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Sektorale Salden - Eine geschlossene Volkswirtschaft als ganzes kann nicht sparen?

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jan123
(@jan123)
Aktiver Freiheitskämpfer

Ich bin vor kurzem auf das Thema der Sektoralen Salden gestoßen und seitdem lässt mir das Thema keine Ruhe mehr. Daher wollte ich mal euch fragen, wie ihr das Thema so seht:

Für jede Volkswirtschaft kann man die Sparquoten vier Gruppen zuordnen:

- Privatpersonen

- Öffentlicher Sektor

- Privatwirtschaft (in der angehängten Grafik bei Privat mit dabei)

- Ausland

Möchte eine Privatperson sparen, so generiert sie durch seine Arbeitskraft Waren und Dienstleistungen ein Einkommen. Gegenläufig konsumiert sie andere Waren und Dienstleistungen, allerdings weniger als sie selbst den anderen Wirtschaftssubjekten zur Verfügung stellt. Es muss also immer für den der spart eine Gegenposition eines anderen Wirtschaftssubjektes geben, das mehr konsumiert/investiert, als es verdient.

--> Die Summe aller Einnahmenüberschüsse und Defizite der vier Gruppen muss in Summe 0 sein. 

In Deutschland schauen diese Sektoralen Salden seit dem WWII so aus:

 

Spannend wird das ganze jetzt wenn man sich Gedanken zur Sparquote macht:

Wenn es um sparen geht, denkt man ans Sparen für das Alter oder um Konsum für später aufzuschieben. Über alle Privatpersonen hinweg müsste also die Sparquote eigentlich nahe null sein. In der Realität dagegen ist die Sparquote der Privatpersonen in Deutschland seit den 60er Jahren positiv. Meist so um die 10 % der Nettoeinkommen. Seit den 60ern war die Sparquote für kein einziges Jahr negativ. Das heißt z.B., dass das was die Privatpersonen im Jahr 1960 gespart haben, ist bis heute nicht ausgegeben worden. Sie haben vielleicht daraus Erträge generiert und diese konsumiert/investiert, aber sie haben die Sparleitsung vom Jahr 1960 bis heute nicht konsumiert, da sonst in einem darauffolgendem Jahr die Sparquote mal negativ sein hätte müssen.

Betrachtet man nun die Sparquote der Privatpersonen im Kontext der Sektorale Salden heißt das: Solange die Privatpersonen die Präferenz haben, eine positive Sparquote zu erzeugen, muss es immer jemandem geben, der die Gegenposition einnimmt. Es muss also jemand all die Güter und Dienstleistungen, die der sparende zur Verfügung stellt, konsumieren/investieren und dadurch eine negative Sparquote haben.

In Deutschland haben wir seit den Harz Refomen einen relativ hohen Handelsüberschuss, der sich in der oben angehängten Grafik in einem Ausgabenüberschuss des Auslands gegenüber Deutschland darstellt. Würde das Ausland nicht in großem Stil diesen negativen Ausgabenüberschuss gegenüber Deutschland haben, würde doch nichts anderes übrig bleiben, als dass der Staat ein Haushaltsdefizit haben müsste, solange die Privatpersonen weiterhin sparen wollen und die Unternehmen nicht investieren?

 

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 9. Januar 2023 21:18
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @jan123

Würde das Ausland nicht in großem Stil diesen negativen Ausgabenüberschuss gegenüber Deutschland haben, würde doch nichts anderes übrig bleiben, als dass der Staat ein Haushaltsdefizit haben müsste, solange die Privatpersonen weiterhin sparen wollen und die Unternehmen nicht investieren?

Wenn du T (Taxes) außen vor lässt, Theoretisch ja. Da hat das G ja immer noch eine möglichkeit, zumindest in der Kurzen frist. Langfrisitg geht aber eine Volkswirtschaft nicht zu Managen, wenn du mehr Geld ausgiebst als du verdienst. Siehe Sri Lanka. Es sei denn du hast durch irgend einen Zufall eine Weltreserve währung, dann kannst du natürlich dein Konsum durch die erweiterung der Geldmenge ercheaten. 

