Hallo Zusammen,
ich habe das Buch "Flashpoints" von George Friedman, dem Stratforgründer, gelesen. Zum Einen liest man über seine sehr interessante Familiengeschichte mit Flucht vor den Nazis aus Ungarn. Zum Anderen versteht man die Sicht der Amerikaner auf Europa und die Europäische Union.
Kernpunkte sind z.B. die Urangst der Amerikaner vor dem Zusammenschluss von deutscher Industrie und russischer Rohstoffverfügbarkeit. Weiterhin liest man über das grundsätzliche Problem der Kriegshistorie der verschiedenen Grenzregionen sowie deren stetiges Aufflammen und die Unterschiedlichkeit der Interessem mit gleichzeitigem gegenseitigen Mißtrauen innerhalb der "Union".
Deutschland wurde in diesem Buch aus 2015 als Führungsnation der EU betitelt und die Frage gestellt, wie sich die Union durch die Enscheidungen Deutschlands weiterentwickelt.
Die Amerikaner haben die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen immer bemängelt und waren grundlegend gegen Nordstream 2, welche nun auch von Irgendjemanden gesprengt wurden. Ich behaupte die Amerikaner sehen in Deutschland keinen Alliierten.
Ich kann jedem raten sich die Rede von GF auf dem Kongres590 in Warschau von Juni anzuhören. Diese 20min lohnen sich wirklich.
Zuerst: Deutschland hatte die Chance sich nach dem 2. Weltkrieg zu bewähren. Dies wurde mit Anlauf verkackt.Wir werden in Zukunft nicht mehr die stärkste Wirtschaftskraft sein.
Die Amerikaner werden den Ostblock, welcher die gleichen Interessen bzgl. Sicherheit/Russland hat, wirtschaftlich und somit machtpolitisch aufbauen.
Polen ist ja laut GF eine kommende Führungsmacht.
Steht Polen eigentlich schon auf der Liste im Auswanderungsthread? ;)
Polen bietet sich nicht unbedingt an, wenn man auf Meinungsfreiheit steht oder?
@vroma ups. Also ich finde das Video interessant und mein Gefühl, war auch immer, dass Deutschland nie als echter Partner von der USA gesehen worden ist.
Sehr interessant auch die Diskussion im Anschluss mit Dr. Jartek Bartosiak, nach meinem Verständnis ein Publizist und Mitglied eines polnischen Think Tanks.
Kurze Zusammenfassung, obwohl sich das Ansehen sehr lohnt:
- Die Ukraine spielt in einer friedmanschen Nachkriegsordnung keine Rolle. Kein Wort darüber.
- Das Intermarum soll sich von der EU abkoppeln, weil den westlichen Staaten, die östlichen völlig egal sind. (Anmerk.: Polen ist der Größte Nettoempfänger in der EU. Egal würde ich das also nicht nennen...)
- Das Intermarum muss eine gemeinsame Frontlinie bilden, auch wenn sich die einzelenen Staaten gegenseitig hassen. Sonst fällt der Russe über die offenen Flanken ein.
- Der Russe würde sich sonst diesen gleichgültigen Westen von Europa schnappen, und den brauchen doch die USA unbedingt.
- Der Amerikaner verspricht aber für die Bildung der Frontlinie ggü. den Russen einen wirtschaftlichen Aufstieg und die wirtschaftliche Entwicklung wie sie China durchlaufen hat. Friedman nutzt dabei eine Sprache die mich umhaut ("We will give you"). Solche definitive Aussagen treffen nicht mal Außenminister...
- Der besonnene Dr. Bartosiak: Sorgen Sie dafür, dass das mit der Ukraine wieder was wird...
@vroma ist das Video von letztem Jahr? (Ist es nicht, ich weiß...)
Heute zu behaupten, dass das Intermarium durch eine Abkopplung von Europa bessere Chancen "gegen den Russen" hätte, da man eh keine Unterstützung von Europa erwarten dürfte, wohl aber viel Unterstützung von den USA bekommen würde, erscheint mir nicht sehr nachvollziehbar.
Die Argumentation von Friedman ist eben, dass die USA und die Intermarumstaaten die gleichen Interessen hätten.
Die bessere Verteidigungsposition ggü. Russland ist wie Du sagst nicht nachvollziehbar. Die USA suchen eben Staaten, die für sie zuverlässig den Schädel hinhalten. Das ist auch den Polen klar.
Die Karotte die dafür hingehalten wird, ist die wirtschaftliche Entwicklung. Friedman sagt ja, dass das Intermarum die Güter die Deutschland herstellt, viel günstiger herstellen sollte.
Den Sachverhalt muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich freue mich schon richtig auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.