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Aktuar DAV Ausbildung machen? schwere Entscheidung

FinancialStrategy
(@financialstrategy)
Verdienter Freiheitskämpfer

Hallo,

vielleicht kommt ja jemand aus der Branche oder kann einen Rat geben. Ich bin momentan bei einem Software und Beratungshaus in der Versicherungsbranche tätig. Bei uns ist es fast Standard, dass die Mitarbeiter die Ausbildung zum Aktuar DAV machen (quasi Aufbau aufs Mathestudium für Versicherungsmathematiker).

Man hat mir zum Einstieg vor ein paar Monaten 52.000 brutto geboten. 

Die Aktuarsausbildung kostet ca. 12.000 € plus Hotel und Reisekosten (ICE), diese wird übernommen, Seminare sind bezahlte Arbeitszeit. Nach der Ausbildung hat man schon einen Gehaltssprung und aber vor allem die Möglichkeit evtl. zu wechseln.

 

ABER

Man muss die Ausbildung abschließen und 2 Jahre für das Unternehmen als Aktuar arbeiten, sonst muss man die Kosten zurückzahlen, man bindet sich somit Jahrelang, da die Ausbildung mindestens 3 Jahre dauert +2 Jahre.

Die Meinungen gehen auseinander, viele meinen die Versicherungsbranche bietet keine so guten Karrierechancen mehr und es gibt zu viele Aktuare, in dem Fall wäre vielleicht die allgemeine IT besser..

Das lernen auf die Prüfungen an sich ist unbezahlt und aufwendig, somit Verlust an Lebensqualität oder evtl. anderer Chancen.

Gleichzeitig denke ich, dass man hier eine gutbezahlte Nische hat, zumindest von früher her, 38h Woche bei 70-80.000 €, mehr bei Teamleitung etc., Gleitzeit, Homeoffice, alles sehr entspannt..

 

Hat hier jemand einen Rat für jemand der noch eher am Anfang seiner Berufslaufbahn steht, oder kommt vllt sogar aus der Versicherungsbranche oder IT?

Zitat
Themenstarter Veröffentlicht : 20. Januar 2020 19:58
Maschinist mag das
Schlagwörter für Thema
SweetNSour
(@sweetnsour)
Freiheitskämpfer Gold

@FinancialStrategy

Habe 26 Jahre IT (Software-Entwicklung) hinter mir. Im nächsten Leben werde ich definitiv Chemiker! 

image
AntwortZitat
Veröffentlicht : 20. Januar 2020 21:49
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold

Im folgenden möchte ich mal schauen was es kosten würde, wenn du das Studium selbst bezahlst, um dich nicht 5 Jahre binden zu müssen:

Kosten: 
https://aktuar.de/Dateien_extern/DAV/005_PO4_Kosten2019.pdf
Beachte für dich sind die Brutto Preise wichtig. Du kannst dir nicht die Mwst ziehen. Aber diese Ausgaben wirken als Werbungskosten Steuermindernd. 

Da du ein Mathestudium gemacht hast, schau mal §9 ivbm. §11 Punkt a) an. 
https://aktuar.de/regularien/2020-01-01_Pruefungsordnung_4.0.pdf
Du kannst dir die Grundlagenprüfungen, so lese ich das heraus, anrechnen lassen. Dazu nochmal das Kostenblatt näher anschauen. Das sind im besten Fall 7k von den 12.7k. 

Berufserfahrung
https://aktuar.de/regularien/2017-01-01-Berufspraxisordnung-DAV-IVS_final.pdf

Also ich als Laie, lese es so heraus, dass du 3 Jahre Berufserfahrung haben musst. Davon 2 in der richtigen Akutar Position. Die ersten drei Semester sind die Grundlagen, die du dir evtl. auch anrechnen lassen kannst. Dann würde das Studium an sich nicht so lange dauern.  https://aktuar.de/Dateien_extern/DAV/2018-01-01_empfohlene_Pruefungsreihnfolge_PO4.pdf

Bahnfahren
Das Bahnfahren sollte dich, wenn die Termine schon vorher feststehen, wovon schwer auszugehen ist, nicht viel kosten. Siehe hier: 
https://finanziell-frei-mit-30.de/deutschebahn-guenstig-fahren/

Bleibt das Hotel/Airbnb. 