Im grunde sagt dein Satz nur aus: 
Wir exportieren nichts. 
Haushalte Sparen. Firmen auch. 
Wenn die beiden Sparen und wir nichts / wenig exportieren, muss der Staat keine bis negative Steuern haben*. Gesamtwirtschaftlich lebst du dann über dein Budget, wenn du noch etwas importierst. 
*Negative Steuern werden gerne Subventionen genannt.  

Mit anderen Worten: Wir brauchen gute Produkte die wir exportieren können, damit wir uns unseren Lebenstandart und die Vermögensakkumulation leisten können. 

Die VGR ist aber wie alles im Wirtschaftlichen ein Modell mit der ein oder anderen Unschärfe. 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 9. Januar 2023 21:47
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @jan123

Sie haben vielleicht daraus Erträge generiert und diese konsumiert/investiert, aber sie haben die Sparleitsung vom Jahr 1960 bis heute nicht konsumiert, da sonst in einem darauffolgendem Jahr die Sparquote mal negativ sein hätte müssen.

Sind Börsenspekulationen und Sparbücher nicht auch irgend eine art von Konsum?^^
Der Begriff Stupid German Money kommt ja nicht von ungefähr. 

https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2019/deutschland-verdient-weniger-mit-auslandsanlagen-als-andere-laender/

AntwortZitat
Veröffentlicht : 9. Januar 2023 22:03
jan123
(@jan123)
Aktiver Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @pascal
Veröffentlicht von: @jan123

Würde das Ausland nicht in großem Stil diesen negativen Ausgabenüberschuss gegenüber Deutschland haben, würde doch nichts anderes übrig bleiben, als dass der Staat ein Haushaltsdefizit haben müsste, solange die Privatpersonen weiterhin sparen wollen und die Unternehmen nicht investieren?

Wenn du T (Taxes) außen vor lässt, Theoretisch ja. Da hat das G ja immer noch eine möglichkeit, zumindest in der Kurzen frist. Langfrisitg geht aber eine Volkswirtschaft nicht zu Managen, wenn du mehr Geld ausgiebst als du verdienst. Siehe Sri Lanka. Es sei denn du hast durch irgend einen Zufall eine Weltreserve währung, dann kannst du natürlich dein Konsum durch die erweiterung der Geldmenge ercheaten. 

Im grunde sagt dein Satz nur aus: 
Wir exportieren nichts. 
Haushalte Sparen. Firmen auch. 
Wenn die beiden Sparen und wir nichts / wenig exportieren, muss der Staat keine bis negative Steuern haben*. Gesamtwirtschaftlich lebst du dann über dein Budget, wenn du noch etwas importierst. 
*Negative Steuern werden gerne Subventionen genannt.  

Mit anderen Worten: Wir brauchen gute Produkte die wir exportieren können, damit wir uns unseren Lebenstandart und die Vermögensakkumulation leisten können. 

Die VGR ist aber wie alles im Wirtschaftlichen ein Modell mit der ein oder anderen Unschärfe. 

Vermögensakkumulation gegenüber dem Ausland bedeutet wir exportieren Waren und Dienstleistungen und bekommen dafür Vermögensgüter. Diese Vermögensgüter können wir nur irgendwann reduzieren, wenn wir mehr importieren als exportieren. Also einen negativen Handelsüberschuss haben.

Die Frage ist welchen Sinn es hat, immer einen Handelsüberschuss zu generieren. Das würde heißen, dass wir immer sparen und irgendwo im Ausland jemand all unsere Güter  konsumiert. Im Gegenzug gibt er uns Vermögensgüter. Und wir häufen dann einfach für alle Ewigkeiten immer mehr und mehr davon an?

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 9. Januar 2023 22:33
jan123
(@jan123)
Aktiver Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @pascal
Veröffentlicht von: @jan123

Sie haben vielleicht daraus Erträge generiert und diese konsumiert/investiert, aber sie haben die Sparleitsung vom Jahr 1960 bis heute nicht konsumiert, da sonst in einem darauffolgendem Jahr die Sparquote mal negativ sein hätte müssen.

