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Extra Rendite für Langfrist ETFs: Marginhebel vs. Optionsstrategie

Mrtn17
(@mrtn17)
Verdienter Freiheitskämpfer

Davon ausgehend, dass ein Anleger davon überzeugt ist, dass der Aktienmarkt langfristig steigt und investiert ist mit ETFs z.B. MSCI World, wie kann man auf dem Weg eine extra Rendite realisieren? Ich denke, eine Möglichkeit ist es einen Marginkredit zu nutzen um mehr ETFs zu halten mit einem moderaten Hebel. Eine andere Möglichkeit ist es wohl eine Optionsstrategie zu fahren, um ständig Prämien zu kassieren und im Crash bekommt man dann ETFs angedient, die man eh haben wollte. Ich möchte mal versuchen Pro&Contra der beiden Strategien gegenüberzustellen. Beiden gemeinsam ist, dass man das sowieso gebundene Kapital per Margin monetarisiert.

Spontan fällt mir zur ersten Strategie (Marginhebel) ein:

  • Marginkredit bei deutschen Brokern recht teuer (3-6%), bei internationalen Broker günstiger (1-3%).
  • Moderater Hebel (z.B. statt 50k hält man 60k ETFs, leiht sich also 10k, entspricht Hebel 1,2) sollte langfristig gut machbar sein.
  • Passive Strategie

zur zweiten Strategie (Optionen schreiben) fällt mir ein:

  • für US-ETFs viele Optionen vorhanden, aber das Underlying ist für EU-Anleger eigentlich nicht handelbar
  • für EU-ETFs weniger Optionen vorhanden (es gibt an der Eurex Optionen z.B. auf iShares Core MSCI World, aber ich bin nicht sicher, ob die Liquidität ausreichend ist)
  • die Risiken sind mir nicht so ganz klar, aber ich glaube man hat im Crash ein höheres Exposure, was problematisch sein kann
  • Nicht so recht passiv, evtl. muss man die Optionen rollen

Ich persönlich fahre die erste Strategie mit Marginhebel. Vielleicht findet sich ja wer, der die zweite Strategie fährt und etwas mehr dazu sagen kann?

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 26. Juli 2021 18:08
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

@mrtn17

Hier gibt es sicher einige, die mit Optionen handeln.

Ich schreibe gelegentlich Optionen auf US-ETF, speziell Short-Calls, um Premiums zu genieren. Die Risiken können je nach Optionstrategie sehr unterschiedlich sein. Als Startpunkt solltes du dich mit den "Griechen", den Sensitivitätskennzahlen für den Optionspreis und dem Black-Scholes-Modell beschäftigen.  In meinem Fall ist das Risiko als auch das Ertragspotenzial bezogen auf das Gesamtportfolio minimal.

Risikomässig kann ein Portfolio-Leverage per Marginkredit einen ziemlich grossen Impact haben. Ein Hebel von 1.2 mag überschaubar klingen, in einem Downturn kann er vorher akkumulierten Gewinne ziemlich schnell abschmelzen lassen.

Letztlich ist auch die Frage, was genau man leveragt. Ein ETF auf den MSCI World ist risikomässig niedriger als Themen-ETF, die oftmals aus Aktien bestehen die ein hohes Beta bzw. hohe Vola aufweisen. Sehr vorsichtig sollte man auch sein, wenn man in Produkte investiert die bereits geleveragt sind, z.B. Strukturiere Produkte oder Closed-End-Funds. Selbst bei Aktien sind die meisten Unternehmen hoch geleveragt, was das gehebelte Risiko auf Portfolioebene kummuliert.

Ob man mit Leverage "Extra-Rendite" realsieren kann, kommt auf die Marktentwicklung an. Langfristige Kapitalmarktrenditen von durchschnittlich 7-8% gelten nur für sehr lange Zeiträume. Wer sein Portfolio hebelt der sollte risikomässig auch in der Lage sein, kurzfristige Markt-Drawdowns von 20, 30 oder 50% zzgl. Leverage zu überstehen.

