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Überlegungen zur Finanzgestaltung für den Ruhestand?

Alter Nomade
(@pmeinl)
Freiheitskämpfer Silber

Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen wie die Finanzen ticken habe zur Finanzgestaltung für den Ruhestand ein Modell-Bild erstellt und ein paar Asset-Allokationen vergleichend dargestellt. Vorsicht mit meinen Zahlen! Bin ganz wirr vor lauter Möglichkeiten. Habt Ihr Kritik, Anregungen, Gedanken dazu?

Modell

Annahmen:

Ausgabenbudget: 2000€/Mon für Grundbedürfnisse. 3000€ gewünscht.

Restlebenserwartung 30J. Zu diesem Planungshorizont finden sich viele Beispiele.
Ein 60-jähriger Mann hat mit 10% Wahrscheinlichkeit eine Restlebenserwartung von 32J (Lebensalter 92).

Möglichst 100% Kapitalverzehr.

Inflation: 2,5%
Entnahmerate in allen Szenarien: ca. 3,6%

Rechner             

ETF-Auszahlplanrechner
ETF Steuerrechner
FourPercentRule
Besteuerung Beispiel Arero
Heydorn Rechner für Rentenbesteuerung

Wundere mich auch, dass es keine Ruhestandrechner (mit Renten, Aktien, Tagesgeld, Festgeld, Anleihen und Steuern) für deutsche Verhältnisse zu geben scheint. [Oder weiß jemand einen?]

Steuern

Welchen Einfluss haben Steuern auf die sichere Entnahmerate?

Auf Depot: Auf 10T€ in Arero bei Wertsteigerung 5%: 25€/J
[Warum kommt der Rechner von JustETF zu einem höheren Wert 92€?]
Habe die Abgeltungssteuer von 25% bei Berechnung der Depotanlagesumme aus den gewünschten Entnahmen berücksichtigt.

Auf DRV Rente: Auf 2400€ Brutto bei Renteneintrittsjahr 2020: 182€/J

Nicht berücksichtigt:

  • Sequence-of-Returns Risk
  • Einzelaktien, aktiv gemanagte Fonds, Dividendenstrategien
  • Haushaltseinkommen (Paar, Kinder)
  • Sicht als Unternehmer

Die Rendite der Notreserve ist die Vermeidung des Dispokredits.

Sicherheitsorientiert

sicher

Grün ist die Hoffnung ?

Das Depot kann volles Risiko (100% Aktien) gehen weil Grundbedürfnisse durch Renten abgedeckt sind.
Bin von 4% Rendite ausgegangen.

Alternativ könnte im sicherheitsorientieren Ansatz in Aktien nur als Mittel zur Diversifikation betrachten – zum Mindern des Klumpenrisikos „alles in D/Euro (Renten, TG, Immobilien)“.
[Macht diese Überlegung Sinn?]

Durch längeres Aufladungsintervall gefühlte Ruhe (Illusion?) vor der Volatilität des Depots bei geringer Renditechance weil kürzer investiert.
Kaum Managementaufwand. Wichtig falls keine Lust/Fähigkeit dafür. Lässt sich mit 2 Daueraufträgen automatisieren.
Evtl. die ersten 50T€ in den ausschüttenden A1JX52 um die 801€ Steuerfreibetrag mitzunehmen.

Wie hoch waren eigentlich die Beiträge des Rentners in die DRV?
Irgendwie kam ich auf 450T€ nur AN-Anteil. [Stimmt das? Kann jemand von euch das ausrechnen?]

Die DRV zahlt die Hälfte des GKV-Beitrags der Rente (bei PKV als Zuschuss).
Die DRV beinhaltet auch die rudimentäre gesetzliche BU.

Risikoorientiert

Risiko

Konservativere 60/40 Allokation weil ja keine Renten für Grundbedürfnisse da sind.
Durch kürzeres Aufladungsintervall höhere Renditechance weil länger im Markt investiert.
Muss man selbst rebalancen.

Bei Tagesgeld wegen der Grenze der Einlagensicherung Verteilerei von je max 100T€ auf Banken nötig.
Mind. 2 Banken sollte man sowieso haben aber mit TG sind wir schnell bei 4 oder 5.
Bankeinlagen haben trotz Einlagensicherung ein Ausfallrisiko, vgl. Das unterschätzte Risiko von Bankguthaben und Finanzwesir Buch.
Auch die sich immer mehr verbreitenden Negativzinsen deuten in Richtung Anleihen (wobei der Markt das sicher auch schon längst berücksichtigt hat).
Festgeld bietet auf absehbare Zeit keinen Vorteil zu Tagesgeld.

Man könnte auf mehr ETFs verteilen: Aktien max. 4, Anleihen max. 2., vgl. Finanzwesir Buch.

Weil keine lebenslang sichern Einkünfte vorhanden bleiben die Restrisiken Langlebigkeit und ein failure Risk der 4%-Entnahmestrategie von 2,9% [ist das der korrekte Wert?] bei einer 60/40 Allokation und 30J Entnahmezeitraum?
Menschen unterschätzen leicht das Risiko aus kleinen Wahrscheinlichkeiten.

