Hallo zusammen,
ich möchte euch einmal kurz und knapp meine finanzielle Situation darstellen.
Ich bin 33 Jahre alt, meine Frau 32 Jahre. Wir haben keine Kinder, planen aber später mit zwei Kindern.
Ich verdiene in Vollzeit 3000€ netto, meine Frau 2.000€ netto.
Für unsere aktuelles Leben benötigen wir aktuell 3.000€ monatlich.
Da ist dann alles drin (Miete, Lebensmittel, Hobbies, Urlaub, etc.)
Ich habe 450.000€ in einem Welt-ETF sowie 10.000€ als Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto.
Meine Frau hat keinerlei Rücklagen.
Meine Überlegung ist meine Arbeitszeit deutlich zu reduzieren, sodass ich bei etwa 2.000€ netto ankomme. Ich möchte dauerhaft mehr Zeit für Freunde, Familie und Hobbies haben.
Ich würde dann auch gar nichts mehr sparen und investieren, sondern einfach alles zum Leben ausgeben.
Haltet ihr das für zu riskant?
Ich bin da recht entspannt aufgrund der doch hohen Rücklage, oder unterschätze ich die Situation?
Herzlich Willkommen bei den Freiheitskämpfern und Glückwunsch zum hohen Vermögen in Deinem Lebensabschnitt!
Du wirst je nach Lebenssitiuation des Antwortenden wahrscheinlich unterschiedliche Antworten bekommen.
Ein extremer Minimalist könnte Dich z.B. fragen, wieso Du überhaupt noch arbeiten gehst und Ihr euch doch anstelle dessen ultra Einschränken könntet.
Ich selbst bin eher ein Anhänger davon sich etwas (gemeinsam) aufzubauen und das steigender Wohlstand auch sehr lange steigende Möglichkeiten für Dich, Deine Frau und später auch für Deine Kinder bedeutet.
Außerdem bin ich Anhänger der These "Mache Heu, solange die Sonne scheint".
Mit Anfang 30 noch ohne Kinder habt Ihr statistisch unlimitierte Lebensenergie. Es wird Euch beiden nie mehr so leicht fallen wie jetzt Gas zu geben und etwas aufzubauen.
Wenn Du jetzt schon Teilzeit machst, wird Dich Dein Arbeitgeber gedanklich eher auf das Abstellgleis stellen und auch Du selbst, schaffst es später (mit viel weniger freier Zeit durch Kinder und co) und der erlebten Teilzeit immer weniger Dich noch einmal aufzuraffen.
Und da Du Kinder planst, könntest Du diesen spätestens als Teenager deutlich mehr bieten, wenn Ihr viel Reisen könnt oder Ihnen Auslandsjahre ermöglicht.
Als Einzelbeispiel (alle Zahlen in deutscher B-Stadt und inflationsbereinigt auf 2025) habe ich z.B. nach meinem Berufsstart mit Mitte 20 insgesamt 1.300-1.500 Euro im Monat ausgegeben und über 3.000 netto verdient.
Dann als Ehepaar mit kleinen Kindern haben wir gemeinsam grob ca. knapp 4.000 Euro im Monat ausgegeben (inkl. Miete) (und >10k Netto alleine durch zwei Arbeitseinkommen gemeinsam verdient & wir hatten dort schon ein siebenstelliges Vermögen).
Aktuell mit zwei Teenagern im gemieteten Haus geben wir monatlich insgesamt und ganz bewußt ca 6.500 Euro monatlich aus inkl. mehrerer gemeinsamer Reisen im Jahr und wir mieten ein neues Reihenhaus in Laufnähe eines Gymnasiums.
Mit weniger Ausgaben würden wir deutlich weiter von einer Schule / Stadt entfernt leben und könnten den Kindern (und uns selbst) die Welt nicht zeigen. Zwei Kinder bedeuten z.B. jeweils 4 Flugtickets und auch eher ein gemietes Haus anstatt ein Hotelzimmer am Reiseort.
Ich bin jetzt Anfang 50 und danke meinem jüngeren selbst jeden Tag dass ich so gut geplant habe (und auch etwas risikiert habe) und den Vermögensaufbau gerade als Familie auch durchgezogen habe.
Wie gesagt ist das eine Einzelmeinung und das sieht jeder anders und das "Leben und Leben lassen" Motto findest Du hoffentlich hier bei uns an vielen Ecken.
Das Wichtige ist, dass Du und Deine Frau sich auf gemeinsame Ziele einigen könnt und diese dann auch anstrebt. Als Paar ist man so gut wie unschlagbar, wenn man Dinge ähnlich sieht und dann Gas gibt.
Schöne Woche!
Ich bin auch der Meinung, jetzt noch Gas zu geben und mehr Vermögen aufbauen.
