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Finanzbudget in der Freiheit

Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

Ich habe den Schritt gewagt und mich aus dem Berufsleben verabschiedet. Ich lebe jetzt hauptsächlich von Dividenden und Kapitalerträgen.

Was mich interessiert ist, wie Leute die in einer ähnlichen Situation ihr Kostenbudget managen und dabei ihr Investmentportfolio steuern.

Der allseits bekannte und häufig diskutierte Ansatz aus der amerikanischen Trinity-Studie ist das Vermögen in Indexprodukte zu investieren und jährlich einen gewissen Prozentsatz zu entnehmen (4%-Regel).

Aus für mich guten Gründen ist mein Ansatz nicht dieser, sondern ein Mix aus passiven Erträgen (Dividenden) und aktiver Portfoliobewirtschaftung, was kurzfristiges Trading einschliesst.

Meine aktuellen Grundregeln für einen nachhaltigen Kapitalerhalt sind folgende:

Ebene 1) Die monatlichen Lebenskosten sind durch den prognostizierten durchschnittlichen Cashflow aus Dividendenerträge abzudecken.   

Ebene 2) Monatliche Unterdeckungen bei Ebene 1 sowie Kosten für sonstige Ausgaben sind durch realisierte Gewinne aus Kapitalerträgen zu decken.

Ebene 3) Mittelfristige Unterdeckungen aus Ebene 2 sind durch unrealisierte Gewinne abzudecken.

Wer hat jemand einen ähnlichen oder vielleicht ganz anderen Ansatz sein Budget zu tracken und mit seinem Investmentmodel zu verbinden?

Andere Meinungen?

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 13. März 2021 09:25
Ste Fan
(@ste-fan)
Verdienter Freiheitskämpfer
Veröffentlicht von: @roman

Wer hat jemand einen ähnlichen oder vielleicht ganz anderen Ansatz sein Budget zu tracken und mit seinem Investmentmodel zu verbinden?

Andere Meinungen?

Die Trinity Studie oder irgendwelche anderen allgemein diskutierten Ansaetze sind ja eher nur als Hinweise zu verstehen welche denjenigen die noch ueber keine eigenen Erfahrungswerte verfuegen mal einen gewissen (moeglichen) Rahmen aufzeigen.
Wenn jemand ein paar Jahre investiert hat laeuft ja alles auf der individuellen Ebene - man kennt ja seine eigenen Resultate ueber mehrere Jahre (sollte kennen).
Hast du z.B. deinen Ansatz durchdacht und die Risiken fuer dich irgendwie bewertet und als tragbar empfunden (Ebene 3 ist ja faktisch Kapitalverzehr) passt der fuer dich ja.

Sonstige Ausgaben unter 3. sagen mir jetzt nichts - fuer mich hiesse es allg. eher dass die normalen Lebenkosten gedeckt sein sollten...und eine Sondersituation mit Sonderausgaben dann eben individuell betrachtet werden muss.. wenn halt gerade ein Crash stattfindet koennte man (falls moeglich) das neue Auto verschieben, etc...

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Veröffentlicht : 13. März 2021 10:45
Roman mag das
Temprano
(@temprano)
Verdienter Freiheitskämpfer

Mit welcher Dividendenrendite rechnest du?

Hast du noch weitere Vermögenspositionen außerhalb von Aktien/ETFs?

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Veröffentlicht : 13. März 2021 10:56
Roman mag das
Judge Dredd
(@judge-dredd)
Freiheitskämpfer Gold

erstmal herzlichen Glückwunsch zur finanziellen Freiheit! Aus welcher Branche kommst du beruflich denn? Es wäre bestimmt super spannend mal ein entsprechendes Millionärsinterview von dir zu lesen. Für alle die ,wie ich, noch auf dem Weg sind, wäre es super wenn wir von dir viel Input und Ansporn mitnehmen könnten.

 

Hast du ETFs und Einzelaktien für den passiven Teil? Was mich noch interresiert:  wie lange hast du für die FI gebraucht (wenn die Frage zu persönlich ist, schreibe ich auch gerne per PN).

 

Schönen Samstag!

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Veröffentlicht : 13. März 2021 11:10
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

@Ste Fan:

Die Portfoliorisiken unter Kontrolle zu haben ist in der Tat ein wichtiger Aspekt in Bezug auf Nachhaltigkeit. Das Portfolio selbst halte ich für ausreichend diversifiziert (siehe unten) und tragbar bezüglich des Sequence of Return Risk halte ich eine Liquiditätsreserven von ein paar Jahren für Lebenshaltungskosten plus Kapitalpuffer zum Nachkaufen sollten die Märkte schlecht laufen. Das Portfolio performt ähnlich wie ein weltweiter Equity ETF jedoch mit geringerer Volatilität.

Womit ich noch hadere ist mein Ausgabenbudget zu definieren in Abhängigkeit von der erwarteten, realisierten und unrealisierten Erträge, deshalb die o.g. Grundsätze als ein Annäherungsversuch.