Finanzamt 

Dann wie oben erwähnt ist das noch alles Steuermindernd. 
https://www.grundtabelle.de/Grundtabelle-2020.pdf  
Sprich ca. 30 - 35% der Kosten wirst du vom Finanzamt wieder bekommen. 

Dann rechne nochmal die reinen Kosten, mit der Anrechnung, zusammen. Die erwartete Steuererstattung gegen. Für mich kommt es vor als wäre es fast nichts über 3 Jahre. 

Zu den "Es gibt aber genügend Leute"... Ja das Grün auf der anderen Wiese ist immer Grüner. Wenn du Spaß daran hast und Gut in deinem Bereich bist, ist das völlig wurscht. Weil die Unternehmen kämpfen alle um die besten 10%. Es gibt heutzutage immer noch Frisöre die über 10k im Monat verdienen. 

Was sagt denn dein Herz, eher Finanzen oder IT?

Jetzt überlasse ich den anderen mal das Feld. 

Gruß, 
Pascal 

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Januar 2020 01:09
yok
 yok
(@yok)
Freiheitskämpfer Gold

folge deinem herzen von pascal ist der beste tip, den du bekommen kannst. mach es, wenn dich der job interessierst, zu dem die ausbildung führt. mach es nicht, weil es billiger oder teurer ist.

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Januar 2020 08:13
Der Autodidakt und Maschinist mögen das
Maschinist
(@maschinist)
Maschinist
Veröffentlicht von: @yok

folge deinem herzen von pascal ist der beste tip, den du bekommen kannst. mach es, wenn dich der job interessierst, zu dem die ausbildung führt. mach es nicht, weil es billiger oder teurer ist.

Hallo FinancialStrategy.

Diesem Rat von Pascal und Yok kann ich mich für einen jungen Menschen & Berufsanfänger nur anschließen.

Du wirst in Deinem Beruf sehr wahrscheinlich über viele Jahre erst einmal einen sehr großen Teil Deiner Lebenszeit verbringen. Für die meisten Menschen heißt das, mehr Zeit als mit dem eigenen Partner & Freunden und auch mehr Zeit als mit den eigenen Kindern.

Betreff Lebenszufriedenheit ist es elementar, dass Dir dieser Bereich zumindest zu Beginn so viel Spaß und Freude macht, dass Du Ihn dann auch einige Zeit durchhältst.

Veränderung geht dann immer. Aber am Besten gut geplant und auch als Aufbau/Erweiterung des Bestehenden und nicht (immer nur) Brücken abbrennen, so wie hier beschrieben:

https://freiheitsmaschine.com/2016/08/09/gib-deinen-gutbezahlen-job-nicht-auf-bevor-du-deshalb-brechen-musst/

Der Verdienst ist wichtig aber ich würde Ihn in Deinem Lebensabschnitt beim Berufseinstieg nicht zum alles entscheidenden Punkt machen.

Weil, wenn Du mal richtig drin steckst und zusammen mit Deinem Partner vielleicht einmal die Verantwortung einer Familie ink. eurem finanziellen Wohlergehen trägst, kommt der Punkt durchhalten noch früh genug und damit muss man nicht schon starten.

Schönen Tag

 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 21. Januar 2020 09:57
marsupilami mag das
FinancialStrategy
(@financialstrategy)
Verdienter Freiheitskämpfer

Vielen Dank für die tollen detaillierten Antworten!

Es stimmt am Ende ist es vor allem die Frage was ich längerfristig machen will, bei Verbleib in der Versicherungsbranche ist der Aktuar sehr sinnvoll, man hat mehr Wissen sowie Möglichkeiten aufzusteigen, zu wechseln etc.