Sind Börsenspekulationen und Sparbücher nicht auch irgend eine art von Konsum?^^
Der Begriff Stupid German Money kommt ja nicht von ungefähr. 

https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2019/deutschland-verdient-weniger-mit-auslandsanlagen-als-andere-laender/

Naja damit ist halt gemeint, dass die Erträge/Renditen aus Vermögensgütern relativ gering oder vielleicht sogar negativ sind. Das sind dann ja Kapitalerträge. Die sollten in den oben gezeigten Salden bei den Einkommen der Privatpersonen ja mit einbezogen worden sein.

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 9. Januar 2023 22:35
langfristinvestor
(@langfristinvestor)
Verdienter Freiheitskämpfer

Grundsätzlich muss es nicht sein, dass die Summe aller Privatpersonen eine Sparquote von 0 hat - bequest motive. Zudem muss man noch die Kohortengrößen und der Sparpräferenzen miteinbeziehen. Desweiteren gibt es immer auch eine precautious savings motive, dass Leute dazu antreibt, für schlechte Zeiten zu sparen. Sparquote eines Landes & Zinsniveau zu plotten ist problematisch - es geht bei einer Währung ohne Kapitalkontrollen immer um globale "Anlagenachfrage". Savings glut und sekulare Stagnation wird ja immer noch diskutiert, aber das kommt ganz sicherlich nicht aus der Sparsamkeit der Deutschen - Eintritt von China/Südostasien in die Weltwirtschaft mit hohen Sparraten wird dabei genannt sowie die Alterung der westlichen Welt.

Dass die Kehrseite der "Medialle" der Exportüberschüsse (Waren) immer auch ein Kapitalexport allein betrachtet sind, ist an sich kein Problem. Bei Dienstleistungen haben wir zumeist einen Importsaldo. Weshalb es z.B. auch sinnvoll sein kein, einen Kapitalstock im Ausland zu haben: durch eine Überalterung werden Teile der Bevölkerung in Zukunft entsparen, und damit das aufgebaute Auslandsvermögen wieder abschmelzen.

Dass den Zahlen nach die deutschen Auslandsvermögen gelinde gesagt, unterdurchnittlich performen, ist natürlich unschön.

Ich weiß jetzt ja nicht, inwieweit du volkswirtschaftlich gebildet bist, aber an dieser Sache würde ich mich nicht festbeissen.

Der Exportüberschuss erledigt sich mMn sowieso teilweise von alleine, wenn die Energiekrise in Deutschland nicht gelöst wird und vermehrt Industriewertschöpfung abwandert. Dazu kommt noch der Renteneintritt der Boomer in den nächsten 10 Jahren.

Was mich viel eher stört, ist die Rentenproblematik und die polit-ökonomische Macht der Renter, deren Interessen in 5-10 Jahren durchzuboxen. Hoffentlich bin ich bis dahin dem deutschen Fiskus schon entronnen...

 

 

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 10. Januar 2023 04:38
Herr Vorragend, jan123, Vossi78 und 1 User mögen das
Ste Fan
(@ste-fan)
Verdienter Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @jan123

Die Frage ist welchen Sinn es hat, immer einen Handelsüberschuss zu generieren. Das würde heißen, dass wir immer sparen und irgendwo im Ausland jemand all unsere Güter  konsumiert. Im Gegenzug gibt er uns Vermögensgüter. Und wir häufen dann einfach für alle Ewigkeiten immer mehr und mehr davon an?

Definiere Vermoegensgueter und deren Lebensdauer ("Ewigkeiten!?") Smile

Deutschland exportiert zum grossen Teil Investitionsgueter bzw langlebige Konsumgueter und die "Vermoegensgueter" die im Gegenzug angehaeuft werden sind ja nicht Investitionsgueter bzw produktive Assets bei den Schuldnern, sondern sind monetaere Verbindlichkeiten.
Beispiel Griechenland..fuer D gibt es griechische Staatsanleihen und Target2 Salden, die Chinesen haben den Hafen...man koennte ja mal philosophieren wer da in ein paar Jahren noch ein werthaltiges Vermoegensgut in Haenden haelt.
Wenn man dann diese Vermoegensgueter in Zukunft "entsparen" moechte dann koennte man im schlimmsten Fall zur Erkenntnis kommen dass es parallel zum Kapitalexport einen Wohlstandsexport gab da die Sparbuechse nicht wirklich auf Vermoegenserhalt optimiert war.
Wie sagte Daniel Stelter mal: In einer verschuldeten/ueberschuldeten Welt kann man alles sein - aber nicht Kreditgeber Wink

