Der Maschinist ist seit der Osterpause mit der Vorbereitung für das Lesertreffen sowie neuen Artikeln für die Freiheitsmaschine beschäftigt.
Und dann schreibt Ihm Roman für die Millionär Interviews aus der Schweiz und schenkt uns allen eine weitere Perspektive. Danke für Deine Mühe Roman!
Und los geht’s:
Hallo Maschinist.
Zunächst einen Dank und Kompliment für deinem interessanten Blog!
Ich möchte deiner Einladung für das Millionärs Interview folgen.
Ich denke, dass mein Interview einen guten Einblick in meinen persönlichen Traum der finanziellen Unabhängigkeit gibt und auch für andere Leser interessant sein könnte.
Beste Grüße,
Roman
- Wie alt bist Du (und der Partner falls vorhanden) und wie lange seid Ihr schon zusammen?
Ich bin 45 Jahre alt, verheiratet, meine Frau ein paar Jahre jünger und wir sind seit 15 Jahren zusammen.
- Habt Ihr Kinder und wenn ja, wie alt sind sie?
Nein.
- Wo auf der Welt lebt Ihr (in der Stadt oder auf dem Land)?
Wir wohnen in einer Stadt in der Schweiz und zuvor habe ich viele Jahre in England gelebt.
- Was ist Dein (euer) jährliches Nettoeinkommen aus euren Berufen sowie euren Investments?
Nettohaushaltseinkommen ist ca. $210 k p.a. erzielt durch zwei Einkommen (Finanzbranche). Hinzukommen derzeit $36 k p.a. aus Dividendeneinkünften. Ich gebe alle Zahlen in US-$ an, da ich zukünftige Einkünfte und Kosten in $ rechne und CHF / USD etwa gleichwertig sind.
- Wie hoch sind eure jährlichen Ausgaben und gibt es Dinge für die Du gerne Geld ausgibst?
Aktuelle Kosten ca. $80 k pro Jahr. Wir führen ein relativ sparsames Leben ohne wirklich auf etwas zu verzichten. Kaufen nur Sachen wenn wir sie brauchen. Ich habe noch nie einen Neuwagen gekauft und bewege mich meist mit dem Fahrrad bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln. Einzig für Reisen geben wir gerne Geld aus, im Jahr ca. $10-15k.
- Wie hoch ist Dein (Euer) aktuelles Vermögen?
Netto $1.7 Mio.
- Wie hast Du (Ihr) euer Vermögen investiert (Aktien, Aktienfonds, vermietete oder selbstgenutzte Immobilien, eigenes Business, sowie Bargeld (inkl. Giro- und Tagesgeld)
Ein Drittel des Vermögens sind liquide Gelder und Pensionskassenguthaben, ein Drittel sind in Kapitalanlagen und ein weiteres Drittel in einer selbstgenutzter Immobilie, für die Hypotheken bestehen. Die Tilgung macht momentan keinen Sinn, da die Zinsen sehr niedrig sind.
Die Zielstruktur Post-FIRE soll aus drei Teilen bestehen: Einen Cashanteil, der künftig 3-4 Jahre Lebenskosten abdecken soll, einen Low-Risk/Low-Return-Anteil in ETFs (als einen zweiten Buffer) sowie ein diversifiziertes Income-orentiertes Portfolio, das den Großteil der künftigen Lebenskosten ohne Kapitalverzehr generieren soll.
Das Income-Portfolio ist im Aufbau und beinhaltet derzeit ca. 60 Einzelwerte verteilt auf 40% Nordamerika, je 25% Asien und Europa und 10% Australien und NZ. Die meisten Einzelwerte liegen zwischen 1.5% und 2.5% Portfolioanteil und beinhalten u.a. REITs, Utilities, Pharma,Telco’s, BDC’s, MLP’s, CEF’s.
Die Grundidee dieses Portolios ist einen regelmäßigen Cashbetrag zu generieren um damit auch das Sequence Risk etwas zu reduzieren. Die Einzeltitel werden durch eigene Analyse selektiert und nicht allein wegen einer hohen Dividendenrendite gehalten, sondern es müssen fundamentale Bewertungskriterien erfüllt sein.
