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Mit 70 noch ein Aktiendepot eröffnen?

buergy02
(@buergy02)
Aktiver Freiheitskämpfer

Hallo zusammen,

bisher bin ich immer nur stiller Mitleser dieser wunderbaren Seite gewesen, die mich übrigens erst zum Investieren in ETFs und Aktien gebracht hat! Dafür einfach mal Danke!

 

Jetzt zu meiner Frage:

Es geht um meine Mutter die knapp 70 Jahre alt ist. Ihr wurde ein Bausparvertrag gekündigt, das Geld benötigt sie momentan nicht für ihre laufenden Kosten. Jetzt stellt sich natürlich die Frage was machen mit dem Geld?

Mein Plan wäre in einen ausschüttenden World-ETF oder besser noch in diverse Diividenden Aristokraten zu investieren (um hier mindestens 3-4% Dividendenrendite zu erzielen).

Allerdings macht mir das Risiko etwas Sorge, da dieser Plan ja auf einen relativ langen Anlagezeitraum ausgelegt ist. Mein Gedanke wäre zumindest durch eine relativ hohe Dividendenrendite zumindest etwas Gewinn zu machen, Kurssteigerungen wären dann noch das Sahnehäubchen!

Was meint Ihr zu meinen Gedanken? Guter Plan oder eher eine schlechte Idee? Lieber das Geld ausgeben solange man noch was davon hat?

 

Vielen Dank schonmal für Eure Bemühungen!

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 11:15
viper2333, Yakari und Natman mögen das
Yakari
(@yakari)
Freiheitskämpfer Silber

Danke für die Eröffnung der Diskussion! Seit Monaten wollte ich diese Frage, für meine Mutter im selben Alter, stellen. Bin gespannt auf Experten-Meinungen!

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 11:36
Natman mag das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

Das Kernthema ist der Aspekt meiner Meinung nach,wie sehr deine Mutter an die Volatilität des Aktienmarkts gewöhnt ist. Dies im Alter zu erlernen/auszuhalten, wenn man nur Zinsprodukte kennt, ist nicht easy. Wenn deine Mutter mit den paar Erträgen aus ETF  Ausschüttungen/Dividendenwerten sich ein Taschengeld verdient und nicht auf die Höhe des Depots angewiesen ist/noch weiteres Vermögen hat, kann man dies machen.

Bin mir aber nicht sicher, wie gut das funktioniert. Ist eine individuelle Geschichte und ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. 

Der Vorteil eines Aktieninvestments ist immer die statistische Wahrscheinlichkeit, nach knapp 15 Jahren zu fast 100% im Plus zu sein, nur hab ich als 40jähriger einfach die Zeit auf meiner Seite, deine Mutter müsste damit leben, eine 15 jährige Baisse zu überstehen und die Rendite ist dann nur für die Erben langfristig wieder da.... I Dont Know ob dies so kommt, ich habe keine Glaskugel

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 12:35
Yakari mag das
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

Vermutlich hat deine Mutter als ehemaliger Bausparinvestor eher nicht die Risikotoleranz in den Aktienmarkt zu investieren. Der Anlagehorizont und das grundlegende Finanzwissen über Finanzrisiken sind nur einige Aspekte.

Frage Sie doch mal konkret, ob sie bereit ist kurzfristig einen Betrag x zu verlieren (sagen wir mal 20-30% der potenziellen Anlagesumme, was eine moderate Korrektur am Aktienmark wäre) und zwar über einen längeren Zeitraum.

Wenn nicht, dann sollte man eher auf Produkte schauen, deren Ziel der Kapitalerhalt ist und die sich bei Bedarf jederzeit liquidieren lassen. Auch wenn diese keine grossen zu erwarteten Renditen haben.

