Hallo liebe community,
letztes jahr hatte ich für mich entschieden hauptsächlich nur noch in den vanguard ftse all world etf a1jx52 zu investieren und habe das auch getan. Allerdings mache ich mir seit Tagen Gedanken, ob es nicht doch besser wäre in einen etf auf den s&p500 zu investieren (z.b A1JX53). Der ist seit einem Jahr gleichauf wie der all world allerding auf 3 Jahre betrachtet fast doppelt so viel gestiegen.
ich kann die kognitive Dissonanz in mir nicht lösen :-) beide kaufen macht aber auch keinen Sinn. Damit würde ich ja sagen, dass ich USA übergewichte da ich denke sie werden besser performen. Wieso geh ich dann nich All in in den S&P 500?
der all world hat einen Vorteil bzgl. der diversifikation, allerdings wenn es der USA schlecht geht wird es meinem all world auch nicht gut gehen.
wie handhabt ihr das?
Letztendlich ist es eine Wette auf USA. Allerdings arbeiten die US-Unternehmen so weltweit diversifiziert. Ich würde den AW vorziehen. Warum:
- breitere Diversifikation
- keine Handlung notwendig, wenn Asien / EM rotieren, da dann die Zuordnung im FTSE AW angepasst werden wird
- diese jetzige Rendite liegt stark an den Techs und es kann in anderen Jahren wieder anders aussehen.
- mehr als 50% US Anteil braucht doch niemand ;-)
Hi
Wenn Du als Regel in die "in den vergangenen x Jahren am besten gelaufenenen Länder- / bzw. Wirtschaftsraum ETF" investieren würdest, wärst Du auf Multidekadensicht so gut wie immer der Verlierer.
Der Grund ist, weil die Aktienmarkt-Bewertungshöhe von Wirtschaftsräumen zueinander schwankt. Manchmal ist ein Wirtschaftsraum dabei relativ überbewertet (wie die Emerging Markets im Jahr 2008 und die USA wahrscheinlich jetzt) und sich das Ganze langfristig relativ wieder auf einem Mittelwert einpendelt.
Die USA haben seit 2009 eine extrem starke Aktienmarktphase und sind aktuell dadurch mit einem Shiller CAPE von 37 bewertet. Das ist historisch betrachtet einer der höchsten Stände überhaupt:
https://www.multpl.com/shiller-pe
Das heißt nicht, dass es nicht noch weiter steigen kann oder das es dafür keine Gründe gibt, aber für das passive Investieren ist Wechsel auf einen "SP500 only" Ansatz gerade aktuell nach historischer Betrachtung eines der "finanztechnisch negativen" Dinge, die Du machen könntest.
Menschen, die sich um Ihre Finanzanlage im passiven Universum "etwas aktiv" kümmern wollen, haben deshalb im letzten Jahr eine relative Überbewertung in Wirtschaftsräumen aufgebaut, die historisch stark wachsen und stark sind aber aktuell eine relative Schwächephase durchmachen. Das können zum Beispiel Asia Pacific ex. Japan, die Emerging Markets oder auch England sein. (Shiller CAPE unter 20 und damit deutlich höhere Dividendenrenditen bei ähnlicher prozentualer Ausschüttungshöhe).
Allen die das nicht machen wollen, rate ich dazu beim All World ETF zu bleiben und davon ab, jetzt plötzlich den US Markt überzugewichten, nur weil er in der Vergangenheit einer seiner stärksten Phasen hatte. Das ist so ähnlich, wie jetzt Immobilien in München über zu gewichten, weil Sie "in der Vergangenheit so stark performt haben" und nun fast 50 Jahresmieten kosten (also eine sehr geringe "Bruttodividende" haben)
Schönen Tag
—-
Danke Maschinist für deinen Input, aber ist dein Ansatz nicht wieder aktiv und nicht passiv? Wenn ich jedesmal nachdem Shiller CAPE schauen muss und dann ständig die besparten ETFs wechsel ist das für mich kein Investieren mehr mit Autopilot. Das würde ja auch dazu führen, das man am Ende 10 ETFS im Depot hat die man bespart hat. Ich mag es einfach mit der 1-ETF Lösung max. 2
Er hat doch geschrieben, dass diese semi-aktive Lösung zusätzliche ETFs beinhalten würde und seine Wahl für einen komplett passiven Ansatz daher der MK-gewichtete All-World-ETF bleiben würde.
