Hier möchte ich die Auswirkungen der großen Rohstoff- und Währungskrise 2022 auf die westliche Gesellschaft und die Welt allgemein diskutieren.
Nach meiner Einschätzung ist diese Krise, ausgelöst durch die kriegerischen Handlungen zwischen Russland und der Ukraine und der nachfolgenden Auswirkungen auf der Commodities- wie auch Währungsseite, besonders für die westliche Welt eines der einschneidendsten Events seit Endes des zweiten Weltkriegs.
Alle Meinungen sind dabei willkommen.
Kurzfristig gesehen werden die nächsten Monate und vielleicht Jahre sehr schwierig werden. Gegen die steigenden Heiz- und Stromkosten wird man in diesem Zeitraum nur sehr schwer gegensteuern können.
Längerfristig könnte es sich vielleicht sogar positiv auf den europäischen Raum auswirken. Erst jetzt sind wir wirklich dazu gezwungen sehr sehr rasch und schlau zu agieren. Wir könnten dadurch in Sachen Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie etc. in eine Art Vorreiter-Rolle kommen. Europäische Firmen die sich mit diesen Sektoren beschäftigen könnten auf eine komplett neue Ebene gelangen. Vielleicht wird dadurch unser Erfindergeist und unsere Innovationskraft neu entfacht. Langfristig könnten dadurch Produktions- und Lieferkosten für viele Produkte sogar gesenkt werden und die Herstellung in Europa wieder attraktiver werden. Aber es braucht nun sicher den Mut für Veränderung. Bewilligungsverfahren müssen vereinfacht und beschleunigt werden, Investitionen müssen attraktiv sein. Trauen wir dies unseren derzeitigen Politikern zu...
Vielleicht ist dies auch nur ein Wunschtraum von mir und ich sehe das zu blauäugig. Wie schätzt ihr die Situation ein?
Nach meiner Einschätzung ist diese Krise, ausgelöst durch die kriegerischen Handlungen zwischen Russland und der Ukraine und der nachfolgenden Auswirkungen auf der Commodities- wie auch Währungsseite, besonders für die westliche Welt eines der einschneidendsten Events seit Endes des zweiten Weltkriegs.
Könnte man so sehen, aber um bewusst eine Gegenposition einzunehmen widerspreche ich da einfach mal. Wir hatten schon Rohstoff- bzw. insb. Ölpreiskrisen seit dem Ende des 2. Weltkriegs und haben sie alle gestärkt überlebt. Das Auf und Ab gehört zum Leben und zur Menschheitsgeschichte dazu. Die Zyklen wiederholen sich einfach regelmäßig, solche Krise decken nachteilige Abhängigkeiten auf und dann werden die Weichen für die Zukunft anders gestellt. Wir sind nicht erst seit gestern in einer Phase der De-Globalisierung, nachdem es in der Phase davor quasi keine Grenzen bei der Reduzierung von Arbeitskosten und Ausweitung von Lieferketten gab.
Die jetzigen Entwicklungen mögen sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich bzw. bezogen auf den globalen Wohlstand ein Schritt zurück sein. Dafür wurden in der Phase davor zwei Schritte nach vorn gemacht. Für mich persönlich ändert sich jedenfalls nichts: Bildung, Job und die richtige Vermögensplanung werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Gewinner von gestern die Gewinner von morgen sind. Ich freue mich eigentlich eher über die Rabatte, die es derzeit an der Börse gibt.
Ich muss bei der Aktuellen Situation an zwei Videos denken:
Ich hoffe nicht das Ray Dalio recht behält. Wenn man sich dann auch noch anschaut, welche Unternehmen welche Rohstoffe Schlürfen in dem Besitzt welchen Landes sind, sieht man erst wie stark das Teak Team Russland und China ist.
Erst Euphorie, bis die Leute merken wie weh es tut. Hängt wohl auch von der EU Poltik ab, wie sehr diese Gewillt ist sich zu Reformieren. Effizienter zu werden. Ich vermute die Auswirkungen werden für DE schlimmer als 2008. Die Bürger werden dann vermutlich bemerken, wie stark wir das Land auf Konsum und Verschleiß gefahren haben.
Für die Länder Polen Romänien und co. sehe ich eine Gesellschaftliche Dividende einfahren. Ukrainier sind jetzt nicht die Ältesten. Abgesehen von der Aidsrate ist die Bevölkerung von den Vitals her gut. Der Ostblock könnte in den Nächsten Jahren richtig aufblühen. Auch wird die Integration wohl um einiges Einfacher ablaufen als Personen die durch die Halbe Welt gewandert sind.
In diesem Sinne.
Mehr Estland Wagen!
