Karriere: Konzern oder Mittelstand

Es kommt m.E. letztlich darauf an, ob du dich als primär als Fachspezialist oder Teamleiter siehst, wofür profundes Fachwissen für die Akzeptanz hilft, aber noch weitere Skills erforderlich sind. Du solltest dich fragen, ob du sie hast bzw. bereit bist eine womöglich schwierige Lernkurve in Kauf zu nehmen.

Ich war in der gleichen Situation und hatte die Herausforderung angenommen für den Teamleiter-Job. Aber nach ein paar Jahren bin ich zum Entschluss gekommen, dass mir Personalführung und politischen Spielchen keinen Spass machen. Auch als Fachspezialist kann man in grossen Unternehmen gut Karriere machen. Grundsätzlich ist der Jobwechsel in ein grösseres Unternehmen eher vorteilhaft für einen Karriereschritt und gut begründen kannst du ihn auch.

Allerdings merke ich, dass mich die Verantwortung inzwischen belastet. Durch mein Fachwissen gibt es kaum Redundanzen für meine Stelle.

Vor einigen Wochen habe ich ein Angebot von einem Konzern aus der gleichen Branche als Teamleiter für 6 Mitarbeiter erhalten.

Neben der Frage Konzern vs. Mittelstand würde ich mir auch Gedanken über die Frage Personalverantwortung ja oder nein machen. 

Welche Gründe führen dazu, dass dich die Verantwortung im jetzigen Unternehmen belastet? 

Personalverantwortung bedeutet einerseits einen Wechsel von der Fachtätigkeit hin zur Führungsrolle (wobei die Zahl der Mitarbeiter vermuten lässt, dass Du nebenbei vermutlich auch noch operative Tätigkeiten wahrnehmen wirst), wo du dich darum kümmern musst, dass die Stimmung der Mitarbeiter gut ist/ bleibt, gleichzeitig Teile von Ihnen anschieben wirst müssen und Konflikte im Team/ zwischen Teams wirst bearbeiten müssen. Hast du im jetzigen Unternehmen schon Führungstätigkeiten wahrgenommen? Ich meine damit nicht disziplinarisch sondern z. B. fachliche Führung in Projekten, Steuerung von dritten im Rahmen der Zusammenarbeit, etc.? Falls ja, hat es Spaß gemacht? Das sollte es, denn das wird in der neuen Tätigkeit ein nicht unwesentlicher Bestandteil deiner Tätigkeit werden, was Du so schilderst. 

Somit ergibt sich daraus eine Menge neue Verantwortung, die anders gelagert ist als eine rein fachliche.
Solltet Du in die Richtung denken würde ich auf jeden Fall vorher mit den Menschen des Teams sprechen wollen, um einen Eindruck zu bekommen, wie die Situation inhaltlich und zwischenmenschlich aussieht. 

In größeren Unternehmen sind Tätigkeiten/ Verantwortungen oft abgegrenzter voneinander, als in Kleinen. Das ist Vor- und Nachteil gleichzeitig. Vieles ist anonymer, manchmal die Ellenbogen spitzer. Das kann man aber nicht verallgemeinern und hängt vom jeweiligen Unternehmen ab. Auch da habe ich bei ähnlichen Größenklassen schon größere Unterschiede gesehen. 
Kennst  Du jemanden, der bei diesem Konzern arbeitet? Es ist immer sehr hilfreich, dort Einblicke von Menschen zu bekommen, die dort arbeiten. Gerade wenn es um das Klima intern geht. Aber auch hier Achtung: teilweise unterscheidet das sich von Bereich zu Bereich oder sogar Abteilung zu Abteilung. Reden hilft hier auf jeden Fall, gerade wenn es um Inneneinsichten geht. 

Vielen Dank schon mal für die Antworten.

Belastet fühle ich mich aktuell zum einen dadurch, dass sämtliche Aufgaben und Projekte aus dem Themengebiet bei mir landen. Ich finde das inhaltlich alles spannend, jedoch gibt es kaum Unterstützung. Ebenso hadere ich ein wenig mit der wirtschaftlichen Zukunft des Unternehmens.

Die fachliche Steuerung von Dritten und Projekten macht mir grundsätzlich Spaß. Ich nehme gerne Leute mit und versuche sie für meinen Bereich zu begeistern.

Vom neuen Job erhoffe ich mir auf gewisse Weise gar eine Entlastung, da es eben bereits ein Team gibt, das das Thema bearbeiten kann. Im Team sind eher Mitarbeiter älteren Semesters und daher relativ entspannt.

Der Konzern ist hier in der Gegend gut angesehen. Aus dem Bekanntenkreis hört man sehr viel Gutes.

Hi @pete89, ich habe sowohl kleine Firma als auch Konzern gesehen und ich würde sagen, es kommt darauf an. Vorteile des Konzerns sind auf jeden Fall in meinen Augen, dass man bei Jobwechsel innerhalb verschiedene Möglichkeiten, Abteilungen zu sehen, dann gibt es einen Betriebsrat und im Großen und Ganzen gibt es Annehmlichkeiten wie Fitnesstudio, Jobtickets etc. und auch wenn mal Kinder kommen, kann man im Konzern leichter Elternzeit nehmen, Sabbaticals etc. Allerdings kann es in manchem Konzern passieren, dass man nicht so recht reinpasst. Das war bei mir z.B. im Stern-Konzern der Fall, da habe ich mich was 5te Rad am Wagen gefühlt. Finanziell finde ich auch, dass es sich gelohnt hat für mich bei einem großen Arbeitgeber zu arbeiten.

Nachteile könnten sein, dass es in manchem Konzern etwas "eine Beamtenmentalität herrscht" oder dass man als Ingenieur von nicht-kapierenden Chefs Anweisungen erhält oder bestimmte Tools, die eingeführt werden, keinen Sinn machen.

Dann zum Thema Führungskraft: ich bin eher der Facharbeiter und habe für mich eine Personalverantwortung ausgeschlossen, einfach weil mich so Personalthemen gar nicht interessieren und ich diese Politikspielchen weniger mag. Hat man jetzt auch in der Fachkarriere aber da ist es für mich leichter "etragbar". Insgesamt bin ich sehr happy in einem großen Automotive-Konzern und werde diesen wohl maximal wegen FIRE verlassen  

Hi @pete89 leider sehe ich den Thread erst jetzt, deswegen weiß ich nicht ob es noch relevant ist.
Ich würde in einen Konzern aufgrund der Bezahlung sowie der Aufstiegschancen wechseln. Zunächst, 4000MA sind für mich noch Mittelstand, Konzern ist eher 10000+.
Was mich jetzt wundert, dass die größere Firma (Mehr Finanzstärke, locker ~10% höhere Gehälter) Dich "Abwerben" möchte (Abwerben, 10-20% Gehaltssprung normal) und das auf eine Leitungs Position (Teamleiter nach Erfahrung ~20% mehr Gehalt).
Man kann das natürlich nicht alles addieren, aber ein Gehaltssprung von 10% finde ich doch sehr dürftig, das sollte schon ein Wechsel mit gleicher Verantwortung und Firmen Größe mit sich bringen.
Ich zum Beispiel wechsle jetzt vom Mittelstand in einen Konzern und werde ~25% mehr verdienen.