Ebene 3 kann Kapitalverzehr sein, d.h. bei schlechter Marktentwicklung wenn unrealisierte Gewinne abschmelzen oder gar Buchverluste entstehen. Grundsätzlich nicht schlimm, wenn der Dividendenanteil hoch ist um Lebenskosten zu decken und Verkauf von Investmentpositionen zu vermeiden. Richtig wie du geschrieben hast, in einem solchen Fall sollte man natürlich auch einen Autokauf zurückstellen.

@Temprano

Die erwartete durchschnittliche Dividendenrendite meines Portfolios ist aktuell 5.2%, die erwartete Gesamtkapitalrendite irgendwo in der Nähe des langfristigen Durchschnitts bei 7-8%. Die Portfolioanteile sind ca 10% Bonds (ETFs/CEFs), 15% Edelmetalle / Rohstoffe und 75% Aktien (ca. 70 Einzelpositionen). Darüber hinaus habe ich noch zwei Immobilien die ich selbst bewohne.

@Judge Dredd

Vielen Dank. Meine Geschichte habe ich bereits im Millionärsinterview Nr. 16 geteilt. Die Entscheidung zu RE habe ich Ende 2020 getroffen. Kann aber nicht ausschliessen, dass mir es mir nochmal überlege ;)

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Themenstarter Veröffentlicht : 13. März 2021 13:11
Praezisionsminister, igor, Natman und 2 User mögen das
Judge Dredd
(@judge-dredd)
Freiheitskämpfer Gold

@roman

Danke für die Antwort, super das wusste ich nicht. Lese ich mir nacher noch mal durch. Schönen Samstag 

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Veröffentlicht : 13. März 2021 13:13
Natman mag das
langfristinvestor
(@langfristinvestor)
Verdienter Freiheitskämpfer

Ein vielleicht interessanter Blog für dich, der sich mit Entnahmestrategien und dem Leben als Rentier widmet ist: https://earlyretirementnow.com/2020/10/14/dividends-only-swr-series-part-40/

Geschrieben von einem Deutschen, der in den USA in Ökonomie promovierte, danach bei der FED und dann einer Großbank im Asset MM arbeitete.

Der Blog befasst sich genau mit den Fragen, die du oben gestellt hast.

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Veröffentlicht : 13. März 2021 13:41
Praezisionsminister und Roman mögen das
Ste Fan
(@ste-fan)
Verdienter Freiheitskämpfer

@roman
Das Problem ist dass man sich um die zukuenftigen Ertraege zwar alle moeglichen Gedanken machen kann, die Ungewissheit allerdings das einzig sichere ist. Was man weiss sind die vergangenen Ertraege sowie die Returnverteilung ueber die Jahre und man antizipiert/hofft dass das in aehnlicher Weise weiterlaeuft. Ich denke mal das die moeglichen Randbedingungen fuer dein Ausgabenbudget so umfangreich sein koennen dass du da zu keinem Ende kommst.
Mein Ansatz ist/war dass die Vergangenheit die Baseline darstellt ist welche dann um Sicherheitspuffer/Szenarien erweitert wird welche abgedeckt sein sollten..machst du ja auch mit deiner Liquiditaetsreserven wegen SoR, etc.
Laeuft alles im "normalen" Rahmen ab passt das Budget - kommt in irgendeiner Art der Schwarze Schwan wird er mit Sicherheit was sein was man so eh nicht auf dem Schirm hatte.
Ich denke mal das die Entscheidung ob dann Kapitalverzehr oder Guertel enger schnallen (Fall 3) nur in Kenntnis der Situation entschieden werden kann.
Ist vielleicht ein kleiner Vorteil von einem aktiveren Investitionsstil - man kann auf Unbekanntes flexibler reagieren.

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Veröffentlicht : 13. März 2021 13:49
Judge Dredd, Roman und Natman mögen das
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

Wenn ich eure Kommentare reflektiere dann erscheint mir der beste Ansatz zu sein die Dividenden und realisierten Gewinne über das Jahr zu kumulieren und am Jahresende für das kommende Jahr "auszuschütten". Damit ist das Budget theoretisch klar. Im Falle eines negativen Assetvalues im Portfolio muss der reduzierte Portfoliowert durch den Kapitalpuffer "aufgefüllt" werden (was ggf auch dazu führt, dass dass das künftige Dividendeneinkommen erhöht wird).

Was dem entgegensteht sind die Opportunitätskosten für das Guthaben, wenn das Cash keine Erträge generiert. Evtl. sollte ich das in Kauf zu nehmen, da mit dem unterjährigen Re-Investieren das Risiko einhergeht, wenn diese Gelder durch Kursverluste dezimiert werden (und damit zur Entnahme im nächsten Jahr nicht zur Verfügung stehen).