Bei Szenarien ohne Renten für Grundbedürfnisse frage ich mich, wie man mögl. sichere Entnahmen aus einem volatilen Markt holen kann.
Müsste man zur Sicherheit vielleicht besser eine noch risikoärmere Allokation wählen und/oder einen höheren Betrag im Depot haben?
Oder man hat noch Land oder selbstgenutzte Immobilien in der Hinterhand die nicht in die Planung einbogen waren. Letztere müssen natürlich einen höheren Verkaufswert haben als die zukünftige Miete.
Vielleicht sind solche Strategien nur was für Reiche – fängt für mich so bei 2,5 Mio € Gesamtvermögen an. Ab einem gewissen Vermögen geht’s ja nur noch um Vermögenssicherung.
Oder man plant ein (bewusst oder unbewusst) zur Not dem persönlichen Umfeld oder der Allgemeinheit auf der Tasche zu liegen.

Arero

arero

Der Arero ist attraktiv weil man risikoarmen und risikobehafteten Anteil in einem einzigen ETF hat.
Hat hohes Fondvolumen. Kosten sind akzeptabel.

Er rebalanced automatisch 2x jährlich und sorgt dabei auch dafür dass die Aktienquote über 51% bleibt (und die Abgeltungssteuer zu minimieren).
Aber die fixe Allokation gefällt nicht jedem (zur Erhöhung des risikoarmen Anteils könnte man etwas auf ein TG-Konto umschichten – aber das widerspricht der Einfachheit).
Und über den Rohstoffanteil lässt sich streiten.

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 2. Mai 2021 15:17
Maschinist mag das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

Was ich spannend finde, ist, dass jetzt der Fokus auf Aktien und ETFs riskanter klingt, dieses Risiko aber abgemildert wird, wenn man 1-2 Jahresausgaben im Vorlauf als TG hat bzw. die Entnahmen nicht gleich im ersten Jahr entnimmt. Wenn dann Erträge ausbleiben oder der Crash kommt, hat man noch Möglichkeiten zur Steuerung. Ich persönlich rechne mit folgenden Parametern für unseren Ruhestand:

Ausgabenbudget pro Monat bei 4000

Diese sollen gedeckt sein durch:

  • Aktien-ETFs / Einzelaktien 
  • Immobilien 

Die weiteren Einnahmen wie gesetzliche Rente, Ärzteversorgung, baV, sonstiges kommen noch ob top, daher werden wir eher wenig Cash halten...

Wir planen nichts an der Asset Allokation groß zu verändern zu jetzt nur ein paar Einzelaktien und 2 Anleihen ETFs dazu. 

Die Rechnung oben sollte noch dem persönlichen Steuersatz standhalten, das könnte den Deutschen noch blühen...

AntwortZitat
Veröffentlicht : 2. Mai 2021 18:11
Alter Nomade mag das
Alter Nomade
(@pmeinl)
Freiheitskämpfer Silber

@natman

Ich versuche halt das Gesamtportfolio zu betrachten:
% Lebenslange Renten
% Investmentportfolio
    % Risikoarmer Teil
    % Risikobehafteter Teil

Und nicht von Vorsorgelücke zu reden(aus sicherheitsorientierter Renten-Sicht) oder „dann sind da noch die Rente" (aus risikorientierter Sicht), sondern beides gleichberechtigt mit konkreten Zahlen nebeneinander zu betrachten.

Ich puffere in meinen Szenarien ja auch in Tagesgeld. Bin mir aber nicht sicher ob oder wie stark das die Sicherheit des Portfolios erhöht oder ob die Ruhe vor der Volatilität nicht bloß eine Illusion ist. Laut diesem Artikel scheint es mir eine gute Idee zu sein: Entnahmestrategien optimieren: monatliche vs jährliche Entnahme – was ist besser? Ob es aber auch für längere Zeiträume, wie die 5J in einem meiner Szenarien gilt weiss ich noch nicht.

Das Zurücklegen von Tagesgeld gegen das SRR ist komplexer als man so denkt: Es geht nicht nur darum die Zeit eines Markteinbruchs zu überbrücken sondern man muss auch die verlorene Depotentwicklung wieder aufholen damit die ursprüngliche Planung wieder passt. Ich glaube Details dazu stehen irgendwo hier:
The Ultimate Guide to Safe Withdrawal Rates – Part 24: Flexibility Myths vs. Reality

Dort gibt's übrigens eine sehr umfangreiche und detaillierte "Safe Withdrawal Rate Series".

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 2. Mai 2021 18:40
Natman mag das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

@pmeinl durch das Tagesgeld kann man doch viell 1-2 Jahre ausgleichen. Wenn die Baisse sehr lange geht, gibt es nur 2 Möglichkeiten mMn: Ausgaben kürzen oder so viel Vermögen haben, dass man trotz der Entnahme noch Puffer hat, weil man früher weniger entnommen hatte... wenn es dick kommt, gibt es sicher noch nen Plan B, also nett zu den Kids sein wenn vorhanden...