- Wie hast Du es geschafft, Dein Vermögen zu generieren?
Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie ohne nennenswertes Vermögen. Von dieser Ausgangsbasis muss man einige Risiken eingehen und hart arbeiten um ein Vermögen zu bilden.
Die wesentlichen Faktoren sind folgende:
Keine unnütze Zeit mit der Ausbildung verschwendet (studiert habe ich neben dem Job an einer Fern-Uni).
Früh angefangen am Kapitalmarkt zu investieren und Kapitalzuwächse generiert.
Überdurchschnittliches Einkommen über längere Zeiträume und bewusstes Kostenverständnis
Im Beruf immer Vollgas gegeben und regelmäßig die Jobs gewechselt um Gehaltssteigerungen schneller durchzusetzen.
Glück gehabt mit der Partnerwahl. Einen Partner zu haben der mit einem überdurchschnittlichen Einkommen zum Vermögensaufbau beiträgt ist ein entscheidender Vorteil.
Keine Kinder zu haben war sicher auch ein unterstützender Aspekt.
- Welche Fehler hast Du auf Deinem Weg gemacht, was würdest Du Deinem jüngeren Ich dazu raten und was können die Leser Der Freiheitsmaschine davon lernen?
Mein größter Fehler war Ungeduld und zu viel Risiko eingehen. Ich habe mehrere Male mit Investments kompletten Schiffbruch erlitten.
Mit 18 Jahren habe ich von meinen Eltern für die Volljährigkeit ein Sparkonto mit etwas Geld geschenkt bekommen und sogleich mit Optionsscheinen (!) getradet. Was anfänglich gut lief endete später im Desaster.
Beim Internetboom der 90er Jahre habe ich mit Werten wie Netscape, AOL und Yahoo einen sechsstelligen Gewinn realisiert, der jedoch gleich in spekulative Biotechwerte reinvestiert wurde. Nach Platzen der Blase haben sich die Gewinne so schnell aufgelöst wie sie gekommen waren.
Beim Boom der Rohstoffaktien in 2005/2006 war ich ebenfalls gut investiert und habe trotz Verlusten einen für damalige Verhältnisse erheblichen Vermögenszuwachs realisieren können.
Diese Zeit hat mich das eine Menge Lehrgeld gekostet, aber der Zugewinn an Erfahrung war der Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung danach. Hinfallen und danach wieder Aufstehen gehört zum Lernprozess.
- Was hast Du während Deines Weges zur finanziellen Unabhängigkeit gelernt und was können andere Menschen davon für sich nutzen?
Es gibt keine absolute Weisheit wie man finanzielle Unabhängigkeit erreichen kann, sondern viele mögliche Wege die es zu erkunden gilt um „seinen“ Weg zu finden.
- Hast Du eine bestimmte Vermögenshöhe, die Du erreichen willst?
Das Vermögen ist für mich dann genügend, wenn es mit hoher Wahrscheinlichkeit ausreicht ein finanziell unabhängiges und selbstbestimmtes Leben bis zum Lebensende zu führen. Das Nettovermögen sollte beim Eintritt in (FI) RE mindestens $2 Mio. sein.
- Wo stehst Du aktuell? Was sind Deine Pläne für die Zukunft bezüglich Deine Lebensstils, Lebensortes oder Deiner aktuellen Arbeit?
Das Ziel ist FIRE (Financial Independence – Retire Early) und der Ausstieg aus dem Arbeitsleben in den nächsten 3 Jahren.
Wir planen zunächst als Perpetual-Travellers zu leben und die meiste Zeit zu reisen, anderen Hobbys nachzugehen bzw. durch Freiwilligenarbeit der Gesellschaft etwas zurück zu geben. Nicht nur um Ausgaben zu reduzieren verfolgen machen wir Geo-Arbitrage und planen den Lebensabend in Asien zu verbringen, wo Lebenskosten, steuerliche Rahmenbedingungen und Kosten für Haushaltshilfen und Alterspflege erschwinglich sind. In Frage kommen z.B. Malaysia, Thailand oder die Philippinen.
