Hallo,
was haltet ihr von Eigenheimfinanzierungen, die bis ins Rentenalter laufen? Eine bekannte Familie möchte jetzt ganz dringend ein Eigenheim kaufen. Eigenkapital ist nicht vorhanden (also Vollfinanzierung) und beide sind schon Anfang 40. Das Familieneinkommen ist zwar gut, aber es reicht trotzdem nur für eine Finanzierung über 33 Jahre. Die Immobilie befindet sich in einer deutschen Großstadt und die Bank wird die Finanzierung wohl durchwinken.
Ich war mittelmäßig schockiert über diese Finanzierungsstrategie, aber vielleicht bin ich auch zu Risikoscheu. Deshalb würde mich mal die Meinung der Community interessieren.
Da stellt sich die Frage: warum ist kein Eigenkapital vorhanden, trotz gutem Einkommen? Je nach Antwort darauf kann die Prognose unterschiedlich ausfallen.
@smmn Die Antwort ist recht einfach: hohe Konsumausgaben. Und ich habe den Eindruck, dass sich das nur unter Zwang ändern würde. Sozusagen als positiver Zwansspareffekt durch den Immokredit. Allerdings ist die Tilgung so gering, dass sie in den ersten 10 Jahren fast nur Zinsen bezahlen.
@tulpenmanie also man soll sich nur kaufen, was man sich leisten kann. Außerdem braucht man ein gewisses Maß an Eigenkapital bzw sollte nur so groß kaufen wie man realistisch benötigt und das Maß der Mitte beachten. Ich empfehle den Kollegen eine Lektüre von Horaz Maß der Mitte anstatt Unzufriedenheit und Gier siehe hier: https://www.gottwein.de/Lat/hor/horsat101.php
Außerdem ist auch fraglich, wie viel Puffer eingebaut ist, wenn die Inflation länger oben bleibt oder bestimmte Konsumausgaben wie dickes Auto fahren teurer wird. Wie ist die Familie dann aufgestellt? Klingt für mich in Summe nicht nach einer guten Idee und denke auch, die Familie sollte lieber einmal ihr Mibdset überdenken und Durchhaltewillen und Disziplin üben und lernen. Das Risiko ist bei so einem auf Kante genähten Konstrukt groß.
Meiner persönlichen Meinung nach sollte die Familie (außer es steht eine Erbschaft an) das eher nicht tun. Wenn der Haushalt bisher bis Anfang 40 noch kein nennenswertes Vermögen trotz hohem Einkommen aufbauen konnte wird es wahrscheinlich schwer im Rentenalter (je nach Höhe) mit verringerten Einkommen die Raten zu bedienen. Ich würde eher zu einer bescheideneren Variante tendieren. Wenn es Wohneingentum sein soll, dann lieber eine schöne Eigentumswohnung in guter Lage, welche in 10-15 Jahren für die Familie abbezahlt ist. Die lässt sich im Alter bequem selber bewohnen und wahrscheinlich auch einfacher verkaufen als das berühmte Eigenheim in der Pampa :-).
Bei den bisherigen Kommentaren sehe ich meine Meinung bestätigt. Weil das aber langweilig wäre, nehme ich jetzt mal die Gegenposition ein.
1) In 30 Jahren beträgt die monatliche Rate kaufkraftbereinigt nur noch die Hälfte
2) die Inflation liegt aktuell über den Zinsen
3) falls die Belastung doch zu hoch wird, kann man ein Haus in der Großstadt immer wieder gut verkaufen
Wie sieht denn die Altersvorsorge aus? Es ist finanzieller Schwachsinn, aber wenn die AV gesichert ist, zahlt man statt Miete halt Abtrag, hofft auf Wertsteigerung und fallende Zinsen, und im Alter haut man die Hütte wieder weg für den Platz im Altersheim. Kann klappen oder nicht. Wie die Vorredner gesagt haben, bei hohen Konsumausgaben gehe ich eher nicht von hoher finanzieller Bildung aus, und finanziell frei oder so, ist eh gelaufen. Ich könnte das so nicht, und auch nicht empfehlen. Aber wer mit Schulden stirbt, hat Plus gemacht. Ich finde die Rolle der Bank ganz interessant, die sowas finanziert.
Gute Argumente. Meine Replik:
zu 1:stimmt. Aber das Haus ist trotzdem ein viel höheres Risiko. Mit einer kleineren Wohnung besteht die höhere Chance noch sonstiges Vermögen aufzubauen. Wenn das Haus neben den Rentenansprüchen der einzige Vermögensgegenstand ist, ist Klumpenrisiko schon arg(Veränderungen in der Mikrolage). Zudem sind Instandhaltung und Erwerb viel teurer.
2:aktuell. Wer weiß wie es in 2,5,10Jahren ist.
3.stimmt für Haus und Wohnung. Die Wohnung wäre nur das geringere Risiko.wobei das natürlich eine Situation ist die man vermeiden sollte. Also verkaufen zu müssen.
