlab
https://www.spinlab.co/de/
(Leipzig ist meiner Meinung nach was die Startupwelt angeht immer noch son Hidden gem)
Nachteil ist halt, Acceleratoren finanzieren meist nur Startups, die ein neues Produkt entwickeln oder eine Spezielle Dienstleistung anbieten.
Beispiele:
https://www.dashbike.de/de/
https://www.rooom.com/de/
Generell würde ich das mitnehmen. Weil man dort das Pitchen lernt.
Aber weil du sagtest, sie sei Pfiffig. Dann schafft Sie es vermutlich auch mit einer kleinen Familiären Finanzspritze. Vielleicht, weil du meintest, dass die Konsumwünsche früher hoch stehen, versuchst du da einen kleinen Impuls zu geben.
Meiner Erfahrung nach, nur so nebenbei, gibt es die, die hohe Konsumwünsche haben und Pfiffig sind. Das sind die die idr. auch schnell mehr Geld verdienen und schneller den Start schaffen als der "Frugalistische Unternehmer" (klingt jetzt im ersten moment komisch ich weiß). Weil beim einen richtig druck ist sich weiterzuentwickeln.
Das vielleicht im endeffekt weniger hängenbleibt, und das man es übertreibt, kann natürlich sein.
Ist nur so eine Beobachtung von außen.
Die rote Flagge für mich nach Lesen Deines Beitrages ist, falls eine Person einen guten Konzernjob kündigt und es dann an einem vierstelligen Betrag hängt (wieso nicht selbst zügig auf die Seite gelegt. Sind die Ausgaben etwa so hoch, dass bei einem Konzernjob nicht viel hängen bleibt, gibt es eventuell doch höhere Risiken auf der Ausgabenseite, die dann auch die Selbständigkeit gefährden).
Genau das war auch mein erster Gedanke. Einen 4 stelligen Betrag kann man sich bei gutem Gehalt doch schnell zusammensparen. Sie hätte ja auch einfach noch 1 Jahr länger den Konzernjob “grinden“ können und das benötigte Geld plus ein bisschen Puffer zur Seite legen, bevor sie dann tatsächlich kündigt.
Was mich besonders interessieren würde: wofür wird das Geld denn konkret benötigt?
Vielleicht kann man den Bedarf auch anders decken…
Erst einmal vielen Dank für die erstklassigen Antworten! Jede finde ich sehr hilfreich.
Heute morgen musste ich etwas Metallbau machen, und beim Flexen kam mir der Gedanke, ob sie nicht ihre (noch) gute Bonität nutzt, um sich bei z.B. ING eine Rahmenkreditlinie einzuräumen. Die sind ja bekanntlich recht hoch, und bildet den Fallschirm, falls es eng wird. Das Grundkapital wird versucht, möglichst günstig innerhalb der Familie zu leihen. Dann hat man auch niemanden "mit am Tisch" und kann frei seine Firma aufbauen. Die Idee mit dem Accelertor finde ich auch gut.
Für den einen sind 10 000euro sehr viel, für den anderen 2 Umbuchungen im Onlinebanking. Die Finanzierung seiner Firma ist aber auch ein wichtiger Teil im Lernproess. Das hat mir am Anfang auch Nerven geraubt, und ich wollte einfach nur 30.000 Euro Dispolinie haben und bekam diese nicht. Da war ich 22. Habe draus gelernt.
Da in unserer Familie aktuell ein solcher Fall passiert, wo es mit der Firma nicht mehr gut läuft - ohne dass der Gründer allzu viel dazu könnte - , ihr jemand einen sehr hohen Betrag (6-stelligen) als Darlehen gewährte (der voraussichtlich für immer futsch ist und die Altersvorsorge des Darlehensgebers war...), kann ich sämtliche Ausführungen von @Maschinist total unterschreiben.
Gib in jedem Fall nur so viel, wie du schlimmstenfalls für immer entbehren könntest. Lass dich nicht vom familiären Aspekt (und den Leuten, die dir ggf gut zureden um die Kohle lockerzumachen) leiten bei deinen Überlegungen. Würdest du das Geld auch jemanden leihen, den du nur recht gut kennst, mit dem du aber nicht weiter verbandelt wärst?