 

 

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Themenstarter Veröffentlicht : 13. März 2021 14:36
Ste Fan, Judge Dredd und Natman mögen das
Natman
(@natman)
Freiheitskämpfer Gold

@roman

Eine Verständnisfrage habe ich. Euer Vermögen ist ja hoch genug, dass einer "sicheren" Entnahmerate von 3-3,5% nichts entgegensteht oder? Bei einem langen Bärenmarkt oder einem Crash ist der Entnahmebetrag geringer, dies hast du aber mit den höheren Divis, dem aktiven Trading und dem Cash Anteil abgefedert. Also gibt es nur das Risiko dass man mit Ü50 wieder arbeiten muss und in der Finanzkrise ist das schwierig. Aber ich denke soweit wird es nicht kommen oder man kann dies durch kleinere Zubrote abdecken (?).

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Veröffentlicht : 13. März 2021 15:53
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

Eine statische Entnahmerate von 3-3.5% ist ausreichend, aber wie geschrieben möchte ich meinen Ansatz etwas dynamischer und präziser gestalten.

Wieder arbeiten zu müssen wäre für mich nicht das Problem, evtl. werde ich auch eine Tätigkeit annehmen die Spass macht und sinnvoll ist, ohne finanziellen Druck. Unabhängig davon werde ich FI mit allen Mitteln verteitigen und wenn es hart kommt, kann ich noch weitere Einkommensquellen aktivieren, z.B. die Vermietung einer Immobilie, sowie Kosten reduzieren. Das gibt mir einen gewissen "peace of mind"...

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Themenstarter Veröffentlicht : 13. März 2021 16:34
Judge Dredd und Natman mögen das
Homer J.
(@homer-j)
Aktiver Freiheitskämpfer

Hey @roman,

könntest Du etwas mehr im Detail auf Deine asiatischen Reits und Einzelaktien eingehen? Dein Interview und die anschließende Diskussion habe ich mir angesehen, aber seitdem hat sich bestimmt einiges getan.

Ich decke Asien bisher nur über ETF ab, würde das aber gerne um den einen oder anderen Dividendentitel erweitern. Daher bin ich für Anregungen dankbar. Speziell asiatische Reits finde ich schwierig einzuschätzen.

Meine einzige asiatische Einzelaktie ist Samsung, die ich vor etlichen Jahren gekauft habe. Hat sich ganz gut entwickelt und die Netto-Dividendenrendite ist inzwischen sehr ordentlich.

Vielen Dank für die Rückmeldung und schönen Sonntag.

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Veröffentlicht : 14. März 2021 09:47
Judge Dredd
(@judge-dredd)
Freiheitskämpfer Gold

Schließe mich Homers Frage an, besonders spannend wäre ja Wohnreits aus Asien, habe da bisher nur japanische mit Wohnungen in Tokio entdeckt

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Veröffentlicht : 14. März 2021 10:21
Roman
(@roman)
Freiheitskämpfer Silber

Gerne. Wichtig ist zu wissen, dass ich nicht Top-down in Regionen wie Asien investiere, sondern eher Bottom-up, d.h. screene die Märkte nach mir aussichtsreichen Aktien die neben einer attraktiven Dividendenrendite vernünftige fundamentale Bewertungen aufweisen. Oft sind dies Aktien bei denen fundamentale Faktoren vom Markt irrational bepreist werden.

Ein Beispiel: Als die USA neulich diverse China-Companies geblacklistet hat und das NY-Listing entziehen wollte habe ich bei dem nachfolgenden Kurssturz beherzt zugegriffen z.B. bei China Mobile, China Telekom und CNOOC. Oder durch die politischen Unruhen in HK hat es bei HK-Stocks auch Marktverwerfungen gegeben, die man als langfristiger Investor aussitzen kann. Aktuell kann man m.E. interessante Werte bei Umweltaktien (zunehmend auf die Agenda der Regierung und damit in den Mainstream) und Cementherstellern (abgestraft u.a. durch ESG) finden. Bei all den zuvor genannten bin ich investiert.

Bei asiatischen REITs sind Singapore und HK erste Wahl, da interessante Dividendenrenditen, überwiegend vernünftige Bewertungen und Renditevorteil da keine WHT. Die grossen REITs in Singapore wie Ascendas, Mapletree und Capitaland sind Bluechips und absolut investierbar. Ich würde euch empfehlen auch die REITs anzuschauen, die nicht dort operieren wo sie gelistet sind, z.B. Ascendas India und Mapletree Greater China an der SGX. Akuell wurde ich mir die Hospitality-REITs in Singapore anzuschauen in Hinblick auf den wieder anlaufenden Tourismus. 

Apartment-REITs wirst du an der SGX / HKEX nicht finden. Der lokale Markt ist fast wie in ganz Asien ein Käufermarkt - es wird kaum gemietet.

 

 

 

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Themenstarter Veröffentlicht : 14. März 2021 12:21
Praezisionsminister, Raffus, Natman und 4 User mögen das
Homer J.
(@homer-j)
Aktiver Freiheitskämpfer

Super. Danke für die ausführliche Antwort.

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Veröffentlicht : 14. März 2021 20:56