Die Familie sollte meiner Meinung nach in Ruhe überlegen ob sie sich auf so ein finanzielles Abenteuer einlassen will. Zunächst vielleicht mal eine Notreserve von mindestens 6 Monatsausgaben Cash aufbauen. Wenn es unbedingt wohneigentum sein muss, würde ich an deren Stelle trotzdem die Wohnung in guter Lage einem Haus in der Großstadt vorziehen und vielleicht noch 1-2 Jahre warten und EK aufbauen. Bis dahin kann man auch mal abwarten wie sich der Markt entwickelt und bei Gelegenheiten zuschlagen. Der Immomarkt reagiert halt langsam auf die Zinsänderung. Aktuell ist mein persönlicher Eindruck, dass die Vorzinswende Preise noch nicht allzu stark runter sind alle Verkäufer natürlich ihre Preise durchsetzen wollen.
schönen Abend
@garagengold das ist wahrscheinlich der Grund, warum die Bank ihr Ok gibt, wenn sie es denn final tut. Wenige Interessenten, Jahresabschluss droht und das Objekt selbst kommt mir nicht überteuert vor, weshalb das Risiko für die Bank überschaubar ist.
Grundsätzlich finde ich auch, dass speziell ein Haus in späteren Jahren auch eine Belastung werden kann. Garten muss gepflegt werden, viel mehr zu reinigen und Instandhaltungsmaßnahmen sind viel aufwendiger. Da würd ich mir schon die Frage stellen ob das in dieser Situation wirklich Sinn macht.
Die wichtigsten Gründe die aus meiner Sicht für ein Haus sprechen:
1. Man benötigt den Platz für die Familie
2. Man möchte keine direkten Nachbarn haben
3. Man liebt die Garten- und Handwerksarbeit und ist hier halbwegs begabt.
Punkt 1 - Wenn man schon über 40 ist, dann ist die Frage wie lange man den Platz noch wirklich benötigt - wie alt sind die Kinder und zahlt es sich für diese Zeit wirklich aus ein Haus zu kaufen.
Punkt 2 - Kann ein Grund sein, allerdings nur dann wenn Geld keine große Rolle spielt.
Punkt 3 - Könnte man auch anders lösen, aber hier kann ein Haus dann auch kostentechnisch Sinn machen.
Und ganz wichtig für mich wäre noch der Punkt was passiert im Trennungsfall - kann einer der beteiligten Personen den Kredit alleine stemmen (zumindest für eine Zeit lang) oder muss man dann sofort verkaufen. Man bindet sich schon sehr.
Ich denke, man sollte den erzieherischen Effekt nicht unterschätzen, den ein Hauskredit hat. Wenn gutes Einkommen da ist, aber kein Kapital, dann kann der Sparzwang den Ausschlag geben für bessere Finanzen.
Insbesondere wenn die Immobilie nicht überteuert.
Ich bin grundsätzlich total bei euch, das ist hier ja bislang recht unisono. Was mich so stutzig macht im Eingangspost: Warum muss jetzt dringend ein Eigenheim her??
Aber: Mein Nachbar gibt auch laufend Geld für Plunder (wirklich!) aus. Viel Vermögen kann nicht da sein. Er vertritt den Standpunkt, dass man den Erben keine abbezahlte Immobilie hinterlassen muss. In seinem Fall aufgrund folgender Faktoren tatsächlich eine Ausnahme von dem von euch allen eigentlich bemühten Grundsatz:
- es gibt 5 Erben, die werden das Haus sowieso verkaufen
- Seine Pension wird vom Steuerzahler erbracht, da konnte er sich natürlich früh ausrechnen, was er jeden Monat haben wird, zuverlässig zum Monatsersten. Kam bestimmt auch bei der Bank sehr gut an.
- Im Speckgürtel einer Großstadt sind die Mieten hier ebenso explodiert wie die Grundstückspreise. Bei einem Verkauf wird er definitiv Plus machen. Und er erspart sich jetzt mit den günstigen alten Konditionen des Immokredites eine horrende Miete.
- Allerdings jammert er beim Heckenschneiden und anderen Tätigkeiten ziemlich herum. Die Form hat etwas nachgelassen... die Kinder sind aus dem Haus, die Hütte objektiv überdimensioniert, aber der ganze Plunder muss natürlich irgendwo untergebracht werden.
- Allerdings jammert er beim Heckenschneiden und anderen Tätigkeiten ziemlich herum. Die Form hat etwas nachgelassen... die Kinder sind aus dem Haus, die Hütte objektiv überdimensioniert, aber der ganze Plunder muss natürlich irgendwo untergebracht werden
Haha ich habe beim Lesen dieser Zeilen gedacht, wir machen am besten eine Community von Freiheitskämpfern als Nachbarn auf, um solch jammernden Heckenschneidern zu entgehen. Ich schneide eure Hecken mit einem Lied auf den Lippen gegen Aktienanteile, ne Spaß
Im Ernst finde ich dieses Anhäufen schwierig und möchte meinen Erben nicht so einen "Saustall" hinterlassen, da sind Ansätze von Minimalismus sicher hilfreicher. Man könnte allerdings in dem obigen Fall einfach ein Haus mieten und später bei hoffentlich gebildetem Vermögen eine Art altersgerechts Bungalow kaufen.
Ich bin grundsätzlich total bei euch, das ist hier ja bislang recht unisono. Was mich so stutzig macht im Eingangspost: Warum muss jetzt dringend ein Eigenheim her??
Es ist gut möglich, dass der Gedanke schon länger bestand. Er wurde nur nicht geäußert und offensichtlich kein Eigenkapital gebildet. Alles andere sind Mutmaßungen.
@tulpenmanie Aber dann "jetzt gan dringend brauchen"? Klingt für mich nach FOMO. Weil ja die Immo-Zinsen steigenr werden, oder weil man mit Anfang 40 ein Eigenheim benötigt, sonst ist man niemand. Dass man seine Kinder ein bißchen im Garten und Haus laufen lassen möchte ohne die Nachbarn zu verärgern, finde ich allerdings einen guten Grund.