Das erste wird Video ist genial.
Meiner Meinung steuern wir in eine Depression. Durch Inflation und extrem steigende Energiepreise (somit auch das Preisniveau für alle(!) anderen Güter) wird die Kaufkraft extrem sinken. Die Realgewinne werden runter gehen.
Please fasten your seatbelts.
Ich habe mir mal für mich persönlich Gedanken dazu gemacht wie ich auf die gestiegenen Energiepreise reagieren könnte. Ausgangssituation ist ein Einfamilienwohnhaus mit Gasheizung für die Fußbodenheizung und Warmwasser. Dazu haben wir noch einen Holzofen im Wohnbereich. Strom wird normal über den Stromanbieter bezogen. Derzeitige Kosten für Gas ca. 1.200 Euro und für Strom ca. 800 Euro pro Jahr. Dazu ein benzinbetriebenes Auto - Tankkosten pro Jahr ca. 700 Euro. Gesamtkosten pro Jahr den Energiebedarf für Auto und Haus ca. 2.700 Euro.
Eine Photovoltaikanlage würde ca. 15.000 Euro kosten. Bisher hat sich das kaum ausgezahlt und das Umrüsten auf eine Luftwärmepumpe für die Heizung ca. 10.000 Euro (da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher). Dazu noch die Mehrkosten für die Anschaffung eines E-Autos ca. 5.000 Euro. Also alles in allem müsste man ca. 30.000 Euro rechnen. Mit dieser Kombi könnte man die Heizkosten pro Jahr auf ca. 300 Euro (für den Strom der Luftwärmepumpe) senken, die Stromkosten auf ca. 500 Euro pro Jahr (Netzkosten hat man ja trotzdem) und fürs Tanken/Laden des Autos rechnen wir Kosten von ca. 200 Euro. Somit würde man nach der Umrüstung Kosten von ca. 1.000 Euro pro Jahr haben. Eine Ersparnis auf die derzeitigen Kosten von ca. 1.700 Euro pro Jahr. Ohne Inflation etc. gerechnet würde sich der Tausch erst in 17 oder 18 Jahren rentieren anfangen.
Würde sich nun die Preise für Gas, Strom und Benzin verdoppeln oder verdreifachen ändern sich die Voraussetzungen komplett - plötzlich werden aus der eher wenig attraktiven Amortisationszeit von 18 Jahren nur noch 9 Jahr oder weniger daraus und jedes weitere Jahr hat man deutlich weniger Kosten zu vorher. Das ist jetzt alles nur sehr grob durchgerechnet, aber was ich damit sagen will ist, dass die aktuelle Krise auch eine Chance sein kann - man wird vielleicht dazu gezwungen Dinge zu verändern, die in Zukunft sich sehr positiv auswirken können. Auch finanziell - in dem Beispiel würde man nach der Amortisation wesentlich weniger Ausgaben haben wie vor dem Beginn des Energiepreisanstiegs. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht in allen Bereichen funktionieren wird, aber es soll halt zeigen, dass es vielleicht Optionen gibt die für uns die Situation in Europa sogar verbessern können.
Ich China oder den USA haben sie im Moment nicht den Zwang im Energiesektor umzustellen, aber vielleicht wird dies auch dort einmal aufschlagen und dann sind wir schon weiter als alle anderen. Wir dürfen nicht aufhören positiv zu denken.
Vielleicht erfindet eine Firma in Europa noch eine sinnvolle Stromspeicherung :-)
..
Ich hoffe nicht das Ray Dalio recht behält. Wenn man sich dann auch noch anschaut, welche Unternehmen welche Rohstoffe Schlürfen in dem Besitzt welchen Landes sind, sieht man erst wie stark das Teak Team Russland und China ist.....
Ich habe das Buch von Ray Dalio seit einigen Wochen zu Hause. Aber das Video stellt das Ganze gut dar.
Er beschreibt dieses Szenario schon seit einigen Jahren und es geht Ihm nach meiner Einschätzung darum einen Krieg bei dieser Stabübergabe der Supermächte zu vermeiden (die Ukraine Krise spricht aktuell leider nicht dafür, das es friedlich abläuft).
Schönen Abend
Das erste wird Video ist genial.
Meiner Meinung steuern wir in eine Depression. Durch Inflation und extrem steigende Energiepreise (somit auch das Preisniveau für alle(!) anderen Güter) wird die Kaufkraft extrem sinken. Die Realgewinne werden runter gehen.
Please fasten your seatbelts.
Müsste es dann nicht so sein, dass auf den Gesamtmarkt gesehen die Umsätze der Firmen ebenso stark wie die Inflation steigen (Teuerung wird im Schnitt durchgereicht) und Profitmargen mittelfristig ebenfalls sich wieder beim gewohnten Niveau einpendeln?