AntwortZitat
Veröffentlicht : 10. Januar 2023 10:19
jan123
(@jan123)
Aktiver Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @langfristinvestor

Grundsätzlich muss es nicht sein, dass die Summe aller Privatpersonen eine Sparquote von 0 hat - bequest motive. Zudem muss man noch die Kohortengrößen und der Sparpräferenzen miteinbeziehen. Desweiteren gibt es immer auch eine precautious savings motive, dass Leute dazu antreibt, für schlechte Zeiten zu sparen. Sparquote eines Landes & Zinsniveau zu plotten ist problematisch - es geht bei einer Währung ohne Kapitalkontrollen immer um globale "Anlagenachfrage". Savings glut und sekulare Stagnation wird ja immer noch diskutiert, aber das kommt ganz sicherlich nicht aus der Sparsamkeit der Deutschen - Eintritt von China/Südostasien in die Weltwirtschaft mit hohen Sparraten wird dabei genannt sowie die Alterung der westlichen Welt. 

Danke, das unterstreicht ja teilweise meine Argumentation, dass Privatpersonen Prinzipiell das Bedürfnis haben, positive Sparquoten haben wollen. Und wenn meine oben genannte Argumentation stimmt, dann muss es bei einer positiven Sparquote von Privatpersonen immer jemanden geben, der die Gegenposition einnimmt.

Dass man das über Leistungsbilanzüberschüsse löst ist kein Modell für jeden Staat. Diese Überschüsse müssen sich wiederum mit Leistungsbilanzdefiziten von anderen Staaten verrechnen. Wenn man sich die ganze Welt betrachtet ist es eigentlich hauptsächlich die USA, die ein großes Defizit hat und diese Überschüsse so ausgleicht.

Ich weiß jetzt ja nicht, inwieweit du volkswirtschaftlich gebildet bist, aber an dieser Sache würde ich mich nicht festbeissen.

Also mir persönlich lässt das Thema keine Ruhe mehr. Mein ganzes Ökonomisches Weltbild kommt gerade durcheinander. 

In den Medien wird eine steigende Staatsverschuldung immer als extrem schlecht dargestellt. Viele Menschen vertreten sicher auch diese Meinung. Die schwarze Null unterstreicht das solide Wirtschaften des deutschen Staates. Der große Ökonom Sinn z.B. weist in seinen Vorträgen immer darauf hin, dass die Staaten sich nicht an die Maastricht-Kriterien halten. Wie aber ein Europa aussehen würde, wenn die Privathaushalte sparen und die Staaten kein Defizit haben (oder sogar auch sparen, um ihre Verschuldung zu reduzieren) darüber verliert Herr Sinn kein Wort.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass jemand sagt, dass ich in meiner Aufführung einen wesentlichen Punkt vergessen habe. 

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 11. Januar 2023 19:05
Fuso
 Fuso
(@fuso)
Verdienter Freiheitskämpfer

Was hältst Du von folgendem Gedankenspiel. Du bist der einzige Mensch auf der Erde. Du benötigst zum Leben nur Brot (was auch sonst?). Um Ressourcen brauchst Du Dich natürlich nicht zu sorgen. Du musst nur aus dem Füllhorn nehmen und selber backen. Aber statt immer nur Brot zu backen baust Du eines Tages einen Brotbackautomat. Eine Investition.

Nachdem Du vorher nahezu nichts besessen hast bist Du nun "Fabrikbesitzer". Dein Vermögen ist gewachsen und Du kannst die Früchte (das Brot) ernten. Du musstest dafür niemandem etwas wegnehmen.