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 26. Juli 2021 19:38
Maschinist, Judge Dredd, Robi und 1 User mögen das
Mrtn17
(@mrtn17)
Verdienter Freiheitskämpfer

@roman Danke für deine Antwort mit vielen Infos. Ich werde mich da an einigen Stellen noch mal mehr einlesen. Mein derzeitiger Wissenstand bei Optionen ist zwar, dass ich wohl eine Covered-Call- und eine Short-Put-Strategie erklären könnte. Ich weiß auch, dass es die Griechen gibt, aber ich könnte sie nicht nennen, geschweige denn erklären.

Die Idee mit der Gegenüberstellung der beiden Strategien (gehebeltes ETF-Depot vs. Optionen auf ETFs schreiben), das habe ich mir wohl etwas zu einfach vorgestellt. Bei beiden Strategien gibt es viel zu beachten, insbesondere was die Risiken angeht - und die jeweilige Rendite hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. 

Beim gehebelten ETF-Depot, klar, da hat man ein hohes Risiko, wenn man eine Einzelaktie auf Margin kauft, denn die kann auf 0 fallen. Auch bei einem Themen-ETF gibt es sicher noch ein erhebliches zyklisches Risiko. Bei einem marktbreiten ETF sehe ich das Risko geringer, daher hatte ich im Beispiel von einem MSCI World geschrieben. Hier hat man 'nur' das allgemeine Marktrisiko, aber natürlich kann es auch mal eine längeren Bärenmarkt geben, siehe Anfang der 00er Jahre oder gar die 70er Jahre. Die Gewinne schmilzen dann im gleichen Maße, wie sie zuvor gestiegen sind; in meinem Beispiel mit Hebel 1,2. Langfristig (sagen wir mal 25 Jahre) ist es aber schon relativ sicher, dass es eine positive Entwicklung gibt und davon profitiert man dann um den Faktor 1,2 stärker (sofern man zwischendurch nicht in einen Margincall läuft und abzüglich der Marginkreditkosten).

Bei der Strategie auf das Buy&Hold-Depot mit marktbreiten ETFs nebenbei Optionen zu schreiben und damit Zusatzrendite zu generieren, da fällt es mir schwerer solche Aussagen zu treffen; mangels Erfahrung und auch weil so viele Faktoren zu beachten sind (z.B. sind in Zeiten höherer Volatilität die Optionsprämien höher, aber auch das Risiko).

Du sagst, du schreibst gelegentlich Short Calls auf ETFs. D.h. du hast die ETFs im Depot und bietest Käufern an, wenn der Kurs über den Strike steigt, dass sie dann deine ETFs zum vorher vereinbarten Preis haben können. Steigt der Kurs nicht über den Strikepreis, kassierst du die Prämie. Steigt der Kurs höher, kassierst du auch die Prämie, aber bist die ETFs los. Die Strategie läuft also immer gut außer bei stark steigenden Preisen, weil du dann Gewinne verpasst. Soweit richtig? Darf ich fragen, im zweiten Halbjahr 2020, wo die Preise ja ziemlich hoch gegangen sind, wie das da bei dir gelaufen ist?

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 27. Juli 2021 11:00
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

@mrtn17 

Die Optionsgeschäfte die ich mache sind alle covered, d.h. beim Short-Call habe ich immer die Aktien/ETF im Bestand, was i.d.R. kurzfristige Verkaufskandidaten sind für die man etwas zusätzliche Prämie herausholen will, oder halt Cash-gedeckte Short-Puts, wenn man eine Aktie/ETF zwar kaufen will, aber zu einem tieferen Preis. Insofern unterstützt bzw. ergänzt dieser Ansatz lediglich mein Portfoliomanagement.

Um nennenswertes Premium für eine Position zu generieren, reden wir hier (wegen des Multiplikators bei Optionen) von Nominalbeträgen mindestens im oberen fünfstelligen Bereich, d.h. wenn man die Position nicht rollt, dann hat man z.B. beim Short-Put eine ziemlich grosse Einzelposition im Deport. Ein passiver und risikoloser Ansatz ist das grundsätzlich nicht.