Das würde jedenfalls für gut diversifizierte Aktienanlage sprechen.
Ggf nimmt die Nachfrage erstmal ab da das Einkommen vieler erst langsam und verspätet nachzieht?
Hier ein sehr interessanter und überraschend offenherziger neuer Report der Credite Suisse zur Einschätzung der aktuellen Weltsituation:
https://plus2.credit-suisse.com/shorturlpdf.html?v=4ZR9-WTBd-V
Die Gesamtlage wird als "Bretton Woods 3" beschrieben, das heißt das aktuelle Gesamtevent ist in seinen Auswirkungen vergleichbar mit
BW1 in 1944, dass heißt der Festlegung des damals goldgedeckten US-Dollars als Weltreservewährung und
"BW2" in 1971, als der damalige US-Präsident Nixon die Golddeckung des US-Dollar aufhob (da zu viele Schulden gemacht wurden) und darauffolgend eine starke Inflation einsetzte.
Als Gewinner der aktuellen Krise wird auch hier China genannt und ich kann dem nur zustimmen.
Die USA kämpfen Ihren Kampf gegen Ihr Enthronisierung als unangefochtene Weltmacht.
Hoffen wir, dass dieses Kampf in den nächsten Jahren möglichst friedlich abläuft und auch Europa dabei nicht komplett unter die Räder kommt.
@maschinist: Link geht nicht - kannst Du Mal bitte prüfen?
@maschinist: Link geht nicht - kannst Du Mal bitte prüfen?
Hi
Der Link war zeitweise nicht erreichbar.
Hier direkt als pdf:
Ein Punkt der hier mMn bisher noch nicht ausreichend Erwähnung fand ist die Situation in der Eurozone - auf den Inflationsschock sollte mit einer restriktiveren Geldpolitik reagiert werden, die aufgrund der Staatsverschuldung der Eurostaaten nicht umsetzbar ist. Erwartbar sind mindestens inflationsausgleichende Lohnforderungen der Gewerkschaften, die zu einer angepassten Inflationserwartung führen und womöglich das Anchoring (d.h. die mittel-/langfristigen Inflationserwartungen in der Zukunft) lösen, was dann die zu erwartenden Stagflation massiv verschärft - das könnte nur durch eine Volcker Zentralbankpolitik gebremst werden, die aber faktisch zu einem Staatsbankrott in vielen südeuropäischen Staaten führen würde. Somit sehe ich das als weiterer Punkt der zu einer wirklichen Schuldenunion führt - mit PSPP nach der Eurokrise fing es an, dann kamen die Corona Bonds und bald sicherlich noch mehr.
Der USA wird die Zinswende gelingen, der Eurozone aus meiner Sicht nie. Deshalb sehe ich für die Preisstabilität des Euros noch deutlich schwärzer als bei anderen Währungen...
(Ein guter Beitrag zur Eurozone ist das Buch von Prof. Mody, das auch in Teilen im Podcast https://www.mercatus.org/bridge/podcasts/07192018/ashoka-mody-origins-euro-and-euro-crisis besprochen wird)
Der Westen könnte einen Handelskrieg mit China beginnen (oder sind wir schon mitten drin?) um die Arbitragemöglichkeiten Chinas durch die billigeren russischen Rohstoffe versuchen zu unterbinden und Putin deutlich zu schwächen. Ob China momentan (wirtschaftlich) bereit ist die westlichen Verbindungen zu kappen wäre zweifelhaft, aber möglich. Daher glaube ich eher nicht an das Scenario sondern sehe eher mildere Sanktionen in diesem Bereich, da dies ein Spiel mit dem Feuer wäre für die USA und Europa.
Was auch noch nicht erwähnt wurde ist die Problematik mit steigenden Agrarpreisen und deren Einfluss auf Entwicklungsländer. Die EU sollte sich auf verstärkte Migrationsströme wohl schon einmal einstellen...
Ggf nimmt die Nachfrage erstmal ab da das Einkommen vieler erst langsam und verspätet nachzieht?
Also ich kenne niemanden dessen Lohnentwicklung mit der aktuellen Inflation/Energiepreissteigerung mithalten kann.
Kurzfristig werden Menschen ihr Cash verbraten um noch längerfristige Anschaffungen zu tätigen, was die Umsätze stabilisiert. Danach ist aber erstmal Essig.