In einer Welt mit mehr Menschen könnte man natürlich jemand anderem etwas wegnehmen um den Automaten schneller zu bauen. Oder mehrere Automaten zu bauen. Oder um einfach immer mehr Brot zu haben, ob man es braucht oder nicht 😉

AntwortZitat
Veröffentlicht : 11. Januar 2023 21:03
jan123
(@jan123)
Aktiver Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @fuso

Was hältst Du von folgendem Gedankenspiel. Du bist der einzige Mensch auf der Erde. Du benötigst zum Leben nur Brot (was auch sonst?). Um Ressourcen brauchst Du Dich natürlich nicht zu sorgen. Du musst nur aus dem Füllhorn nehmen und selber backen. Aber statt immer nur Brot zu backen baust Du eines Tages einen Brotbackautomat. Eine Investition.

Nachdem Du vorher nahezu nichts besessen hast bist Du nun "Fabrikbesitzer". Dein Vermögen ist gewachsen und Du kannst die Früchte (das Brot) ernten. Du musstest dafür niemandem etwas wegnehmen.

In einer Welt mit mehr Menschen könnte man natürlich jemand anderem etwas wegnehmen um den Automaten schneller zu bauen. Oder mehrere Automaten zu bauen. Oder um einfach immer mehr Brot zu haben, ob man es braucht oder nicht 😉

Das würde dann heißen, ich nutze meine Sparquote, damit mein Unternehmen Investitionen tätigen kann.

Demnach müssten in den Sektoralen Salden die Unternehmen die Sparquote der Privaten Haushalte ausgleichen. Unternehmen müssten also all ihre thesaurierten Gewinne investieren und zusätzlich noch alles, was die privaten Haushalte sparen, auch investieren.

Davon sind wir in den letzten Jahren aber auch relativ weit weg gewesen (grüne Linie ist seit Anfang der 2000er meist auch über null gewesen):

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 11. Januar 2023 21:28
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @pascal

Sind Börsenspekulationen und Sparbücher nicht auch irgend eine art von Konsum?^^
Der Begriff Stupid German Money kommt ja nicht von ungefähr. 

https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2019/deutschland-verdient-weniger-mit-auslandsanlagen-als-andere-laender/

Naja damit ist halt gemeint, dass die Erträge/Renditen aus Vermögensgütern relativ gering oder vielleicht sogar negativ sind. Das sind dann ja Kapitalerträge. Die sollten in den oben gezeigten Salden bei den Einkommen der Privatpersonen ja mit einbezogen worden sein.

Das war als Scherz gemeint, kam vielleicht nicht so rüber. Die Deutschen Investieren International gesehen so schlecht, dass das schon unter Konsum fallen könnte. (Das Finanzamt würde das wohl bei vielen unter Libhaberrei verbuchen)

AntwortZitat
Veröffentlicht : 11. Januar 2023 21:51
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @jan123

In den Medien wird eine steigende Staatsverschuldung immer als extrem schlecht dargestellt.

Eine "REAL Steigende Verschuldung" ist tatsächlich ab einein gewissen nivau schlecht und wenn Sie voralllem für den Konsum verwendet werden. Nicht für Investitionen die ein Land später Attraktiver machen. 

Ab über 80% des BIPs schaffen es Länder idr. nicht mehr sich ohne große Financial Repression zu entschulden. Das führt wiederum zu Marktverzehrungen. Die die meisten Menschen aber eher nur Indirekt warnehmen. 

Die wir in der Westlichen Welt in den Letzten Jahren zb. an den Obligationsmarkt beobachten konnten. 
Also: Es kommt immer drauf an.

Veröffentlicht von: @jan123

Die schwarze Null unterstreicht das solide Wirtschaften des deutschen Staates.

Wenn der Normale bürger der das Weltbild hat, die Schwarze null um sondereffekte bei den Zinsdienst bereinigt und richtig Bilanzieren würde, wird er ganz schnell zur erkentniss kommen so schwarz ist die gar nicht^^

Veröffentlicht von: @jan123

Der große Ökonom Sinn z.B. weist in seinen Vorträgen immer darauf hin, dass die Staaten sich nicht an die Maastricht-Kriterien halten. Wie aber ein Europa aussehen würde, wenn die Privathaushalte sparen und die Staaten kein Defizit haben (oder sogar auch sparen, um ihre Verschuldung zu reduzieren) darüber verliert Herr Sinn kein Wort.