AntwortZitat
Veröffentlicht : 2. Mai 2021 18:55
Alter Nomade
(@pmeinl)
Freiheitskämpfer Silber

@natman Ja zum TG! Wollte nur auf den Umfang des SRR-Risikos und detaillierte Infos dazu verweisen.

Und danke für den Hinweis bei der Depotanlagesumme ggf. den höheren persönlichen Steuersatz anzusetzen statt die Abgeltungssteuer.

Die Finanzplanung ist natürlich dem Risiko unerwarteter fiskalischer und rechtlicher Änderungen ausgesetzt (man denke nur an die Einführung von KV-Beiträgen auf Auszahlungen aus Direktversicherungen. Sogar rückwirkend für Altverträge!). Aber was sich vorhersehen lässt sollte man zumindest bedenken.

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 2. Mai 2021 20:06
Natman mag das
John Smith
(@john-smith)
Verdienter Freiheitskämpfer

In meinem groben Finanzplan habe ich min. mit ca 80 Jahren einen Ausgaben-Cut auf 80% einkalkuliert.

Ich sehe jetzt schon bei meiner Mutter, die noch nicht 80 ist und mit eigenem Haus ~ 1500 € benötigt, obwohl sie Unmengen Strom und Heizung verbraucht (mehr als wir zu Zweit mit meinen ganzen Spielzeugen) und noch ne Menge Geld spendet, ne Putzfrau hat etc.

Also ich denke, mit sinkender Agilität, sinken auch die Ausgaben prozentual. Klar möchte man vielleicht Anfangs viel reisen etc, aber irgendwann ist man froh, wenn man nach dem Frühstück oder Arztbesuch nochmal ein bisschen vor dem Fernseher schlafen kann.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 3. Mai 2021 12:11
Snoops und HJP mögen das
Yakari
(@yakari)
Freiheitskämpfer Silber
Veröffentlicht von: @john-smith

Also ich denke, mit sinkender Agilität, sinken auch die Ausgaben prozentual.

So ist grundsätzlich auch meine Denke. Aber ist das wirklich so? Man lässt sich alles liefern, Essen auf Rädern, Getränke; die Putzfrau kommt öfter weil man es selbst nicht schafft; Friseur macht Hausbesuche... Man braucht Hilfsmittel wie sprechende Uhren und Waagen und einen Treppenlift... 

Ich bin nicht sicher, ob man wirklich so viel weniger zum Leben braucht als in der aktiven Zeit. Ich kann es schlichtweg nicht beurteilen.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 3. Mai 2021 13:12
Natman mag das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

@yakari das kommt auf die Gesundheit an. Meine Großeltern sind in ihrem Haus vom 1.OG ins EG gezogen, hatten 3 Wohneinheiten drin. Ich denke mit ausreichender Planung kann man Kosten vermeiden. Aber schwer zu planen, vielleicht muss man das einfach auf sich zukommen lassen und einen Puffer einplanen. Wenn er nicht gebraucht wird, Luxusproblem. Wer zu knapp kalkuliert, hm, Korrekturen sind schwierig möglich. 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 3. Mai 2021 13:20
Yakari
(@yakari)
Freiheitskämpfer Silber
Veröffentlicht von: @natman

Ich denke mit ausreichender Planung kann man Kosten vermeiden

Es lässt sich halt nur bedingt planen, dass man an Tag X einen Sturz/Unfall/schwere Erkrankung erleiden wird und danach das Drama seinen Lauf nimmt. 
Was planbar ist, dass man nicht fitter wird und sich alles etwas bequemer einrichtet, kann man beachten und zeitig umsetzen, wie deine Großeltern.

Und dann gibt’s Leute (wie meine Mutter, die sich als Alterssitz ihr Traumhaus mit 4 Geschossen und so steilen, schmalen  Treppen kaufen MUSSTE, die ich nicht vorwärts herabsteigen kann), die denken, der Kelch ginge an ihnen vorbei - ich wünsche es jedem!! Aber das Leben hat unvorhersehbare Windungen für alle...

AntwortZitat
Veröffentlicht : 3. Mai 2021 13:33
Natman mag das
Alter Nomade
(@pmeinl)
Freiheitskämpfer Silber

@john-smith Ja, das kann man natürlich so machen.

In meinem Beitrag geht es um die wesentlich Aspekte der Finanzplanung, die Finanzflüsse und Investitionsszenarien.

Für meine eigene Planung arbeite ich mit einem Excel Worksheet in welchem man Werte für Ausgabenbudget, Inflationsrate, Rendite, Beitragserhöhungen der KV, Rentenerhöhungen, ... je Jahr eingeben kann. Damit lassen sich Szenarien gut durchspielen.

Ich habe übrigens im Flugzeug mal einen 75-jährigen getroffen der flog seit Jahren 1-mal im Monat nach Thailand - wollte sein Geschäft in D nicht aufgeben und auch in seinem Häuschen in TH leben.

 

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 3. Mai 2021 15:28
Snoops und Natman mögen das