Nachdem ich bis vor ca. einem Jahr sehr deutlich im Plus lag mit meinem Depot, kommen mir nun doch langsam Zweifel, ob es nicht besser wäre zumindest einen Teil meiner Aktien (AMAZON, Alphabet) zu verkaufen, bevor diese noch mehr ins Minus gehen. Ansonten habe ich noch MS und SAP als Aktien, sowie verschiedene ETFs im Portfolio (MSCI World, S&P 500).
Wie ist denn bei Euch so der Trend? Kristallkugel hat ja leider niemand aber ich lese immer wieder, man soll sich in solchen Phasen wie der aktuellen, die nun seit fast 12 Monaten andauert, "beherrschen" und nicht verkaufen. Auf der anderen Seite, hätte ich verkauft, als die Russen in die Ukraine einmarschiert sind, wären trotz 25% Steuer ein stolzer Gewinn drin gewesen und ich hätte nun locker auf die Talsole warten und wieder investieren können.
Überprüfe/hinterfrage Deine Strategie:
- Hast Du das Verhältnis zwischen risikoarm und risikobehaftet richtig gewählt? Wenn der risikobehaftete Vermögensteil abrauscht und Du nervös wirst, ist das Gesamtsystem vielleicht nicht richtig austariert.
- Ist der risikobehaftete Vermögensteil so angelegt, dass Du Dich wohl fühlst, oder wäre eine Umschichtung in andere risikobehaftete Assets und/oder die Umschichtung von Einzelaktien in breitere ETF angezeigt?
- Glaubst Du noch an den langfristigen (!) Erfolg Deiner (Einzelaktien-)Investments? Wenn ja gibt es keinen Grund zu verkaufen. Erst recht nicht mit dem Ziel, später wieder in die gleichen Titel einzusteigen - den perfekten Zeitpunkt wirst Du nicht treffen.
Ohne deinen Anlagehorizont, Risikoappetit, Alter und finanziellen Ziele zu kennen wird dir keiner hier wirklich weiterhelfen können. Die Einschätzung von anderen wird für dich wahrscheinlich unpassend sein, denn die zuvor genannten Faktoren sind bei jedem anders.
Der Punkt den @siduva aufgegriffen hat hinsichtlich einer für dich geeigneten Strategie solltes du dir zu Herzen nehmen. Setzt voraus, dass du gewillt bist eine lange Lernkurve in Kauf zu nehmen um langfristig, mit Überzeugung, bessere Anlageentscheidungen treffen zu können. Wenn nicht, dann lagere es besser an andere aus und investiere deine Zeit z.B. einen geeigneten Dienstleister zu finden.
Danke für Eure schnellen Antworten.
Bisher dachte ich, in meinem Portfolio ein gutes Gleichgewicht zwischen breit gestreuten ETF-Fonds und Tech-Aktien (Amazon, Microsoft, SAP, Biontech, Paypal) gewählt zu haben.
Bin auch nach wie vor von den o.g. Aktien überzeugt habe aber den "perfekten" Zeitpunkt zum Verkauf bereits verpasst um die wohl anhaltende Abwärtsbewegung entspannter verfolgen und dann wieder investieren zu können. Die 25% Steuer spielen natürlich auch immer eine Rolle, die mich vom schnellen verkaufen abhalten.
Ich gebe Dir Recht, dass ich meine persönlichen Angaben noch etwas präzisieren sollte, was ich hiermit nachhole: Bin 57 Jahre alt, d.h. sofern alles gut läuft noch ca. 10 Jahre im Beruf (ggfs. in 8 Jahren Altersteilzeit). Mein Ziel war ein jährlicher Gewinn durch Aktien/Fonds zwischen 5 und 10%, was bis auf das letzte Jahr auch gut funktioniert hat. Die letzten 12 Monate haben allerdings die kompletten Gewinne seit 2017 komplett "vernichtet" und ich bin momentan in Summe knapp im Minus.
Hochriskante/spekulative Geldanlagen sind und werden nicht mein Ding, da ich nicht ständig auf die Kurse schauen möchte, was mir aktuell nicht möglich ist.
Evtl. ist die aktuelle Durststrecke eine Gelegenheit umzuschichten und nicht den Staat durch Verkäufe und Besteuerung der Gewinne zu beteiligen.
Wenn du schreibst, dass hochriskante/spekulative Geldanlagen nicht dein Ding sind, dann hast du dich selbst nicht daran gehalten. Alle die von dir genannten Aktien gehören fast ausschliesslich in die Kategorie Big-Tech mit hohen Betas und Korrelationen, die zudem in den erwähnten ETF hoch gewichtet waren.
Du hast ein hochkonzentriertes Portfoliorisiko zu Höchstbewertungen vor einem Jahr gefahren, was hauptsächlich wegen massiver Zinssteigerungen (nicht den Ukraine-Konflikt) zu hohen Verlusten irgendwo zwischen 20-30% (AMZN und PYPL erheblich mehr) geführt hat. Vielleicht ist dir auch nicht bewusst, man als EUR-Anleger mit einem massiven US-Exposure erhebliche Fremdwährungsgewinne eingefahren hast und dieser Trend sich in 2023, wie zuletzt gezeigt, umkehren könnte.