Danke @sonny für die interessante Frage, die nur auf den ersten Blick trivial erscheint.
Ich bin inhaltlich eigentlich voll beim @maschinist, kann aber den Gegenargumenten ebenso viel abgewinnen.
Wer "nur" auf den S&P500 setzt, kauft einen breiten US-Index und setzt damit auf das Land, das historisch gesehen bezüglich Unternehmerkultur, wirtschaftlicher Stärke, Robustheit und Aktienmarktkultur einzigartig ist. Man ist damit deutlich besser aufgestellt als alle, die ihr Geld auf dem Sparbuch versauern lassen und befindet sich in guter Gesellschaft mit dem Großteil der Amerikaner. Zumal sich die Frage stellt, ob / wann / wie lange sich die seit geraumer Zeit erwartete Ab- oder Seitwärtsbewegung des US-Marktes einstellt und ob man in Summe nicht trotzdem besser fährt, wenn man nur auf den US-Markt setzt. Die Daten für einen wirklich langfristigen Vergleich reichen da glaube ich nicht weit genug zurück. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn die Schwächephasen des US-Markts durch die dann folgenden sehr starken Höhephasen derart überkompensiert werden, dass man in Summe besser dasteht als mit einem All World Index.
Bleibt aber am Ende alles Kaffeesatzleserei. Ich finde, man kann durchaus nur auf den S&P500 setzen oder ihn zusätzlich zum All World kaufen. Ist einfach eine Frage der persönlichen Vorliebe und des Zeithorizonts: Wer vorhat ein Erbe aufzubauen wird da anders denken als jemand, der für die Altersvorsorge spart und bewusst auf Diversifikation setzt.
Damit wären wir eigentlich beim wichtigsten Thema: Der Finanzwesir sagt immer, dass er mit dem Aktieninvest nicht reich werden sondern einfach nur nicht arm sterben will. Wenn das das Ziel ist, sollte man das Risiko maximal reduzieren und auf die weltweite Marktrendite setzen.
Oder anders gesagt führt der mentale Weg dann von der Apple Einzelaktie über einen NASDAQ 100 zum S&P500 Index, weiter zum Developed World und schließlich zum All World Index.
Danke Maschinist für deinen Input, aber ist dein Ansatz nicht wieder aktiv und nicht passiv? Wenn ich jedesmal nachdem Shiller CAPE schauen muss und dann ständig die besparten ETFs wechsel ist das für mich kein Investieren mehr mit Autopilot. Das würde ja auch dazu führen, das man am Ende 10 ETFS im Depot hat die man bespart hat. Ich mag es einfach mit der 1-ETF Lösung max. 2
Er hat doch geschrieben, dass diese semi-aktive Lösung zusätzliche ETFs beinhalten würde und seine Wahl für einen komplett passiven Ansatz daher der MK-gewichtete All-World-ETF bleiben würde.
Ok sorry mein Kommentar ist gelöscht
danke für deine Ausführungen. Ich bin aktuell 30 Jahre alt und bin eigentlich auch Risikobereit. Nun sieht das nach deiner Rangliste so aus als ob ich mit dem All world den risikoscheuen Weg gehe :-)
darf ich fragen in welche ETFs du Investierst?
Der Chart zeigt die relative Performance US Aktienmarkt vs. Ex-US Aktienmarkt:
Mit einem Gesamtmarkt ETF wie dem S&P500 auf oder gegen die betreffende Region zu setzen, nachdem diese deutliche Outperformt hat, war bisher noch nie eine gute Strategie.
Das Extrembeispiel ist der japanische Aktienmarkt, der 1990 mit einem Shiller CAPE von ca. 90 bewertet war. Neuinvestoren, die dann eingestiegen sind, warten seit 30 Jahren darauf, Ihr Geld wieder zu erhalten. (weil die Bewertungen auf ein eher normales Maß zurück gegangen sind).
Einzelaktien oder Sektoren überzugewichten ist natürlich etwas anderes. Aber auch dort braucht es mehr als "steigt seit 10 Jahren stärker als der Markt, also kaufe ich".