450t€ in ETF sind zwar schon ein gutes Polster, aber allzu große Sprünge sind damit auch nicht drin. Wenn ihr später Kinder habt wird mehr Geld nötig sein (größere Wohnung, Essen, Urlaube...) als aktuell.
Deine Frau wird ziemlich sicher nach den Geburten eine Zeit zuhause bleiben und kein Geld verdienen können. Dann ist es sinnvoller für dich, Stunden zu reduzieren um ihr helfen zu können.
Kommt darauf an wieviel Stunden du momentan arbeitest und wie lange dein Arbeitsweg ist, aber ohne Kinder oder sonstige Verpflichtungen sollte trotz Vollzeit noch genug Zeit jeden Tag übrig sein um Hobbies nachzugehen und Freunde zu treffen. Eventuell hast du "Zeitfresser" am laufen, die dir nicht bewusst sind...
Kann mich den Vorpostern anschließen.
450k sind super. Aber bei der Summe, bei deinem Alter bereits deutlich Arbeitsstunden zu reduzieren halte ich noch für keine gute Idee. Wobei wir nicht wissen, in welcher Branche du tätig bist. Gibt es noch deutliches Entwicklungspotenzial? Dann würde ich in dem Alter definitiv nochmal versuchen zusätzlich zu pushen. Anfang 30 bis 40 noch ohne Kinder sind wertvolle Jahre um durchzuziehen. Hast du eine Beamtenstelle, sieht es vielleicht etwas anders aus.
Kennst du die Seite FinanzenErklärt? Hier kannst du dich einlesen, was du grob von 450k - inklusive Teilverkäufen mit einem nahezu ausgeschlossenen Pleiterisiko - erwarten kannst. Das sind 2% - ohne Steuern also ca. 9K/Jahr. Bei Dividenden sieht es ähnlich aus nur mit einer höheren Volatilität, wenn auch nicht so stark wie die Volatilität der Kursschwankungen. Das ist jetzt nur in 2 Sätzen eine ganz grobe Einordnung - nur um irgendeine Zahl in den Raum zu stellen. Diese 9K zusätzlich musst du jetzt selber einordnen - vor allem mit Kindern in der Zukunft. Es ist ein langer Zeitraum bis die Kinder dann auf eigenen Füßen stehen. Und auch du bist noch relativ jung. Es wird noch viel passieren bis du in Richtung Rentenalter ankommst.
Dann ist noch die Frage wie die 450k entstanden sind - nicht komisch verstehen, ich halte es für den komplett falschen Weg, dass man sich für Schenkung etc. rechtfertigen sollte. Kein bisschen sollte man das!Aber es ist was anderes wenn die 450k eine Einmalige Sache waren, oder wenn z.B. 5 Jahren weitere 450k in dein Depot fließen.
Wenn natürlich irgendwann das Depot ein komplettes gutes Nettoeinkommen oder noch mehr abwirft sollte man sich dann tatsächlich Gedanken machen, wie sinnvoll es ist Vollzeit zu arbeiten. Auch mit Blick darauf wieviel man nach "Später" schieben soll, oder eben auf das "Jetzt" verlegt. Am Ende kommt es wie fast immer im Leben auf die richtige Balance an.
Danke für Eure Rückmeldungen.
Also mein Plan ist ja, einfach nichts mehr zu investieren. Der ETF soll natürlich weiterhin wachsen. Wenn ich von den bekannten 7% im Jahr ausgehe, habe ich nach zehn Jahren etwa 900.000€. Bei 3,5% Entnahme oder sagen wir sogar nur 3%, wären das 27k, also über 2k im Monat. Und ich möchte ja weiterhin arbeiten, jedoch deutlich weniger. Bei 3% sollte ich doch bis an mein, hoffentlich spätes, Lebensende auskommen.
Das 450k selbst nicht ausreichen ist mir klar. Aber ich rechne eher mit dem Ergebnis in ca. 10-15 Jahren.
Natürlich weiß ich, dass mir diese 7% niemand verspricht. Aber davon gehen wir alle ja beim Investieren aus.
Aber was ist die Alternative, jeden Monat 1000€ weiter investieren, sind 120k nach zehn Jahren. Viel Geld. Aber macht das den Braten noch fett, wenn ich bereits 900k habe?
Weitere Gehaltssteigerungen sind bei mir nicht möglich.
Zu den Kindern, was kostet ein Kind durchschnittlich die ersten sagen wir 15 Jahre? Kindergeld müsste man auch gegen rechnen.
Zu meinem Vermögen
300k sind selbst gespart und erarbeitet.
150k sind Kursgewinne
Ich investiere Stück für Stück seit 2020.
Zu den Kindern, was kostet ein Kind durchschnittlich die ersten sagen wir 15 Jahre?