Unterm Strich wird die Kaufkraft ordentlich sinken - wir werden also sehr "wettbewerbsfähig" aus dem Zyklus kommen ;)
Ich konnte vorab das Buch kapitelweise lesen. Einfach genial. Fast noch genialer ist das Video, denn es bringt dir wirklich den Inhalt super illustriert&konzentriert rüber. Werde aber trotzdem das Buch kaufen, da dies universelle Lehre beinhaltet und somit ins Regal muss.
Hier ein sehr interessanter und überraschend offenherziger neuer Report der Credite Suisse zur Einschätzung der aktuellen Weltsituation:
https://plus2.credit-suisse.com/shorturlpdf.html?v=4ZR9-WTBd-V
Die Situation birgt Sprengstoff. Ich kapiere nur nicht wie man nach der treffenden Analyse, das Papier mit einem Satz "Bretton Woods 3 = Bitcoin" abschließen kann.
Was holen wir raus? Es gibt einen westlichen Block mit sehr teurer Energie, und allem was davon abhängt. Und einen chinesisch-russischen Block mit sehr günstiger Energie. Wobei die Blöcke über Waren wirtschaftlich konkurrieren.
Für mich gibt es nur 2 Möglichkeiten auf was man hinaus will:
1. Abschottung der 2 Blöcke, weil man den Kampf wirtschaftlich schon verloren sieht und deshalb die Notbremse zieht.
2. Man will den Westen dermaßen unter Schock stellen, damit Innovationen angetrieben werden, um als innovativer Leader das alte Zeitalter hinter sich zu lassen.
Leopoldina: Wie sich russisches Erdgas in der deutschen und europäischen
Energieversorgung ersetzen lässt
"...
Sofortmaßnahmen (kommende Wochen und Monate)
• Beschaffung von Flüssiggas auf dem Weltmarkt durch die EU, auch durch
Verhandlungen mit Staaten wie Japan, USA und Südkorea
• Stärkere staatliche Regulierung von Struktur und Nutzung der privatwirtschaftlich
betriebenen Übertragungsinfrastrukturen einleiten
• Ersatz von Gas durch Kohle im Stromsektor und Beschaffung der hierfür nötigen
Kohlemengen
• Unmittelbarer Beginn der Einsparungen beim Gas und des Auffüllens der Speicher als
Puffer für den Winter
• EU-weit koordiniert agieren
• Kompatibilität der Notfallmaßnahmen mit bestehenden Marktmechanismen
sicherstellen
• Belastungen der Bürgerinnen und Bürger mit niedrigen und mittleren Einkommen
sozial abfedern und Unternehmen von Energiesteuern entlasten
Mittelfristige Maßnahmen (binnen eines Jahres)
• Beschaffung einer robusten Reserve an Energieträgern
• Ausbau der LNG-Anlande-Kapazitäten und ausreichende Einbindung der LNG-
Terminals in Versorgungsnetze
• Bei LNG-Ausbau so weit als möglich langfristige Nutzbarkeit der Infrastruktur für
Umstellung auf Wasserstoffversorgung beachten („H2 -ready“)
• Ertüchtigung des Gasnetzes für höhere Diversität an Einspeisepunkten
Langfristige Maßnahmen (in den nächsten 2-10 Jahren)
• Transformation zur Klimaneutralität beschleunigen, insb. durch
o Infrastrukturausbau insbesondere für den Umschlag von Wasserstoff und
seinen Derivaten
o Wasserstoffimporte
o Ausbau der erneuerbaren Energien
..."
Neben dem menschlichen Leid aufgrund des Angriffskriegs Russland gegen die Ukraine, was natürlich kaum in Zahlen auszudrücken ist, sehe ich drei wesentliche wirtschaftliche/gesellschaftliche Auswirkungen (und noch einen Nebeneffekt):
Die gestiegene Inflation wird erstmal hoch bleiben aufgrund der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise.
Durch die gestiegenen Energiepreise gibt es nun reale wirtschaftliche Anreize endlich mal signifikante Schritte zu regenerativen Energiequellen und dezentraleren Stromnetzstrukturen oder auch zu einer Verkehrswende zu unternehmen.
Der Zusammenhalt innerhalb in der EU ist groß wie lange nicht. Länder wie Polen und Ungarn vollziehen eine 180° Wende ihrer Ausrichtung. Vielleicht kommen wir nun tatsächlich mal mit EU Reformen voran und damit die EU auf eine für die Zukunft taugliche Basis zu stellen. Macron hat gute Vorschläge gemacht. Solange wir aber von der Leyen haben, wird es schwierig. Der Ukraine Hoffnung auf einen EU-Beitritt zu machen, ist sicher der falsche Weg.
Nebeneffekt: durch die Isolierung des Rubels und der Sanktionen gegen die russische Zentralbank gewinnt Bitcoin deutlich an Bedeutung.