 

 

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 13:00
Yakari und Natman mögen das
Maschinist
(@maschinist)
Maschinist
Veröffentlicht von: @buergy02

Hallo zusammen,

bisher bin ich immer nur stiller Mitleser dieser wunderbaren Seite gewesen, die mich übrigens erst zum Investieren in ETFs und Aktien gebracht hat! Dafür einfach mal Danke!

 

Jetzt zu meiner Frage:

Es geht um meine Mutter die knapp 70 Jahre alt ist. Ihr wurde ein Bausparvertrag gekündigt, das Geld benötigt sie momentan nicht für ihre laufenden Kosten. Jetzt stellt sich natürlich die Frage was machen mit dem Geld?

Mein Plan wäre in einen ausschüttenden World-ETF oder besser noch in diverse Diividenden Aristokraten zu investieren (um hier mindestens 3-4% Dividendenrendite zu erzielen).

Allerdings macht mir das Risiko etwas Sorge, da dieser Plan ja auf einen relativ langen Anlagezeitraum ausgelegt ist. Mein Gedanke wäre zumindest durch eine relativ hohe Dividendenrendite zumindest etwas Gewinn zu machen, Kurssteigerungen wären dann noch das Sahnehäubchen!

Was meint Ihr zu meinen Gedanken? Guter Plan oder eher eine schlechte Idee? Lieber das Geld ausgeben solange man noch was davon hat?

 

Vielen Dank schonmal für Eure Bemühungen!

 

Herzlich Willkommen buergy02,

ich war vor ca. 2 Jahren (leider) in der gleichen Situation.

Vater gestorben. Der hatte bisher die Finanzen für beide geregelt. In dem Fall waren das ca. 70% Tagesgeld, CA: 15% Aktien und 15% Bausparverträge.

 

Zielstellung: Monatlicher Cashflow zusätzlich zur Rente erhöhen und Vermögen real mindestes erhalten. Emotionalität auch für mich bei dem ganzen Thema möglichst niedrig halten (da "heiliges" Vermögen der Eltern, die hart dafür gespart haben).

In meinem Fall kam beim Durchrechnen heraus, dass meiner Mutter eine 3-4% jährliche Aktiendepotentnahme als Unterstützung zur Rente ausreicht und zu Beginn zusätzlich einmalige fünfstellige Ausgaben anstehen (PKW Update und Hausrenovierung).

 

Das heißt wir haben die Bausparverträge und alle unnötigen Versicherungen gekündigt und dann ca. 80% des Vermögens in einige passive Vanguard Aktien ETF gepackt (dabei Asien Pacific, Emerging Markets und England im Vergleich zu USA übergewichtet, da deutlich günstiger bewertet und damit auch mehr Dividendenrendite). (Fast) Keine Einzelaktien, da möglichst wenig Emotionalität.

Als einzige Abweichung davon habe ich 10% des Vermögens vor knapp einem Jahr davon in Summe in Bitcoin und Ethereum ETFs umgeschichtet, da damals einfach massive Chance).

Die restlichen 20% Ihres Vermögens ist die Bargeldreserve zur Ihrer direkten Verfügung. Damit dann Autokauf, Hausrenovierung plus die ersten ca. 2 Jahre Supplementierung des Renteneinkommens.

Das Depot hat sich (natürlich auch durch Glück) fantastisch entwickelt (zum guten Teil Krypto, das ich gegen Jahresende bei weiter laufendem Bullenmarkt zum großen Teil auflöse und dann auch primär in passive Aktien ETF umschichte.

Die Depotentnahmerate war durch die Bargeldreserve bisher null und wird ab nächsten Jahr dann starten.

Die Depotschwankungen interessieren meine Mutter nicht, da sie nicht nachschaut und ich Ihr Depot verwalte und sie das Thema Aktienmarktschwankungen auch verstanden hat.

Wenn wir doch einmal über den Depotwert sprechen, ziehe ich immer ca. 20% plus komplette Krypto ETF Steuer ab, wenn ich Ihr die Summe nenne, damit ich beim nächsten Mal keine niedrigere Zahl nennen muss, falls es negativ schwankt (dadurch nehme ich noch mehr Emotionalität heraus).