Die meisten Privatanleger scheitern mit einer solchen "Strategie" und haben dadurch eine deutliche Unterperformance gegenüber einem "langweiligen" All World ETF.
Dieser langweilige All World Index verdoppelt alle ca. 8-10 Jahre nominal Dein Geld (real ca. 11-14):
- 1.000 Euro monatliche Sparquote: Eine Million Euro inflationsbereinigt nach 32 Jahren.
- 2.000 Euro monatliche Sparquote: Eine Million Euro inflationsbereinigt nach ca. 22 Jahren
- 4.000 Euro monatliche Sparquote: Eine Million Euro inflationsbereinigt nach ca. 14 Jahren
Bevor man kein deutlich sechstelliges Depot hat, ist jegliche zeitaufwendige Performance-Optimierung monetär sowieso vernachlässigbar gebenüber einer Steigerung des eigenen Einkommens.
danke für deine Ausführungen. Ich bin aktuell 30 Jahre alt und bin eigentlich auch Risikobereit. Nun sieht das nach deiner Rangliste so aus als ob ich mit dem All world den risikoscheuen Weg gehe :-)
darf ich fragen in welche ETFs du Investierst?
Der Chart zeigt die relative Performance US Aktienmarkt vs. Ex-US Aktienmarkt:
Mit einem Gesamtmarkt ETF wie dem S&P500 auf oder gegen die betreffende Region zu setzen, nachdem diese deutliche Outperformt hat, war bisher noch nie eine gute Strategie.
Das extrembeispiel ist der japanische Aktienmarkt, der 1990 mit einem Shiller CAPE von ca. 90 bewertet war. Neuinvestoren, die dann eingestiegen sind, warten seit 30 Jahren darauf, Ihr Geld wieder zu erhalten. (weil die Bewertungen auf ein eher normales Maß zurück gegangen sind).
Einzelaktien oder Sektoren überzugewichten ist natürlich etwas anderes. Aber auch dort braucht es mehr als "steigt seit 10 Jahren stärker als der Markt, also kaufe ich".
Die meisten Privatanleger scheitern daran mit einer "solchen Strategie" und haben dadurch eine deutlich Unterperformance gegenüber einem "langweiligen" All World ETF.
Dieser langweilige All World Index verdoppelt alle ca. 8-10 Jahre nominal Dein Geld (real ca. 11-14).
Hm - um es mit Joschka Fischer zu sagen: I am not convinced
Japan ist nicht USA und dieses Beispiel ist einmalig extrem.
Die Grafik zeigt US vs. Rest of World (ohne US) - also kein US vs. All World Vergleich, für den es doch eine so lange Datenreige auch gar nicht gibt, oder?
In dem Bild halten sich blau und orange für mein Verständnis jedenfalls die Waage - dann war es in der Vergangenheit auf lange Sicht egal, auf was man setzt
Lange Rede wenig Sinn - unser Grundproblem ist, dass alle Datenreihen und verfügbaren Informationen am heutigen Tag enden und wir nicht die Zukunft kennen.
Meine Aussage ist und bleibt jedenfalls, dass der S&P 500 ein guter Index ist den man kaufen kann und dass ich nicht sagen könnte, dass man in den nächsten 40 Jahren mit dem S&P 500 ganz sicher schlechter fahren wird als mit dem All World.
Der Chart zeigt die relative Performance US Aktienmarkt vs. Ex-US Aktienmarkt:
Mit einem Gesamtmarkt ETF wie dem S&P500 auf oder gegen die betreffende Region zu setzen, nachdem diese deutliche Outperformt hat, war bisher noch nie eine gute Strategie.
Das extrembeispiel ist der japanische Aktienmarkt, der 1990 mit einem Shiller CAPE von ca. 90 bewertet war. Neuinvestoren, die dann eingestiegen sind, warten seit 30 Jahren darauf, Ihr Geld wieder zu erhalten. (weil die Bewertungen auf ein eher normales Maß zurück gegangen sind).
Einzelaktien oder Sektoren überzugewichten ist natürlich etwas anderes. Aber auch dort braucht es mehr als "steigt seit 10 Jahren stärker als der Markt, also kaufe ich".
Die meisten Privatanleger scheitern daran mit einer "solchen Strategie" und haben dadurch eine deutlich Unterperformance gegenüber einem "langweiligen" All World ETF.