Europa ist zum Glück nicht allein auf der Welt. Aber ja. Es kommt auch hier immer auf die höhe drauf an. 
Die Mastricht Kritierien machen schon Sinn. Würde sich die ganze EU dran halten.

Die Arabischen Staaten können mehr oder weniger große Projekte starten. 
Wenn die das nicht machen würden, würden die in eine Art Dutch Desaese verfallen. 

Also dein beschriebener zustand würde sich wohl eher nicht lange halten. 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 11. Januar 2023 22:04
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold

Um nochmal schlussendlich auf das Geldsystem nochmal zu kommen. 

Die Geldmenge an sich ist ja erstmal egal. 
Es ist ja der Wohlstandseffekt der durch den Tauschhandel entsteht. 

Ich geb dir 100 GE du mir dafür eine Maschine die Kleidung machen kann. Später gibst du mir einen Kredit damit ich dir was Produzieren kann. Du kaufst mir die Waren ab. Geld ist wieder bei mir, Geldmenge in diesem Beispiel unverändert. Aber der eigentliche Wohlstandeffekt ist, dass ich eine Maschine mehr hab als vorher und du jetzt sehr viele Kleidung. 

Und so kann Wohlstand erzeugt werden. 
Die meiste Geldschöpfung wird ja oftmals eher durch eine Bilanzverlängerung durch die Geldschöpfung bei den Banken (weniger der Zentralbank) erzeugt. 

Weiter haben wir hier Wechselkurse usw. außen vor gelassen. 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 11. Januar 2023 23:16
viper2333
(@viper2333)
Verdienter Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @jan123

In den Medien wird eine steigende Staatsverschuldung immer als extrem schlecht dargestellt. Viele Menschen vertreten sicher auch diese Meinung. Die schwarze Null unterstreicht das solide Wirtschaften des deutschen Staates. Der große Ökonom Sinn z.B. weist in seinen Vorträgen immer darauf hin, dass die Staaten sich nicht an die Maastricht-Kriterien halten. Wie aber ein Europa aussehen würde, wenn die Privathaushalte sparen und die Staaten kein Defizit haben (oder sogar auch sparen, um ihre Verschuldung zu reduzieren) darüber verliert Herr Sinn kein Wort.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass jemand sagt, dass ich in meiner Aufführung einen wesentlichen Punkt vergessen habe. 

Sehr spannendes Thema generell, aber ja. Formal betrachtet sind das alles und sollte mMn auch mehr in der Öffentlichkeit als Wissen verbreitet werden. Aber man führe mal ein Gespräch über Salden oder Bilanz des Geldvermögens der Welt.

Der erste Satz unterstreicht gnadenlos die mangelnde Bildung bezüglich Finanzen und Wirtschaft in Deutschland.

Nach reiner Ideallehre sollten Haushalte sparen und Unternehmen noch mehr Schulden für Wachstum machen während der Staat und das Ausland Saldo 0 haben. Ist in Deutschland seit über 40 Jahren nicht mehr der Fall. 

Sich nur das Thema Staatsverschuldung herauszupicken ist einfach unterkomplex, aber bei uns sehr beliebt. Deswegen ist es auch immer amüsant, wenn über die japanische oder amerikanische Staatsverschuldung gesprochen wird. Ist ja meistens so, dass die Staatsschulden Großteils bei der Bevölkerung des Landes als Anleihen sprich Vermögen liegen. Das Thema eigene Währung und Importabhängigkeit spielt natürlich auch eine große Rolle.   

Es wird ja auch von der OECD z.B. seit langer Zeit kritisiert, dass Deutschland so viel Exportiert und damit Vermögen aufbaut, indem das Ausland Schulden macht. Ein dauerhafter Handelsbilanzüberschuss sollte ja nach reiner Lehre (magisches Viereck, u.a. ausgeglichene Außenhandelsbilanz, man erinnert sich) nicht sein.