Frage dich, wie du damit umgehen würdest falls dein Portfolio nochmal -20-30% in 2023 macht. Zur Erinnerung, z.B. MSFT hat nach dem Internetboom im Jahr 1999/2000 ganze 17 Jahre gebraucht bis die alten Höchststände wieder erreicht wurden.
Mit deiner ergänzenden Information zum Alter ist das alles zusammengenommen sehr riskant und spekulativ, auch da du wahrscheinlich keinen 20-jährigen Anlagehorizont hast.
Ich wünsche ich dir viel Erfolg in 2023.
Hättest Du denn eine Empfehlung für mich, ob:
a) Ich um weitere Verluste zu vermeiden zumindest die Aktien verkaufen sollte
b) worin ich das Geld für eine bessere Streuung investieren sollte
Mit Microsoft bin ich momentan noch bei ca. +50.-EUR/Aktie.
Wo kann ich denn am besten prüfen/nachschauen, welche Firmen anteilig in welchen ETFs enthalten sind?
Gibt es da eine Empfehlung?
@aktien4mich immer bei dem Anbieter der ETFs, weil so Portale wie justetf oder extra-etf können Fehler machen und haften dafür dann nicht. Also bei Vanguard auf der Seite, ishares etc bei deren Webseite, da kannst du einfach nach WKN/ISIN oder Börsensymbol suchen.
Ich wundere mich etwas über deinen Post oben, weil ich oben herauslesen, dass du mit einer jährlichen positiven Rendite gerechnet hast und jetzt bei einem Rückgang sofort ins Zweifeln kommst. Daher würde ich dir empfehlen, erstmal innezuhalten und dir Gedanken über deine Ziele und über die Verteilung Risikoanlagen zu risikoarm machen wie @siduva es geschrieben hat. Und dann erst weiter investieren. Ohne ordentliche Grundlagen geht es nunmal nicht und dass es bisher "gut" ging, kann auch Glück sein 
Bisher hatte ich großes Vertrauen in Tech und war auch wirklich gut dabei, möchte aber nun lieber auf "Nummer sicher" gehen und nicht mein investiertes Geld verlieren (bisher sind es "nur" meine Gewinne, die dahin sind).
Zahle gerade viel "Lehrgeld" und möchte den Schaden minimieren. Werde wohl ein paar Aktien verkaufen und dann mein Depot von Grund auf neu aufbauen/absichern.
Danke für deinen Beitrag und die guten Antworten! Ist ja jetzt für mich als Investor auch der erste richtige Bärenmarkt, kann deine Gedanken daher auch nachvollziehen.
Ich musste auch sehr viel lernen was Risikosteuerung im Depot was so Dinge wie z.b. Vola,Währungen Sektorengewichtungen etc. angeht. Hatte daher glücklicherweise zum Teil schon Anfang 2022 ein wenig den Techanteil reduziert. Habe auch den USD Anteil ein wenig reduziert da der hohe USDAnteil war für mich in 2021 noch ein wesentlicher Renditetreiber war aber auch wie in 2022 ein großer Risiko. Habe da natürlich dieses Jahr trotzdem hohe Verluste gehabt, die aber mit Sicherheit ohne das stellenweise gegensteuern vielleicht sogar noch höher ausgefallen wären.
Ich würde mir jetzt in der ruhigeren Zeit eine Strategie überlegen. Und vielleicht auch wie schon beschrieben ganz simpel anfangen wieviel Risikoanteil und wieviel risikolos du vom Vermögen halten willst. Dann müssen Deine Wertpapiere natürlich zu deiner Strategie bzw. Deinen Zielel passen.
zum Thema steuern:
Meiner Meinung nach sollte die Steuer zwar berücksichtigt werden aber nicht das maßgebliche Kriterium bei der Frage eines Verkaufs sein.
drücke dir die Daumen das 2023 für dein Depot besser wird und du deine finanziellen Ziele erreichst und insbesondere die Altersteilzeit klappt. Das wäre natürlich super! Halt uns mal auf dem Laufenden
Wer ein konzentriertes Portfolio in bestimmten Marktsegmenten fährt sollte sich stets im Klaren sein welche spezifischen Voraussetzungen gegeben sein müssen um dass dieses Segment performt. Den Fehler den viele in 2022 gemacht haben ist zu unterschätzen welche negativen Auswirkungen steigende Zinsen auf hochbewertete Aktien haben.
Um dass Techwerte in 2023 wieder performen braucht es einige ökonomische Faktoren die zusammenkommen müssen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit z.B.:
- schneller / kontinuierlicher Rückgang der Inflationrate in Richtung der von den Notenbanken festgelegten Zielwert von 2%
- signifikante Verlangsamung des Wirtschaftsleistung in einer Rezession, insbesondere Rückgang der Beschäftigungsrate und Verlangsamung des Immobilienmarktes
- Ausbleiben rohstoff- und logistikgetriebener Inflation z.B. verursacht durch geopolitische Ereignisse
- "Pivot" der Notenbanken d.h. ein starkes Signal zum Auslaufen der Zinserhöhungen bzw. absehbare Zinssenkungen (aus o.g. Gründen)
- signifikante Verbesserung der Marktliquidität und -sentiments
- keine negativen Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen während des erwarteten Wirtschaftsabschwungs
- ein weiterhin starker USD
Es liegt an jeden selbst zu beurteilen, ob das realistisch ist und den eigenen Markterwartungen entspricht.