Lass die Finger von Einzelaktien

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Kreative Zerstörung Aktienmarkt EinzelaktienÜberspitzt ausgedrückt, ich weiß.

Aber für jeden, der kein erfahrener und profitabler Trader/Investor ist und Geschäftsberichte nachts um zwei rückwärts lesen kann, gilt das.

„Aber Maschinist“, wirst Du mir entgegnen, „Daimler hat derzeit eine Dividendenrendite von 5% und die Deutsche Bank ist so günstig wie noch nie“.

Das stimmt geschätzter Leser, aber wusstest Du eigentlich, dass von den dreißig Unternehmen des Dow Jones Index aus dem Jahr 1926 nun 90 Jahre später nur noch eines (!) davon darin enthalten ist (General Electric). Alle anderen wurden entweder aufgekauft, zerschlagen, restrukturiert oder noch schlimmer, gingen bankrott.

Hast Du zufällig einmal von der Radio Corporation of America (RCA) gehört?

Das war die Apple Aktie der zwanziger Jahre. Super innovativ und weltweit führend im Bereich der Radio- und später Fernsehgeräte Herstellung. Nach einem langen Siechtum wurden die Reste in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts von General Electric aufgekauft. Die Aktionäre gingen damals fast leer aus. Es gibt tausend weitere Beispiele. Aktuelle aus Deutschland sind derzeit nach meiner Einschätzung EON, RWE oder die Deutsche Bank. Ich meine, wer hätte vor zehn Jahren auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass diese Konzerne nun insolvenzbedroht sein könnten?

Aber es ist die Realität.

Wir sehen Sie oft nur nicht, da wir Menschen so gerne in Konstanten Denken. Ein Unternehmen, egal wie groß, dass über mehr als 50 Jahre besteht, ist fast schon die Ausnahme.

Das Wesen des freien Marktes ist langfristig die Zerstörung der etablierten Konzerne durch kleine aber innovative Wettbewerber.

 

Von außen betrachtet ist es unfassbar, dass ein kleines Unternehmen gegenüber einem großen Konzern mit nahezu unbegrenzten Ressourcen irgend eine Chance haben könnte.

Aber ich habe 15 Jahre bei einem DAX Konzern gearbeitet und kann Dir bestätigen, dass es geht. Die Manager in den großen Konzernen werden nach einiger Zeit oft träge und ein großer Teil der Gedanken dreht sich dann primär um das nächste Monatsgehalt und den jährlichen Bonus.

Etwas zu riskieren, wird zwar als offizielle Firmenpolitik propagiert aber die Realität sieht ganz anders aus.

Die Mitarbeiter sehen das natürlich und spielen das Spiel mit.

Manager bekommen kein Problem, wenn Sie nicht innovativ sind, sondern eher, wenn Sie unbequeme Vorschläge zur falschen Zeit machen.

Ich habe schon gesehen, wie Führungskräfte vom Vorstand vor versammelter Mannschaft entlassen wurden, weil Sie genau die richtige Idee hatten! Ja wirklich, es war eine phänomenale Idee und Sie hätte dem Konzern einen dreistelligen Millionenbetrag gespart (und den Aktionären gebracht). Der Manager hat einfach den Fehler gemacht, seine Idee zu früh zu äußern, bevor er sich Rückendeckung und geeignete Mitstreiter gesichert hatte.

Machiavelli hätte seine helle Freude an meinem Konzern gehabt. Und der ist keine Ausnahme. Studienkollegen haben mir oft genug beim Bier über Ihren eigenen Wahnsinn berichtet. Manchmal ist es eher ein Wunder, das diese großen Unternehmen trotz all Ihrer Trägheit noch so lange bestehen.

So. Die Konzerne gehen also fast alle irgendwann Pleite und Du willst mir erzählen, dass Du die richtigen Einzelaktien aussuchen kannst, um Sie dann über Jahre oder Jahrzehnte in Deinem Investmentdepot zu halten?

 

Denk nochmal darüber nach

Wie gesagt, wenn Du ein erfahrener Investor bist, und Du über lange Sicht den Markt geschlagen hast; Glückwunsch! Mach weiter so und genieße Deinen Erfolg. Wenn Du aber wie 95% der Menschen berufstätig bist und nun einfach nach einem Weg suchst, Dein kostbares und mühsam verdientes Geld gewinnbringend anzulegen, dann sind gebührenarme Index ETF oder Fonds genau das richtige für Dich. Du wirst mit Ihnen langfristig den überwiegenden Teil aller aktiven Spekulanten und sogar Hedge-Fonds schlagen. Du darfst Sie nur nie verkaufen, sondern im Gegenteil musst sie so lange aufstocken, bis Du finanziell unabhängig bist.

Das geniale an passiven Index ETF‘s ist ja gerade, dass schwache Unternehmen aus dem Index herausfallen und neue Innovative darin neu aufgenommen werden. Du bist also auf lange Sicht immer bei den und auch erfolgreichen Unternehmen investiert und Du brauchst Dir überhaupt keine Gedanken darum zu machen, ob z.B. Apple in fünf Jahren noch genügend Smartphones verkauft. So lange in der freien Welt die Marktwirtschaft herrscht, wird es immer neue Innovationen geben und Dir als Index Investor kann es egal sein, von wem diese Innovationen kommen.

 

Schreib dem Maschinisten unter maschinist@freiheitsmaschine.com

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