Ist ja auch der große Vorteil des Euros für unser Land bzw. gewisse Teile seiner Unternehmen und Mitarbeiter gewesen. Man hat eine relativ weiche Währung und damit größere Wettbewerbsfähigkeit. Zusammen mit dem Thema der zu geringen Lohnentwicklung im Land ein Paradies für den Export und Handelsüberschüsse auf Kosten von Dienstleistungssektor und allen nicht exportierenden Unternehmen, die z.B. mit der zu weichen Währung teurer die Importprodukte finanzieren müssen (z.B. auch Energie).

Außerdem betreibt man so natürlich Vermögensaufbau auf Kosten des Auslands. Aktuell sind wir bei ca. 15 Billionen Immobilienvermögen und 7,5 Billionen privatem Geldvermögen. Vermögen von NGOs, Staat, Kirchen, etc. nicht einmal enthalten. Irgendjemand muss dafür Schulden gemacht haben, da Soll = Haben, eine Bilanz ist ausgeglichen.

 

Man stelle sich einmal vor, im Kreislauf wären 100 GE, welche in Form von Steuern/Umsatz/Gehalt/Lohn/Rente/Gewinnausschüttung/etc. an die Privaten, den Staat und die UN fließen. Diese lassen nun 90 zurück in den Kreislauf via Konsum und Investition fließen, weil 10% gespart wird. Damit stünde im nächsten Zyklus ja nur noch 90 GE Einnahmen zur Ausschüttung zur Verfügung, die Nachfrage würde implodieren und man hätte automatisch eine sich immer weiter verstärkende Rezession, weil im Zyklus danach ja nur noch 81 GE im Kreislauf wären. 

Das kann man nur durch Schuldenaufnahme in Höhe von mind. dem Sparbetrag ausgleichen, noch besser ist natürlich darüber hinausgehendes Wachstum, sprich weitere Schuldenaufnahme. 

 

Wichtig zu beachten ist aber eben auch das Thema Kohorten bzw. Alter der Bevölkerung. Generell sind junge Länder in Asien oder Afrika natürlich ärmer als die sehr alten Gesellschaften in Europa. Da man ja eben im Alter das Vermögen abschmilzt, wenn man nicht mehr arbeiten kann.

Mit 30 ist mein Vermögen auch deutlich geringer als das meiner Eltern im Rentenalter, ich hatte weniger Zeit für Vermögensbildung. Deren Vermögen schrumpft aber aktuell, meines wächst. Betrachtet man das Global, ist das alles nicht tragisch. 

Problematisch ist nur die generellen Konsequenz innerhalb der Systeme, z.B. Währungsraum Euro oder Nation z.B. Deutschland. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit von z.B. Südeuropa durch fehlende Abwertung oder exportierende Unternehmen in Deutschland verdienen mehr als Sie nach "idealem Gleichgewicht" sollten, ihre Mitarbeiter entsprechend auch. Nicht exportierende dafür zu wenig und alle kaufen teurer ein. Das hat eben Verteilungswirkungen.

Die lange Notwendigkeit für niedrige Zinsen um Nachfrage anzukurbeln hat wiederum Nachteile für manche, siehe dazu weiterführend nach dem "Cantillon-Effekt". Z.B. wer früh genug in Immobilien oder Aktien investiert hatte, hat ein gutes Geschäfts gemacht. Menschen oder Länder ohne die entsprechende Kreditwürdigkeit zahlen am Ende den gestiegenden Preis indirekt mit. Natürlich das alles eingeschränkt durch z.B. politische Maßnahmen wie Umverteilung oder Mietpreisbremse, etc. pp. 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 12. Januar 2023 16:02
jan123 mag das
langfristinvestor
(@langfristinvestor)
Verdienter Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @jan123

Die schwarze Null unterstreicht das solide Wirtschaften des deutschen Staates. Der große Ökonom Sinn z.B. weist in seinen Vorträgen immer darauf hin, dass die Staaten sich nicht an die Maastricht-Kriterien halten.