 

Meine Mutter ist super happy mit dieser Lösung.

 

Das hat allerdings nur funktioniert, da die geplante Entnahmerate schon zu Beginn klein war (bis 4% jährlich sind aktuell ok). Wer zum Beispiel plant jährlich 10% des Vermögens zu verbrauchen, kann so gut wie nichts in Aktien anlegen.

Jährliche Inflation wird nach meiner Einschätzung in den nächsten 10 Jahren locker ca. 5% pro Jahr betragen, dass heißt wie in den 70er Jahren letztes Jahrhundert und damit realer Geldwert in 10 Jahren halbiert. Zusätzlich das Risiko, dass es noch mehr wird.

Zum realen Vermögenserhalt und auch zur Vermehrung (das heißt auch Erhalt des Lebensstandards im Alter) führt langrfristig nichts an einem breit gestreuten Sachwerteportfolio vorbei.

Viele Menschen haben nicht verinnerlicht, das Bargeld auch eine eigene Vermögensklasse ist, wie alle anderen. Und das ist aktuell und in den nächsten Jahren diejenige, in die die ich persönlich absolut gar nichts "investieren" würde. 

Schönen Tag

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 13:17
viper2333, Yakari und Natman mögen das
buergy02
(@buergy02)
Aktiver Freiheitskämpfer

Danke Euch für die schnellen und fundierten Antworten.

Das große Problem wird sein einen Crash auszuhalten, darüber habe ich aber noch nicht so ausführlich mit ihr gesprochen, wie sie das verkraften würde...

Deshalb aber auch meine Überlegung eine relativ hohe Dividendenrendite zu erzielen, damit zumindest jährlich was aus dem Investment aufs Konto kommt und ausgegeben werden kann.

Außerdem denke ich, dass die Dividendenaristokraten ihre Historie fortsetzen wollen und auch in schlechten Zeiten versuchen werden die Zahlungen aufrecht zu erhalten.

Natürlich ist das keine Garantie aber ein bisschen Optimismus gehört ja schließlich auch dazu!

 

Auf jeden Fall muss ich das Thema Börsencrash nochmals genauer mit ihr besprechen! 

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 16:17
Natman und Yakari mögen das
buergy02
(@buergy02)
Aktiver Freiheitskämpfer

@roman 

Hallo Roman,

an was für Produkte denkst Du da zum Kapitalerhalt? Die müssten ja bei der aktuellen Inflation um die 4-5% im Jahr erwirtschaften. Oder sehe ich das falsch?

 

Viele Grüße!

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 16:20
Yakari mag das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @buergy02

Außerdem denke ich, dass die Dividendenaristokraten ihre Historie fortsetzen wollen und auch in schlechten Zeiten versuchen werden die Zahlungen aufrecht zu erhalten.

Du hast bei Einzelwerten immer Risiken wie Bilanzfälschung, schlechtes Management etc. Außerdem gibt es einige Firmen, die die Divi zu Corona ausgesetzt haben z.b. Disney. Ist aber trotzdem ein top Unternehmen. IBM hat eine hohe Dividendenrendite aber wäre jetzt kein Unternehmen, in das ich investieren würde.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 16:36
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

@buergy02 

Kapitalerhalt bezieht sich auf das Anlageziel, wonach Finanzdienstleister gemäss MIFID ihre Produkte klassifizieren müssen. Das sind in erster Linie Produkte mit hohen Bondanteilen und konservativ gemanagte Multi-Asset-Fonds, die eine niedrige Volatilität haben. Eine Garantie wird man nirgendwo bekommen, dass damit risikoarm Inflationsraten von 4-5% kompensiert werden können. Aber wahrscheinlich kann man damit der Geldentwertung etwas entgegenwirken.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Oktober 2021 17:15
Natman mag das