Der erste Google-Treffer sagt: "Laut Statistischem Bundesamt belaufen sich die durchschnittlichen Gesamtausgaben pro Kind in Deutschland bis zur Volljährigkeit auf rund 160.000€."
Kommt mir realistisch vor (umgerechnet 370€/Monat), wenn man auch den Wohnraum und Kinderbetreuung mit in die Rechnung einfließen lässt.
Hi @daniel123
Wie gesagt, den Ausblick aus sozialer Sicht habe ich Dir oben schon gegeben. Kinder kosten zu Beginn nicht viel wenn Ihr genug Wohnraum habt. Später aber schon je nach gewünschtem Lebensmodell.
- Wenn Deine Frau wegen der Kinder einige Jahre nicht mehr arbeitet, müsstet Ihr schon früher Kapital entnehmen oder?
- Ich kenne Dein Depot nicht aber 7% reale Wertsteigerungen (nach Inflation und nach (Vor)- Steuerabzug) finde ich für einen Welt ETF mit aktuell mehr als 70% US Anteil bei der aktuell hohen US Marktbewertung zu positiv und in der Vergangenheit ist das bei Absprungbasis Shiller Cape ca. 38 wie in den USA nicht eingetreten. Bei einer so hohen Ausgangsbewertung kann die Realrendite auch ohne Probleme 10 Jahre lang null betragen. (hier imaginäres T-Shirt mit Aufdruck: "50% Crashs 2003 + 2008 - Ich war dabei" vorstellen ;-) ).
- Bei der gedanklichen Kapitalentnahme später auch die Steuern beachten. Für 2K monatliche Entnahme bei 3.3% Entnahmerate brauchst Du bei 25% Steuer eine Million Euro. Über 3,3% gedanklicher Entnahmerate würde ich in eurem jungen Lebensabschnitt und der aktuell hohen Aktienmarktbewertung als Plan nicht gehen.
- Wenn Ihr mit Lebensort Deutschland plant, werden die Lebensbedingungen auch auf der Kostenseite in den nächsten Jahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch etwas rauer. Sozialkassen sind leer, Rüstungsausgaben müssen steigen, Wirtschaftswachstum null. Zweite Inflationswelle wie auch in den 70er Jahren für mich damit wahrscheinlich die nur teilweise bei den Gehältern ausgeglichen wird. Ist keine Schwarzseherei sondern einfach Realwirtschaft und ich würde deshalb hier noch einen Puffer einbauen.
- Aktuell erzeugen Deine 450k real nach (Vorab)-Steuerabzug bei angenommener 4-5% Realrendite ca. 1500- 1800 Euro pro Monat. Eure aktuelle Sparleistung ist mit 2.000 Euro monatlich noch größer und der Zinseszins daraus noch deutlich relevant für eure nächsten 50+ Jahre
Mir persönlich wäre es in Summe zu knapp und hinten raus limitiert Ihr euch als Familie. Aber es ist euer Leben und hier ist jedes Lebensmodell willkommen das einen freiheitlichen Weg gehen möchte.
@daniel123 also ich finde deinen Satz etwas seltsam, wo du geschrieben hattest, dass im Arbeitsumfeld bei dir nicht mehr möglich ist. Ich würde da sehen, ob man nicht durch einen Job- / Branchenwechsel mal deutlich mehr netto holen kann. Dann kann man auch leichter reduzieren . Zweitens habe ich als Vater von 3 Kindern den direkten Vergleich zwischen DINK und gutverdienend, aber die Kinder kosten. Ich würde persönlich nicht unter 4k netto (ohne Depoterträge / Dividenden / Verkäufe) rechnen, aber das ist sehr individuell und kommt auf die täglichen Ausgaben an. Früher noch ohne Kinder hatten wir 7-8k netto verdient und konnten wirklich alles außer die Lebenshaltungskosten investieren, aktuell trotz mehr Einkommen geht nicht viel mehr als 25%-30% der Einnahmen. Wir sind aber als Familie nicht wirklich sparsam, das kann einiges ändern.
Früher noch ohne Kinder hatten wir 7-8k netto verdient und konnten wirklich alles außer die Lebenshaltungskosten investieren, aktuell trotz mehr Einkommen geht nicht viel mehr als 25%-30% der Einnahmen. Wir sind aber als Familie nicht wirklich sparsam, das kann einiges ändern.
Ich finde man kann den Lebensabschnitt mit Kind(-ern) nicht wirklich vergleichen mit der DINK Situation. Die Lebensumstände sind einfach komplett verschieden und man macht andere Sachen.
Ohne Kinder haben wir mehr Fernreisen gemacht, hatten zusätzlich noch zwei Motorräder, waren abends mehr unterwegs... Deswegen geben wir jetzt mit Kindern nicht deutlich mehr Geld aus als vorher.