Außerhalb der Branche so scheint es, wissen die Leute in Deutschland nicht mal was ein Aktuar ist, folglich würde es einem auch nichts nützen.

(In den USA ist Aktuar einer der 10 bestbezahlten Berufe und sehr bekannt, auch in Asien scheint es sehr angesehen.. hier eher weniger).

@Pascal: Vielen Dank für den intelligenten Vorschlag es selbst zu finanzieren. Ich kann allerdings nur 3 Prüfungen anrechnen lassen, der Normalfall ist sogar Null bei den meisten Absolventen. Meist nimmt man das von der DAV empfohlene Hotel und Essen, sowie Bahntickets, man bekommt dann Rabatt, es sind allerdings teure Hotels und es summiert sich richtig. (Muss man aber nicht).

Es stimmt man könnte es als Weiterbildungskosten von der Steuer absetzen, allerdings wenn ich im Unternehmen bleibe würde ich es mir bezahlen lassen (müsste ich es aber ungeplant zahlen da Wechsel ist wohl der Standard zu verhandeln, dass das neue Unternehmen die Kosten übernimmt, sonst könnte man notfalls aber das Ganze wie von dir beschrieben wenigstens absetzen).

 

@Maschinist: Vielen Dank für die Antwort und finde den Artikel sehr gut. Der Aktuar wäre allerdings keine wirkliche Veränderung, sondern eher ein Aufsteigen, man macht quasi das gleiche auf höherem Niveau, kann leichter Teamleiter werden etc. Oder in der Branche wechseln mit Gehaltssprung. Nachteil ist die Prüfungen sind sehr anspruchsvoll, man steckt viel Freizeit rein und arbeitet nebenher noch. Und man kann nicht mittendrin aufhören, da man dann die Kosten selber tragen müsste. (Ein paar tausend € würde mich nicht ruinieren, aber sehr ärgern.)

AntwortZitat
Themenstarter Veröffentlicht : 21. Januar 2020 21:50
Herr Vorragend
(@herr-vorragend)
Freiheitskämpfer Gold
Veröffentlicht von: @financialstrategy

Meist nimmt man das von der DAV empfohlene Hotel und Essen

Das ist immer noch deine Entscheidung.

Veröffentlicht von: @financialstrategy

Außerhalb der Branche so scheint es, wissen die Leute in Deutschland nicht mal was ein Aktuar ist, folglich würde es einem auch nichts nützen

Das ist Quatsch! Das muss ich so deutlich ausdrücken. 
Du hast eine Ausbildung die dir höchste Analytische Fähigkeiten Bescheinigt, damit wirst du woanders garantiert n Job bekommen. Natürlich sollte man Verkäuferisches Talent mitbringen um die Vorteile der Ausbildung zu Kommunizieren. IT / Pharmazie generell in Industrien in denen Analytische Kenntnisse von Nöten sind wirst du damit ein Job bekommen. Schon allein mit deinem Studium bist du idr. gerne gesehen. Wenn dann noch gute Sozial- und Führungskompetenzen (z.B. in Form eines Erfolgreichen Teamleiters) hinzukommen, wäre das der overkill. 

Psychologie Studenten z.B. sind auch gerne in der IT / Data Analitcs gesehen, deren Studium hat auch sehr viel mit Statistik zu tun. Eine Freundin von mir hat Soziologie Studiert, hat sich ein halbes Jahr vor Udemy gesetzt SQL gelernt und leitet jetzt bei einem Chinesischen Konzern die Progammierabteilung in DE.

Aber das wichtigste hast du ja schon erkannt:

Veröffentlicht von: @financialstrategy

Es stimmt am Ende ist es vor allem die Frage was ich längerfristig machen will

Smile

Gruß, 
Pascal 

AntwortZitat
Veröffentlicht : 22. Januar 2020 00:20