Dieser langweilige All World Index verdoppelt alle ca. 8-10 Jahre nominal Dein Geld (real ca. 11-14).
Hm - um es mit Joschka Fischer zu sagen: I am not convinced
Japan ist nicht USA und dieses Beispiel ist einmalig extrem.
Die Grafik zeigt US vs. Rest of World (ohne US) - also kein US vs. All World Vergleich, für den es doch eine so lange Datenreige auch gar nicht gibt, oder?
In dem Bild halten sich blau und orange für mein Verständnis jedenfalls die Waage - dann war es in der Vergangenheit auf lange Sicht egal, auf was man setztLange Rede wenig Sinn - unser Grundproblem ist, dass alle Datenreihen und verfügbaren Informationen am heutigen Tag enden und wir nicht die Zukunft kennen.
Meine Aussage ist und bleibt jedenfalls, dass der S&P 500 ein guter Index ist den man kaufen kann und dass ich nicht sagen könnte, dass man in den nächsten 40 Jahren mit dem S&P 500 ganz sicher schlechter fahren wird als mit dem All World.
In den nächsten 40 Jahren nicht aber in den nächsten 10 Jahren schon wahrscheinlich.
Alleine das Delta der prozentualen Dividendenrendite zwischen S&P500 / USA und dem Rest der Welt macht in den nächsten 10 Jahren aufgezinst einen Unterschied von 15-20%.
Ergänzend dazu folgende Punkte:
- in den USA ist das stärker verbreitet nur im Heimatmarkt zu investieren; somit hat man auch kein Währungsrisiko
- auch wenn die USA durch politische Gestaltung die höchste Kapitalmarkttiefe aufweist, muss das nicht immer so bleiben. Die Mehrheitsmeinung in den USA ist eher links als konservativ, was bislang durch das Wahlsystem nicht zum Ausdruck kommt.
- Japan wurde ja schon erwähnt als Beispiel von Übertreibung; was, wenn sich die politische Welt so verändert, dass mit einer weiteren Trump Präsidentschaft sich Europa komplett China zuwendet und den US Markt abschreiben. Dann greift die bis dato bestehende Logik der primär durch die USA dominierten westlichen Märkte im Digitalbereich nicht mehr, die in den letzten Jahren die Überrendite im S&P 500 erzeugte.
- FTSE All World hat den Vorteil, dass egal wie sich Märkte verhalten, man immer dabei ist nach Marktkapitalisierung. Wenn du dein Depot jetzt aufsetzt und 30 Jahre unverändert hälst, wirst du den maximalen Steuervorteil (nach heutigem Gesetzesstand) einfahren und zudem im Vergleich zu Einzelmärkte und nicht nur aus Zufall auf "Verlierernationen" gesetzt haben ex-ante und ex-post.
- Ich stimme total mit @Maschinist überein, dass es aktuell schon auch sinnvoll sein kann ab 6-stelligen Depot etwas mehr in Richtung günstig bewerteter Märkte zu gehen
- S&P 500 alleine ist eben eine Wette, dass die USA seine wirtschaftliche Dominanz behält und dortige Unternehmen weltweit in zukünftigen Industrien führend sein werden mit Marktzugang in anderen Ländern.
> https://www.multpl.com/shiller-pe < @maschinist
Nachdem das Shiller CAPE der USA nicht mehr 37 sondern mittlerweile 28,9 beträgt...
Siehst du die Sache noch immer gleich, oder würdest du bei den ETFs nun den S&P 500 dem FTSE All World vorziehen?
https://www.multpl.com/shiller-pe
@maschinist
Nachdem das Shiller CAPE der USA nicht mehr 37 sondern mittlerweile 28,9 beträgt...
Siehst du die Sache noch immer gleich, oder würdest du bei den ETFs nun den S&P 500 dem FTSE All World vorziehen?
Hi und nein.
Das ist historisch betrachtet ja immer noch teuer auch wenn es berechtigt ist, dass die USA relativ zu anderen Märkten ein Preispremium besitzen.
Asien, viele Emerging Markets oder England... haben aktuell ein Shiller Cape unter 15.
Hast Du eine Seite auf der man das Shiller Cape für AsienPacific ex Japan sehen kann? Bei meiner Quelle ist es leider raus genommen.
@All Oder sonst wer?