Zu den Kindern, was kostet ein Kind durchschnittlich die ersten sagen wir 15 Jahre? Kindergeld müsste man auch gegen rechnen.
Orientiere dich doch fürs erste an der Düsseldorfer Tabelle, die du leicht googlen kannst. Und vergiss nicht, dass auch Teenies im Alter von 15 bis 18 Jahren (und darüber hinaus) Kosten produzieren (bestimmt keine geringen)! ;)
Ich kann dir keinen Rat geben, finde die hier vorgebrachten Argumente alle sehr klug. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass ein teilweiser Ausstieg aus dem Erwerbsleben /Reduzierung auf Teilzeit nicht unumkehrbar ist. Also wenn du nach einiger Zeit merkst, es haut nicht hin, kannst du ja wieder einsteigen - ob am bisherigen Arbeitsplatz oder in einem neuen Job; wenn man will, findet man Lösungen!
Aber was ist die Alternative, jeden Monat 1000€ weiter investieren, sind 120k nach zehn Jahren. Viel Geld. Aber macht das den Braten noch fett, wenn ich bereits 900k habe?
Nichts ist ungewisser als die Zukunft ;) Ich würde an deiner Stelle nicht so fest davon ausgehen, dass das alles so läuft wie du es dir gerade schön ausmalst. So wie ich das sehe, kalkulierst du hier mit einer Art Best-Case Szenario, weil es sich so halt gut anfühlt. Bei einer robusten Zukunftsplanung musst du dir aber gerade über die theoretisch schlechteren Zukunftspfade Gedanken machen - wenn es besser läuft verlierst du ja nichts. Also eher die Denkrichtung umkehren und folgende art Frage stellen: Was muss passieren, damit es sicher schief geht? Und für wie wahrscheinlich hältst du die einzelnen Pfade.
Hier mal ein paar Klassiker:
- Crash am Aktienmarkt mit > 50% in den nächsten 10 Jahren. Dann sind es halt keine 900k.
- Lebenshaltungskosten steigen stärker als geplant z.B. wegen:
- Inflation. Du bist zwar global investiert, lokal kann die Inflation aber durchaus so hoch sein, dass deine Rendite real negativ wird.
- Ihr plant ein Kind, kann aber passieren, dass es Zwillinge werden. Kann auch passieren, dass das Kind aufwändige Betreuung braucht, aus welchem Grund auch immer.
- Miete steigt exorbitant aus diversen Gründen.
- Wenn man nicht verbeamtet bist, besteht immer latent die Möglichkeit zumindest temporär ein Einkommen zu verlieren.
- Eigene Krankheit. Kann auch bei mittelfristiger temporärer Erkrankung zum Problem werden, wenn finanziell auf Kante genäht wurde.
- Änderungen im Steuersystem, Vermögensabgaben ect.
- Usw...
Nicht falsch verstehen, 450k mit Anfang 30 ist wunderbar. Es ist eine tolle Ausgangssituation, aber für mein dafürhalten definitiv zu wenig um sich jetzt schon darauf "auszuruhen". Dafür ist das Leben einfach zu ungewiss. @Maschinist hat es schön zitiert: "Heu machen, wenn die Sonne scheint". Dein späteres Ich wird es dir danken und du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen.
Weitere Gehaltssteigerungen sind bei mir nicht möglich.
Hier muss ich einfach widersprechen. Gehaltssteigerungen sind grundsätzlich immer und bei jedem möglich, der in Deutschland lebt, die Grundrechenarten beherrscht und Lesen und Schreiben kann.
In Österreich gab es 2022 eine große Kostenanalyse, was ein Kind bis zum 18 LJ im Schnitt kostet. Da war man dann locker bei durchschnittlich 160k bis 180k pro Kind.
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass das bei mir locker flockig 50% bis 70% mehr waren. Mit Privatschule ab 14, mehrwöchiger Reise um die halbe Welt nach der Matura (Abitur), Führerschein und einigen anderen Sonderposten, teilweise schon in eigener Wohnung (mit ersten Langzeit Freund) und jetzt Auslandsstudium (Kind ist jetzt 21).
Anmerkung: unter Langzeit Freund versteht man in dem Alter alles über 1 Jahr Beziehung)
Hier muss ich einfach widersprechen. Gehaltssteigerungen sind grundsätzlich immer und bei jedem möglich, der in Deutschland lebt, die Grundrechenarten beherrscht und Lesen und Schreiben kann.
Nicht nur das, es kann auch ein Mindset Problem sein, kein gutes Verkaufen von dir oder man in der falschen Arbeitsumgebung ist. Ferner ein Glaubenssatz aus der Kindheit.