Zu deiner Frage: Von der Entwicklung (Performance) des Aktienmarktes korrellieren die aus den Optionen resultierenden Erträge kaum, vielmehr ist die Höhe des Premiums z.B. von der Volatilität des Markes bzw. des Underlyings abhängig. Bei stiegenden Märkten kann die Vola trotzdem niedrig sein und damit der Verkauf von Optionen nicht unbedingt attraktiv sein.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 27. Juli 2021 15:06
langfristinvestor
(@langfristinvestor)
Verdienter Freiheitskämpfer

Ich stimme @Roman zu, dass man ein gehebeltes Weltportfolio nicht so einfach mit einer Optionsstrategie vergleichen kann, da es nicht den "einen" Ansatz gibt. Wenn dich das Thema Optionen interessiert empfehle ich dir einmal auf den Blog von BigEarn zu schauen, z.B. dieser Beitrag: https://earlyretirementnow.com/2020/06/17/passive-income-through-option-writing-part-5/

Er hat eine ganze Serie davon und erklärt die Basics ganz gut. Er ergänzt sein Aktienportfolio mit seiner Optionsstrategie, da er auf den Cashflow setzt.

Z.B. kannst du bei einem großen Portfolio bei einem Broker mit Marginkonto gut in Seitwärtsphasen mit Short-Puts oder Covered Calls ein Zusatzeinkommen verdienen. Oder bei z.B. einem 10% Einbruch dich durch den Kauf von Puts absichern, wenn du glaubst der Markt fällt weiter (gibt's natürlich nicht umsonst). Das ist aber eben alles als wirklich Aktiv zu betrachten - d.h. du benötigst die Zeit die Märkte zu verfolgen, das Grundwissen im Optionsbereich und musst dazu noch alle Fähigkeiten eines Traders haben und dir eine Meinung bilden. Als gehebelter Weltportfolio-Anleger brauchst du kurzfristig keine Meinung haben, solang du nicht zum Margin-Call gezwungen wirst.

Persönlich habe ich mit Cash gedeckten Short-Puts vor rund einem halben Jahr angefangen und meinen Bargeldbestand dazu etwas genutzt. Es ist sicherlich interessant sich einzuarbeiten, wenn einem solche Themen Spaß machen. Tendenziell würde ich in deiner Situation (aus deinen Berichten) eher weiter mit FK-Hebel arbeiten als eine Optionsstrategie fahren. Ich veroptioniere häufig das 2x meines Bargeldbestandes für z.B. Tesla Short-Puts, aber ich habe noch ein größeres Portfolio im Hintergrund zur Sicherheit. Keine Handlungsempfehlung aggresiv mit Optionen zu spekulieren..

AntwortZitat
Veröffentlicht : 27. Juli 2021 21:51
Mrtn17, Roman und Natman mögen das
Mrtn17
(@mrtn17)
Verdienter Freiheitskämpfer

Danke euch beiden für den Input. Die Artikelserie von ERN ist sehr interessant. Da werde ich ein paar Tage brauchen mich durchzuarbeiten.

Ich hatte mir das Thema vor 1-2 Jahren schonmal angeschaut, eher oberflächlich, und tendiere auch nun dazu, dass mir der FK-Hebel besser gefällt, weil es passiver ist. 

Was mich bei den Optionsstrategien auch etwas stört ist das potentiell asymmetrische Gewinnverhältnis. Ich meine, wenn ich Short Puts mache, ist mein Gewinn auf die Prämie beschränkt, aber der Verlust kann theoretisch bis zu 100% sein, wenn der Kurs auf null geht. Und wenn ich Short Calls mache, ist mein Gewinn auch auf die Prämie beschränkt, aber der Verlust (entgangene Gewinn) kann theoretisch unendlich sein; zudem trage ich bei Covered Calls das Kursrisiko des Underlyings. Jedenfalls, ich werde mich mal weiter einlesen.

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 28. Juli 2021 08:19
Natman mag das