Ich rechne mit anfänglichen Kosten von $65 k pro Jahr (durchschnittlich $180 pro Tag) plus $15 k für Nebenkosten u.a. um einen Wohnsitz zu finanzieren. Wir sind jedoch flexibel und können die Lebenskosten bei Bedarf nach unten reduzieren falls es notwendig sein sollte.
- Gibt es noch einen Rat, den Du den Menschen in Der Freiheitsmaschine gerne mitgeben möchtest?
Als junger Mensch hat man alle Möglichkeiten etwas aus seinem Leben zu machen. Diese Möglichkeiten sollte man dringend nutzen, auch wenn man keinen FIRE-Plan hat. Die Gesellschaft verändert sich rasend schnell, künftig werden viele der heute noch gut bezahlten Jobs weiter durch Globalisierung, Automatisierung, Robotik, etc. wegfallen. Mit 45 Jahren zählt man in meiner Branche bereits zum alten Eisen und mit Ü50 ist es bei Jobverlust fast aussichtslos einen neuen (gutbezahlten) Job zu finden.
Mein Rat ist, die individuellen persönlichen Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen. Mit fortschreitenden Alter werden die Spielräume für berufliche und persönliche Veränderungen immer geringer wenn man es verpasst rechtzeitig Vermögen zu bilden.
Wenn man den Vermögensaufbau hingegen schafft, dann ergeben sich ganz neue Perspektiven seinen Traum der finanziellen Freiheit zu leben und um das zu genießen, wofür man viele Jahre hart gearbeitet hat.
Das war das Interview mit Roman.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit dafür genommen und uns einen Einblick in Dein Leben aus der Schweizer Perspektive gegeben hast!
Für einen deutschen Haushalt ohne Kinder hören sich „$80.000 Ausgaben im Jahr“ üppig an. In einer Schweizer A-Stadt ist das dagegen besonders aufgrund der hohen Wohnkosten sparsam.
Vielleicht kannst Du uns im Kommentarbereich noch schreiben, welche Tipps Du jungen Menschen zum Einstieg in die Finanzbranche geben würdest und wieso Du ein Einzelwerteportfolio mit 50+ Aktienwerten einem reinen ETF Portfolio vorziehst.
Zu Dein Thema „Perpetual Traveller – Langzeit Reisende“ hier noch einige Quellen von Menschen, die dieses Lebenskonzept schon leben:
Go Curry Cracker: Ehemaliger Microsoft Angestellter aus ärmlichen Verhältnissen reist mit seiner Frau und einem Kleinkind nun seit vielen Jahren durch die Welt. Durch sehr gute Portfolioentwicklung und auch etwas länger arbeiten mit gutem Verdienst nun „Fat Fire“ mit hohen Ausgaben für Essen und anderem. Wenn man deren Ausgabenliste durchgeht, kann man für sich selbst gut abschätzen, mit wie viel weniger man selbst auskommen kann, ohne nennenswerte Abstriche in der Lebensqualität zu haben.
Millennial Revolution: Lean Fire: Junges Paar entscheidet sich gegen den kanadischen Immobilienpreis Wahnsinn. Mietet stattdessen eine einfache Wohnung, lebt auf kleinem Fuß und investiert alles in passive ETF. Reist nun mit vergleichsweise kleinem Budget (US-$ 30.000 / CAN $ 40.000) um die Welt und lebt seinen persönlichen Traum.
Und jetzt zu den Lesern. Welche Fragen habt Ihr an Roman. Was würdet Ihr gerne von Ihm wissen?
Und noch was: Habt Ihr eigenes Vermögen aufgebaut und könnt niemandem davon im echten Leben erzählen? – Hier in der Freiheitsmaschine ist das anders!
Hier könnt Ihr anderen Menschen auf Ihrem Weg damit sehr helfen und beim zwanglosen Austausch dabei selbst noch neue Ideen erhalten.
Schreibt dem Maschinisten im Kommentarbereich oder betreff Interview unter maschinist@freiheitsmaschine.com und werdet selbst Teilnehmer bei den Millionär Interviews!
Und jetzt Feuer frei im Kommentarbereich! Was interessiert euch speziell am Weg von Roman. Was hilft euch besonders weiter und was möchtet Ihr noch von Ihm wissen.