Was man festhalten muss: Der Euro war ein Kuhhandel im Gegenzug für die Wiedervereinigung Deutschlands, gefordert von Frankreich - sogar der Historiker-Kanzler Kohl war vor '89 dagegen. Um die Illusion der Kontrolle zu wahren, wurden die Maastricht-Kriterien eingeführt, die aber, wie die Franzosen zuvor schon wussten, nie wirklich greifen werden - denn welchen Souverän gibt es über einem Staat, der diese durchsetzt und sanktioniert, wenn die Staaten selbst intervenieren können und das EU-Parlament zahnlos ist?

Das gleiche ist auch im Zusammenhang mit zukünftigen Euro-Krisen zu bedenken - "real constraints matter" - wie es mMn sehr gut im Buch: Geopolitical Alpha https://www.geopoliticalalpha.com/ beschrieben worden ist.

Die typische, allgemein bekannte Forschung zu Staatsverschuldung (z.B. https://www.nber.org/system/files/working_papers/w15639/w15639.pdf) ist sowieso sehr "rückwärtsgewand", da diese nicht die Komplementäreffekte von der gesamten Weltverschuldung(Stichwort Debt Cycles, einfach in Ray Dalios Buch erklärt: Big Debt Crisis), die Frage nach Safe Assets and Central Bank Intervention ausklammert und das eben nicht von einer Finanzmarktperspektive betrachtet - wem schuldet welcher Staat wie viel, wie hoch ist seine Steuerbasis und die politische Fähigkeit, diese zu vergrößern; wie "stabil" und "sicher" für Anleger ist seine Währung im Vergleich zum Rest der Welt und wie sind die Zukunftsaussichten des Staats, insbesondere im Vergleich zum Rest der Welt.

Deshalb ist mMn die Diskussion über die Schuldentragfähigkeit im Moment sowieso komplett unehrlich mit "Sonderbudgets" und keiner Doppelten Buchführung, die auf Staatsebene auch zukünftige Verbindlichkeiten einpreisen sollte - dann ists gleich vorbei mit der Mär vom reichen deutschen Staat...

@viper2333 Bitte erläutere, wo das Ideal von einer ausgeglichenen Aussenhandelsbilanz volkswirtschaftlich (!) begründet wurde? Geopolitisch/strategisch begründbar ja, aber mMn nicht volkswirtschaftlich (also wir reden jetzt von ernsthaften Papern/Wissenschaft und nicht von Büchern für "Undergraduates")

AntwortZitat
Veröffentlicht : 13. Januar 2023 00:58
Vroma mag das
viper2333
(@viper2333)
Verdienter Freiheitskämpfer

@langfristinvestor 

ich verstehe um ehrlich zu sein nicht, was du wirklich von mir möchtest und vor allem auch, welches Ziel damit verfolgt werden soll. 

Ich sprach davon, dass eine ausgeglichene Handelsbilanz angestrebt wird, das ist Bestandteil des im Grundgesetz als Ziel verankerten gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts (Siehe §109 GG). Dieses wird durch das magische Viereck beschrieben und so auch zumindest an deutschen Unis in jüngerer Vergangenheit gelehrt. Mein Studium ist 10 Jahre her.

Ich verstehe es nicht so, dass du dies grundsätzlich anders siehst, sondern mich dazu aufforderst, dir eine Quelle zu suchen, welche rein volkswirtschaftlich dieses Ziel begründet und dir dafür gängige Lehrbücher (ich selbst musste dazu Prof. Bofinger lesen) zu den Grundlagen der VWL nicht ausreichen?

Entschuldige bitte, ich bin kein studierter Vollvolkswirt und sehe meine Zeit bei einer solchen Recherche nicht wirklich gut aufgehoben, daher werde ich deinem Wunsch nicht nachkommen und mich in irgendwelche Papern vertiefen.

Es ist mir auch grundsätzlich egal, ob es eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz in D gibt, mir wäre eher daran gelegen, dass die breite Masse der Menschen gewisse Konsequenzen aus bestehenden Zuständen vermittelt bekommen und welche politischen Maßnahmen es gibt, um diese Konsequenzen teilweise auszugleichen, was aber wiederum weitere Folgen hat, etc.

Das würde mMn dem grassierenden Populismus aller Seiten Einhalt gebieten.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 13. Januar 2023 10:49
Fuso und Der Autodidakt mögen das
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